Frühlingslied
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Frühlingslied.
Jede Blume ist ein Ton
In dem Frühlingslied, dem holden,
Jede Blume ist ein Stern,
Uns den Frühling zu vergolden.
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Jedes Rehlein, das im WaldSorglich durch die Blätter lauschet,
Jedes Bächlein, das im Moos
Silbern über Kiesel rauschet;
Jede Lerche, die im Grau
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Uns das Morgenroth verkündet,Jedes Mädchen, das uns hold
Blaue Veilchenkränze windet;
Jeder Schmetterling, der leis
Aus der Blume Nektar trinket,
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Jedes Abendroth, das stillHinter grünem Wald versinket;
Jede weiche Maiennacht,
Wo wir lauschen mit Entzücken,
Wie der warme Tropfen fällt,
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Blatt und Blüthe zu erquicken;
Jeder Demant und Rubin,
Den der Morgen wirft auf Rosen –
Alles sind nur Melodien
In dem Frühlingslied, dem großen.
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Wunderherrliches Gedicht,Wie kein schönres je gewesen –
Doch das Schönste bleibt ein Herz,
Das darin versteht zu lesen.
F. St.