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Neujahr 1871

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Theodor Fontane
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Titel: Neujahr 1871
Untertitel:
aus: Gedichte, Seite 341–342
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
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Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[341]
Neujahr 1871.


     Das alte Jahr, – vom Thurm hat’s ausgeklungen,
Aufhorcht im Traum der Dohlen dunkle Schaar,
Und klirrend sind die Pforten aufgesprungen
(Wie Waffen klirrn) von einem neuen Jahr;

5
Ein Trennungsschnitt ist wieder eingedrungen

In das was sein wird und in das was war,
Und eh’ wir Wunsch und Bitte vorwärts schicken,
Was läg’ uns näher als zurückzublicken.

     In welch’ ein Jahr! Es ruht das stille Schaffen,

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Der Dinge schönes Gleichmaß ist gestört,

Vom Rhein zum Niemen klingt es: „zu den Waffen!
Das Unrecht schreit, die Schmach ist unerhört;“ –
Und bis zu dieser Stunde kein Erschlaffen
Seit jenem Tag von Weißenburg und Wörth,

15
In jedem Kampf aufs Neue ruhmbereichert,

Was ward seit Spichern alles aufgespeichert!

     Dreimal vor Metz, in ungeheurem Ringen,
Auf, ab die Mosel fing das Ernten an,
Bis an der Maas in eisernem Umschlingen

20
Deutschland den Ehr- und Erntekranz gewann;

An dieses Kranzes blut’gen Aehren hingen
Armeeen: dreimalhunderttausend Mann,
Gefangen all’! Ein Kaiser ging verloren,
Ein andrer: (Kaiser Weißbart) ward geboren.

[342]
25
     Das alte Jahr in Kampf und Muth und Streben

Hat’s uns gefeit, gewappnet und gestählt,
Du neues Jahr, o woll’ auch das noch geben,
Das Eine noch, das uns allein noch fehlt:
Laß jenen Oelzweig zu uns niederschweben,

30
Auf den ein jedes Herz jetzt hofft und zählt,

Zu allem, was das alte Jahr beschieden,
Du neues Jahr, o gieb uns Frieden, Frieden!