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Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 4, 6)

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Miscellaneen
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 4, S. 768–776
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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VII.
Miscellaneen.


1.

Im ersten Hefte des 4ten Bandes des Journals von und für Franken ganz am Ende ließt man, daß in der Gegend von Mellerichstadt, Neustadt an der Saal, Münnerstadt und Königshofen im Grabfelde, und in den diesen Städtchen zunächst liegenden Dörfern schönes Getraid aller Art gebaut werde, und die Becker demungeachtet das allerelendeste Brod, das nur zu erdenken ist, backen, dahingegen das Brod der Becker in Haßfurt, Gerolzhofen und Volkach wegen seiner Güte bekannt seye. Es wird dabey die Frage aufgeworfen, ob die beygemischte Pottasche, oder venetianische Seife, wodurch das Brod in erst benannten 4 Landstädtchen verdorben werden soll, nicht auch der Gesundheit nachtheilig seye?

 Ich halte es für Pflicht den Irrthum dieser Angabe kund zu machen; denn ob es gleich wahr ist, daß in Mellerichstadt und Königshofen schlechtes Brod gebacken wird, so hat man doch gewiß nicht Grund, das Münnerstädter, und was noch mehr ist, das Neustädter Brod, welches jedem schönen Brode im ganzen Lande an die Seite gestellt werden kann, zu tadeln, da hingegen das Brod zu Haßfurt wahrhaft unter das schlechtere gezählt zu werden verdient.

|  Ganz überflüßig aber ist die Frage wegen der Schädlichkeit beygemischter Pottasche und venetianischer Seife: denn ich getraue mir zu wetten, daß kaum ein Becker in diesen 4 Landstädtchen die venetianische Seife oder Pottasche kenne,[1] vielweniger jemahls einem eingefallen sey, so etwas unter sein Backwerk zu mischen; welches ich um so gewisser behaupten kann, da ich in meinen jüngern Jahren mehr als vielmahl alle Handgriffe der Becker in hiesiger Gegend dergestalt zu sehen Gelegenheit gehabt, daß ich mir getraute, selbsten Brod von allen hier gewöhnlichen Gattungen zu backen.

 Man hat also etwas vermuthet, was ganz ohne Grund ist; und um theils dem Einsender dieser Behauptung seine Sorge wegen der Schädlichkeit dieses Backwerkes, theils fremden Reisenden den Ekel an hieländischem Brode zu benehmen, wird allerdings der Mühe werth seyn, den Ungrund dieses Angebens öffentlich, und zwar zum Zeichen, daß ich bereit seye für meine Gegenbehauptung verantwortlich zu seyn, mit Beysetzung meines Namens bekannt zu machen. Neustadt an der Saal am 22ten März 1792. A. Müller Doctor.


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2.

 Unter den edlen Männern, von denen ihr Journal schon glänzende Beyspiele aufgestellet hat, verdienet der Domherr Heuslein von Eussenheim ebenfalls genennt zu werden. Er interessirt sich ganz vorzüglich und auf eine sehr wohlthätige Art für die Wirzburger Industrie-Schulen. So bestellte er in eine gewisse Dorfs-Schule mehrere Spinnräder, beschenkte an Orten, wo ihn Geschäffte hinführten, die Armen-Fonds. An einem gewissen Orte erhielt eine arme Mutter, die ihr Kind unter freyem Himmel und bey einer strengen Kälte geboren, und im Schurze dahin gebracht hatte, eine ansehnliche Unterstützung von ihm. Dabey zeigt er sich ganz von dem evangelischen Gesetze durchdrungen: was deine Rechte etc.; denn jede seine wohlthätigen Handlungen begleitet er mit dem Verbote: ihn als Geber zu nennen. Aber desto lauter ruft dennoch die getröstete Menschheit auf: das ist der Edle, dessen Vergnügen ist, wohl zu thun, wo er kann. Nur so werden die religiösen Absichten unserer Vorältern gerechtfertiget.


3.
Aus Franken den 24 April. 
 Auf meiner Reise traf ich zu eben der Zeit in der Hauptstadt Wirzburg ein, da man dort die Trauerfeyer für den höchstseel. Kaiser Leopold den II beging. Die Gelegenheit ein Zuschauer davon zu| seyn, konnte mir nicht erwünschter kommen, und ich wohnte derselben in der Domkirche bey. Da erschienen 4 Äbte im kirchlichen Trauerschmucke mit dem ganzen Stiftsklerus neben einem prächtigen Trauergerüste, das beynahe mit 900 Wachslichtern beleuchtet war. Aber auf nichts war meine Seele mehr gespannt, als auf den Redner, der jetzt eben die Rednerbühne bestieg. Ich war neugierig auf die Art, wie er seine Zuhörer, unter denen viele Kriegsmänner waren, (die vielleicht nicht so für Leopold dachten, als für Joseph) vorbereiten würde, und fand, daß er kein alltäglicher Prediger, sondern wirklich ein Mann sey, der den Namen eines Redners, wie ihn Quintilian definirt, verdient. Sein Vorspruch war der schicklichste, den er hätte wählen können: fecit, quod erat bonum coram Domino iuxta omnia, quae fecerat pater eius. 4 R. 18. 3. Er that, was gut war vor dem Herrn, nach allem, was sein Vater gethan hatte. Seine Ausführung, seine feinen Wendungen, kurz seine ganze Rede war nach dem neuesten Geschmacke, und unparteyische Zuhörer können ihm unmöglich das verdiente Lob absprechen. Wie ich erfuhr, so war dieser Redner Herr Domvicar und Doctor Behringer, dem es, ungeachtet der Bewerbung mehrerer, von edlen Männern aufgetragen worden seyn soll, diese Lobrede zu halten; ein Zeichen, daß man von höhern Orten Vertrauen auf ihn setzt, und daß er sich schon mehrmahl als einen geschickten Redner| muß gezeigt haben. Gewiß, man hat gut gewählt: denn sein ganzes Äusseres macht ihn angenehm, und empfiehlt ihm schon im Voraus.[2] Eine Schilderung von dem Übrigen, z. B. von dem beständigen tiefen Singen – von einer jammervollen Trauermusik – von dem schändlichen Betragen der Studenten in der Kirche – von Abhaltung der Todenmesse, die der Weihbischoff Herr Fahrmann las, werden Sie nicht von mir fordern: denn sie waren nicht interessant für mich.
4.
Aus Erlangen. 

 Der bisherige ausserordentliche Professor der Theologie, Herr M. Heinrich Karl Alexander Hänlein, ist zum dritten ordentlichen Professor der Theologie und ersten Universitätsprediger an Herrn D. Hufnagels Stelle, mit Übertragung des Prediger-Seminars, und der ausserordentliche Professor der Philosophie Herr M. Christoph Friedrich Ammon, zum vierten ordentlichen Professor der Theologie und zweyten Universitätsprediger befördert worden.

 Herr D. Julius Friedrich Malblanc, bisheriger ordentlicher Professor der Rechte zu Altdorf, hat den Ruf als Professor der Rechte auf die hiesige Universität erhalten und angenommen.

 Herr Prof. Loschge ist zum fünften ordentlichen Professor der Arzneygel. bestellt worden.

|  Herr Ludwig Arsen d’Orgelet ist als ausserordentlicher Professor der Französischen Sprache und Litteratur angestellt worden.


5.
Aus Wirzburg. 

 Herr D. Ernst August Haus ist als ausserordentlicher Professor der Rechte bey unserer Universität befördert worden.


6.

 Zu Bayreut starb den 12. Jun. Herr Moriz Boye königl. Preußischer wirklicher Hofkammerrath und Rentmeister. Er war zu Tondern im Herzogthum Schleswig den 26 Jan. 1740 geboren. Er hat sich als Schriftsteller und Geschäfftsmann rühmlichst bekannt gemacht. Von ihm rührt die in diesem Journal IV. B. I. Heft S. 73 abgedruckte Geschichte des Bayreuter Getraidmarkts her.


7.

 Zu Eichstätt starb den 16. Jun. der wirkliche Kurmainzische und Eichstättische geheime Rath, Friedrich Wilhelm Boller im 68sten Jahre seines Alters. Er hat in mehrern wichtigen Rechtssachen Deductionen geliefert. Seine kostbare Gemähldesammlung, darunter sich Originale von den größten Meistern befinden (s. Hirschings Nachr. von Gemählde- und Kupferstich-Samml. 6 B. S. 74) wird verkauft.


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8.
Aus Bamberg. 

 Hier in Bamberg ist eine Journalgesellschaft zusammen getreten. Die ersten Männer im Staate haben sich dazu unterzeichnet. Jeder Interessent, deren über 30 sind, hält ein Journal, und läßt es dann circuliren. Diese Anstalt kann gewiß viel Nutzen stiften. Was half es, Wahrheiten gesagt zu haben, wenn sie ungelesen blieben, oder nicht in den Zirkel drangen, für den sie bestimmt waren!

 Herr Canonicus Gerner legte die Stelle als Director des Schullehrerseminars nieder, und ward dafür zum Hofcaplan und Mitglied der neuen Schulcommission ernannt. Herr Canonicus Beetz, ein thätiger junger Mann, wurde als Director angestellt und zugleich Mitglied eben dieser Schulcommission.

 Den 28 März vertheidigte Herr Joh. Pet. Donecker von Fischbach aus dem Ritterschaftlichen auserlesene Sätze aus dem ganzen Umfange der Rechtsgelehrtheit, und erhielt darauf die Licentiatenwürde. Es ward eine von ihm verfertigte kleine Schrift: De criteriis pertinentiarum feudalium et allodialium in casu separationis feudi ab allodio, 20 Seiten stark, ausgetheilt. Sein Präses und Promotor war Herr D. Pfister.


9.
Aus Bamberg. 

 Herr Dechant und geistl. Rath Schubert lieferte Nachträge zu seinem historischen Versuche über die geist- und weltliche Staats- und Gerichtsverfassung des Hochstifts Bamberg. Diesem Werkchen, worinn er zugleich Hrn. Hofr. und geheim. Archiv. Pfeufer zu begegnen sucht, sind schöne Urkunden angehängt. Die Göbhardische Universitätsbuchhandlung hat sie in Commission genommen, wo man das Stück um 30 kr. bekommt.

|  Herr Hofrath Hepp ist zum zweyten Directorialgesandten am Fränkischen Kreise vom hiesigen Hofe ernannt worden.

 Bey dem Krankenhause zu Bamberg wird nach Hufelands Vorschrift ein Todenhaus errichtet. Es wäre zu wünschen, daß in den übrigen Pfarren unserer Stadt ähnliche Anstalten entständen. Sie gewährten uns nicht nur die Versicherung, daß keine Scheintode mehr begraben würden, sondern auch den Vortheil, daß unsere Toden beyzeiten aus unsern Häusern geschafft würden. Das zwey- oder dreytägige Aufbewahren derselben hat in der eingeschränkten Wirthschaft des Privatmannes viel Unangenehmes, der Anblick des Leichnames viel Ekelhaftes, und ist dem Gefühlvollen hart zu ertragen.

 Man fand hier bey der Leichenöffnung eines Frauenzimmers ein 493/4 Pfund schweres Gewächs. Unser Künstler Trautmann hat es abgeformt. Es verdiente in Kupfer gestochen, und eine Beschreibung desselben im Drucke bekannt gemacht zu werden.


10.
Aus Bamberg. 
 Unser Fürst hat die schöne und von jedem Kenner geschätzte Naturaliensammlung des Herrn Lautensack, Kapitularchorherrn und Cellarius zum Stifte St. Stephan dahier, um den mäßigen Preis von 3000 fl. Rhein. gekauft, und selbige zu dem bey der Universität neu zu errichtenden Naturalienkabinette gnädigst bestimmt. Diese Sammlung, die von Füssel und Hirsching zwar angezeigt, aber noch von keinem Kenner hinlänglich beschrieben worden ist, enthält einen kostbaren Schatz natürlicher Seltenheiten. Vorzüglich zeichnet sich eine schöne und beynahe vollständige Konchyliensammlung aus, über welche Herr Lautensack einen systematischen nach Martinis Plane abgefaßten Katalog| gearbeitet hat, worin er Martini in vielen Stellen berichtiget, in manchen erläutert. Seine Korallensammlung ist schon aus Hrn. Prof. Espers classischem Korallenwerke bekannt, worinn manche schöne Stücke dieser Sammlung abgebildet und beschrieben sind. Gleich interessant und belehrend für den Kenner ist die Sammlung der Steine und Versteinerungen; unter den letztern befinden sich viele Stücke, aus deren genauerer Beobachtung sich noch manche wichtige Entdeckungen für diesen noch nicht genug bearbeiteten Theil der Naturgeschichte erwarten lassen. Die Mineraliensammlung ist zwar minder beträchtlich, doch sind darin einige vorzüglich schöne Minern und manche herrliche Krystallisationen merkwürdig, die als pieces uniques zu schätzen sind. Die Schmetterlingssammlung enthält nebst unsern einheimischen Tag- und Nachtvögeln noch manchen prachtvollen Ausländer.

 Zu dieser Sammlung gehört noch ein kleiner Vorrath naturhistorischer Bücher, worunter sich Conrad Geßners historia naturalis, Linnes Natursystem durch alle 3 Reiche, die Teutsche Ausgabe, Martinis Konchylienkabinet nebst Chemnitz Fortsetzung 10 Quartbände, Espers Korallenwerk bis auf die neueste Lieferung, Rösels Insektenbelustigungen, die neuere von Kleemann besorgte Ausgabe, Schröters Geschichte der Steine und Versteinerungen und dessen meiste Schriften nebst vielen andern brauchbaren Werken befinden.

 Den Kauf dieser Sammlung hat im Namen des Fürsten der Herr geheime Rath und Berghauptmann Graf v. Rottenhan abgeschlossen, und diese seine rühmliche Bemühung ist des Danks eines jeden Patrioten, und des Musenfreundes Beyfalls wehrt.



  1. Daß die Becker dieser Landstädtchen die Pottasche nicht kennen sollten, weswegen der Herr Doctor Müller wetten will, setzt bey dieser Gattung Leute grosse Unwissenheit zum voraus. Ich kenne sie von besserer Seite. Die Wette des Herrn Doctors um die ich ihn nicht bringen will, möchte verloren gehen. A. d. E.
  2. Diese Rede ist inzwischen auf 5 Bogen gedruckt erschienen im Verlag der F. X. Riennerischen Buchhandlung zu Wirzburg. d. H.