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Noch eine Elephantengeschichte

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Noch eine Elephantengeschichte
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 482
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[482] Noch eine Elephantengeschichte. Die Zeitung: „Buffalo[WS 1] Democrat“ erzählt folgenden Vorfall mit den Worten eines Augenzeugen: Unlängst besuchte eine Menagerie das Städtchen Johnstwon, Grafschaft[WS 2] Herkimer. Die abreisende Gesellschaft mußte über eine schwache hölzerne Brücke, über welche alle Thiere auch glücklich hinweg kamen bis auf zwei Elephanten, die sich standhaft weigerten, darüber zu schreiten. Sie wurden mehrmals gegen die Brücke getrieben, aber jedesmal schreckten sie zurück, nachdem sie mit ihrem natürlichen Scharfsinn die schwache Struktur derselben untersucht hatten, theils mit den plumpen Füßen vorsichtig probirend, theils mit den Rüsseln prüfend und fühlend, dann in das tiefe Wasser zwischen steilen, dreißig Fuß hohen Ufern hinabblickend. Endlich wurde der Wärter wüthend und stachelte sie mit seinem Eisenstabe zur Verzweiflung, daß sie mit einem eigenthümlichen Brausen des Schwerzes endlich in größter Hast über die[WS 3] Brücke hinwegzukommen suchten. Aber es zeigte sich sofort, wie richtig die Elephanten sich und die Brücke beurtheilt hatten: die Brücke brach krachend zusammen und stürzte beide Thiere in den reißenden, tiefen Fluß hinunter. Der eine ward jämmerlich an den Vorderblättern der Füße und außerdem bedeutend verletzt, der andere kam merkwürdiger Weise ganz unversehrt unten an. Nun entwickelte sich eine Scene, die manchen civilisirten, in der Religion der Liebe erzogenen Menschen beschämen wird. Dem verletzten und gebrochenen Elefphanten ward am Ufer des ziemlich tief gefallenen Wassers eine Art Bett bereitet und der andere angetrieben, der Menagerie zu folgen. Aber keine List, keine Lockung, keine Prügel mit der eisernen Keule vermochten ihn, seinen kranken Collegen zu verlassen. Tag für Tag lag der kranke Elephant, unfähig aufzustehen, und wurde jeden Tag schwächer, Tag für Tag wachte und sorgte der gesunde an seiner Seite. So vergingen drei Wochen, als das Wasser bedeutend zu steigen anfing und drohte, das kranke Thier am Flusse zu ertränken. Der Wärter suchte es daher mit Gewalt fortzubringen um es zu retten. Aber es konnte durchaus nicht aufstehen. Jetzt versuchte der Wärter in seiner Wuth, es durch den Stich einer Mistgabe zur äußersten Anstrengung zu zwingen. So wie dies der gesunde Elephant sah, riß er ihm die Gabel aus den Händen, zerbrach sie in Stücken, schleuderte sie weit weg und über seinen kranken Collegen gebeugt, blickte er mit solcher Wuth und Entschlossenheit um sich, daß der Wärter jeden weitern Versuch für lebensgefährlich hielt. Er bewachte und beschützte den kranken, wehrlosen Freund, bis er todt war und erlaubte bis dahin dem Wärter nie wieder, sich zu nahen. Jetzt, als er sich von dem Tode des Collegen überzeugt hatte, ward er wieder willig und gehorsam und folgte geduldig der Menagerie nach.

Ist hier nicht Verstand, Scharfsinn, Edelmuth, Liebe, wie kaum unter Menschenfreunden?

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bustalo
  2. Vorlage: Graftschaft
  3. Vorlage: dei