Neujahr 1871
Das alte Jahr, – vom Thurm hat’s ausgeklungen,
Aufhorcht im Traum der Dohlen dunkle Schaar,
Und klirrend sind die Pforten aufgesprungen
(Wie Waffen klirrn) von einem neuen Jahr;
In das was sein wird und in das was war,
Und eh’ wir Wunsch und Bitte vorwärts schicken,
Was läg’ uns näher als zurückzublicken.
In welch’ ein Jahr! Es ruht das stille Schaffen,
Vom Rhein zum Niemen klingt es: „zu den Waffen!
Das Unrecht schreit, die Schmach ist unerhört;“ –
Und bis zu dieser Stunde kein Erschlaffen
Seit jenem Tag von Weißenburg und Wörth,
Was ward seit Spichern alles aufgespeichert!
Dreimal vor Metz, in ungeheurem Ringen,
Auf, ab die Mosel fing das Ernten an,
Bis an der Maas in eisernem Umschlingen
An dieses Kranzes blut’gen Aehren hingen
Armeeen: dreimalhunderttausend Mann,
Gefangen all’! Ein Kaiser ging verloren,
Ein andrer: (Kaiser Weißbart) ward geboren.
Hat’s uns gefeit, gewappnet und gestählt,
Du neues Jahr, o woll’ auch das noch geben,
Das Eine noch, das uns allein noch fehlt:
Laß jenen Oelzweig zu uns niederschweben,
Zu allem, was das alte Jahr beschieden,
Du neues Jahr, o gieb uns Frieden, Frieden!