November (Otto Sievers)
November.
Es dampft mein Athem, die Lüfte schneiden,
Entblättert im Garten strecket ihr Bäume
Die nackten Glieder
Und schauet hernieder
Das dem Staub sich gesellte.
Nicht mehr die Windsbraut
Weckt eurer Stimme
Rauschenden Wohllaut,
Des Sturmes entgegen
Mögt ihr die Arme zum Widerstand regen:
Bald bändigt ganz euch Winters stummer,
Gliederumspinnender Todesschlummer.
Vom blauen Himmel mit goldenem Glanz
Umschimmert die Sonne Stamm und Gezweig:
Ihr scheint zu lächeln, froh und zufrieden,
Dem Menschen gleich, dem nach mühvollem Sein
In treuer Arbeit
Ein selbstlos Weben
War euer Leben.
Aus feinsten Fäden Blätter zu wirken
Aus Schnee und Morgenroth Blüthen zu blasen,
Zu wonniger Weide dem Menschenauge,
Mit zartem Stoff goldwangige Hüllen
Und duftigen, süßen Säften zu füllen,
Das war euer Leben,
In treuer Arbeit
Ein selbstlos Weben.
Du aber, o Mensch, erhebe dein Herz
Zu unverdrossener, fröhlicher Arbeit;
Treib Blüthen und Früchte
Zu Freud’ und Frommen
Dem darbenden Bruder!
Nach rüstigem Schaffen die Hand dir sinken,
Dann möge so ein himmlisch Blinken,
So freundlich grüßender Sonnenschein
Dem brechenden Auge beschieden sein.