Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 5, 6)
Herr Amts-Physikus Müller zu Neustadt an der Saale hat in einem der vorigen Hefte dieses Journals die von einem andern Correspondenten geäusserten Bedenklichkeiten über die Beymischung der Pottasche zum Brode, die bey den Beckern der dasigen Gegend gebräuchlich seyn soll, grundlos finden und widerlegen wollen. Ich bin aber von einem Manne, der in der nämlichen Gegend schon länger einheimisch und in den Backhäusern mehr zu Hause ist, als der Herr D., ganz zuverläßig versichert worden, daß sich die Sache allerdings so verhalte und daß die nämliche Praxis auch noch in andern Gegenden des Hochstiftes Wirzburg, wie z. B. um Retzstadt üblich sey.
Herr Amtsphysikus Thomann zu Arnstein, bekannt durch eine Schrift: „Über die physische Erziehung der Kinder“ ist von da nach Mergentheim abgegangen. Das Amt hat an ihm einen thätigen und in der Geburtshülfe besonders geschickten jungen Arzt verlohren.
Folgende Anekdote ist in mehr als einer Rücksicht merkwürdig. In Baunach fiel es den zwey Caplänen aus dem Wirzburgischen Clerus ein, sich mit Errichtung eines Freyheitsbaums einen kurzen Zeitvertreib zu machen. Dabey glaubten sie sich durch Sprünge um denselben einige Bewegung machen zu müssen. Auch mußte ein eben anwesender Capuziner seine Kappe zu einer rothen Jacobiner Mütze darlehnen. Der ängstliche Pfarrer hielt es für nöthig diese Sache an die Behörde nach Wirzburg zu berichten, und dieser Bericht – hatte die Folge, daß die zwey Freyheits-Spieler auf der Stelle von ihren Stationen nach Wirzburg ins dasige Seminar abgerufen wurden, und nun sich der höchsten Ungnade als Strafe für ihren Leichtsinn versichert halten können.
In dem Journal wurden verschiedene Arten der Betteley gerügt, welche im Frankenland, besonders im Hohenlohischen, im Schwange gehen. Auch in Kitzingen ist ein solcher Unfug noch an den sogenannten Klöpfleins-Nächten (welche ihren Ursprung von den ersten Christen haben sollen, da solche ihre geheimen Versammlungen in Höhlen gehalten, und durch das Anklopfen an die Herannahung des heil. Weihnachtfestes[WS 1] erinnert worden.) Es ist zu bewundern, daß von Policeyamts wegen noch keine Vorkehrungen dagegen sind gemachet worden. Unter andern vermischten Weihnachts-Gesängen[WS 2], welche die Kinder zur Nachtszeit, an den Häusern, für ein kleines Geschenk singen, war mir auch folgendes Lied auffallend:
„Jesus ging im Garten, ex gloria.
Dein Blümmlein wollt’ er warten,
Deus Dominus, miserere nobis.
das erste war eine Ilige (Lilie), ex gloria
eine schneeweiße Ilige,
Deus Dominus, miserere nobis.
das zweyte war ein Negelein, ex gloria,
ein rosenrothes Negelein,
Deus Dominus, miserere nobis.
das dritte war ein Veigelein (Veilchen) ex gloria,
ein himmelblaues Veigelein
Deus Dominus, miserere nobis.
das erste war Gott Vater, ex gloria
hat Himmel und Erden erschaffen
Deus Dominus, miserere nobis.
das andere war Gott Sohn, ex gloria,
der trug die Dornen-Kron
Deus Dominus, miserere nobis.
das dritte war Gott Heiliger Geist, ex gloria
der schuf die ganze Christenheit
Deus Dominus, miserere nobis.“
Vom hiesigen Hofe sind die H. H. Hofräthe Steinlein, Pfister, Werner als Commissäre niedergesetzt worden, die mit Zuziehung des Regierungsassessors Stapf die Streitigkeiten des Hochstifts mit Anspach-Bayreut untersuchen sollen, um dadurch den Weg zu einer Ausgleichung zu bahnen. Ein gleiches soll von Seiten des Preußischen Ministeriums geschehen.
Den 5ten December vertheidigte Herr Adam Molitor aus Bamberg, der Weltweisheit Doctor, mit allgemeinem Beyfalle seine Streitsätze aus allen Theilen der Rechtsgelehrsamkeit, und erhielt darauf die juristische Licentiatenwürde. Sein Präses und Promotor war H. Hofrath Gönner. H. Molitor schrieb bey dieser Gelegenheit: de effectu querelae nullitatis contra sententias deuolutiuo. Der unbefangene Beobachter freut sich solcher Auftritte als eines Beweises, daß auch hier junge Leute durch unermüdetes Streben sich emporarbeiten können, ohne eben gereiset seyn zu müssen.
Der bey der hiesigen katholischen Gemeinde bisher gestandene Geistliche, Herr Sauer, ist von dem Fürsten von Bamberg und Wirzburg als Professor der Theologie nach Bamberg berufen worden.
Am 28 Jul. 1792. starb zu Hof Herr J. S. S. Rennebaum, Pfarrer an der Hospitalkirche; vorher dritter Lehrer und dann Conrector des Höfer Gymnasiums, in 48ten Jahre seines Alters.
Am 15 October starb Herr Georg Wilhelm Wipprecht, geheimer Regierungsrath und Lehenprobst im 67 Jahr seines Alters. In seiner vierzigjährigen Dienstzeit bearbeitete er in 142 Bänden das Bayreutische Staats- und Lehenrecht in einer guten Ordnung, und mit den nöthigen Urkunden durchaus belegt; welche Arbeit für das königliche Archiv bestimmt ist. Wir verlieren an ihm einen patriotischen und thätigen Staatsmann, der durch seine Rechtschaffenheit Muster war.
Zu Gunzenhausen starb an der Auszehrung der Anspach-Saynische Administrations- und Proceßrath Herr Fridrich Albrecht Ludwig Enßlin, vom Kloster Auhausen gebürtig, im 36sten Jahre seines Alters. Er hatte 1784 herausgegeben: Lebensbeschreibungen und Gedichte englischer und italiänischer Dichter nebst eigenen Gedichten des Übersetzers. Dessau und Leipzig, Erstes Bändchen.
Bey dem im II Hefte des III B. gelieferten Verzeichniß der Fränkischen Papiermühlen ist S. 234 zu bemerken, daß die Papiermühle des Herrn Eberhard zu Feuerbach noch fehlt, und daß die nächste Papiermühle bey Feuerbach dem Herrn Grafen von Schönborn zu Wiesentheid eigenthümlich zugehört, der zweyte Mann der Madam Waßmann, Bruckmayer, aber nur der Beständner davon ist.
Im 4ten Hefte des dritten Bandes ist S. 471 bey Pommersfelden zu bemerken, daß daselbst zwey Beamten sind: der Justizbeamte heißt Herr Scherer und der Kameralbeamte Herr Kreß, beyde kath.
In einem Heft dieses Journals kam einmahl die Frage vor: Ist in Franken irgendwo das in Baiern gewöhnliche Pferderennen bekannt?
Unter welchen Modificationen in Baiern das Pferderennen gewöhnlich sey, ob es das sogenannte Hennen-Erreiten ist, von welchem in den beliebten Fränkisch. Unterhaltungen im I Th. S. 245. die Rede ist, welches aber im Anspachischen und Bayreutischen abgeschafft wurde, ober ob es in einer| gewissen Feyerlichkeit bestehet, ist mir unbekannt. Ich beschränke mich also bloß auf die ähnliche Gewohnheit, welche in dem Hoch- und Teutschmeisterischen großen Pfarrorte Stopfenheim, eine Stunde von Ellingen gelegen, existiret. Bey dem am Pfingstmontage jedes Jahrs eingeführten Flur- oder Markungs-Ritt rotten sich einige junge Bauernkerls eine halbe Stunde vor dem Dorfe zusammen, verlassen die übrige reitende Gesellschaft, rennen in stärkster Carriere in das Dorf in ein dazu bestimmtes Wirthshaus, wo derjenige, der am ersten kommt und in die Tenne oder den Hausplatz zuerst hineinreitet, 30 kr. und ein freyes Ehrenmahl mit den Gerichtsleuten des Dorfs erhält. Hiebey geschiehet es dann doch bisweilen, daß der letzte den Preis bekommt, indem nicht alle Pferde den ungewohnten Weg zur Hausthüre hinein willig machen mögen, und über dieses Zaudern der Nachkommende den Lorbeer davon träget.
Das Begraben der Toden in Kirchen ist im Anspachischen seit vielen Jahren abgeschafft. Aber auf dem Lande in den Dörfern werden die Toden allgemein in die Kirchhöfe innerhalb des Orts begraben. Der dadurch in Ansehung der Ausdünstung etwan verursachte Schaden möchte so groß nicht seyn, da doch die Toden mit Erde bedeckt sind. Wenigstens kann auf denselben so lange nicht Rücksicht genommen werden, als man dieselben in der Residenzstadt in geöffneten Grüfften hinstellet, wo sie besonders an heisen Sommertagen, die Gegend mit ihrem Modergeruch balsamiren. s. Fränkisches Archiv. I. Th. S. 327.
Folgende Pfarrbeförderungen haben sich in den letzten Monaten ereignet:
Den 30sten März wurde Herr Carl Theodor Christoph Hanft, Cand. reu. Minist. Cob. zum Pfarramt nach Untersimau, in Coburg ordiniret.
Den 11ten May wurde Herr Joh. Friedr. Schröter reu. Min. Cob. Cand. zum Pfarramt nach Eiringshof, in Rittersch. Canton Baunach, zu Coburg ordiniret.
Den 3ten Jun. wurde Herr Joh. Friedr. Jacobi von Eisfeld zum Pfarramt auf die Neustadt am Rennstein zu Hildburghausen ordiniret.
Den 12 Aug. wurde zu Hildburghausen Herr Heinrich Christian Friedr. Bartsch, zum Pfarrer| nach Weitersrod;[1] und Herr Georg Wilhelm Eller zum Pfarrsubstitut nach Manau, im Rittersch. Canton Baunach ordiniret.
- ↑ Dieses Dorf pfarrte sonst nach Bürden; allein S. Durchl. der Prinz Eugen von S. Hildburghausen, dem dieses Dorf gehört, hat einen eignen Pfarrer daselbst angestellt. Dieß ist der erste.