Meine süßen kleinen Lämmer
Meine süßen kleinen Lämmer.
Meine süßen kleinen Lämmer,
Meine lieben Herzensschäfchen
Tummeln lustig sich im Garten,
Eine übermüth’ge Heerde.
Meine Aelteste mit blauen
Himmelstiefen Märchenaugen –:
Jahre hat sie noch nicht viere,
Doch ein holdes Plappermäulchen,
Gold’ne seidenweiche Haare
Und zwei elfenflinke Füßchen.
Und zu commandiren weiß sie;
Halb in Jubel halb in Thränen
Muß die zweite Schwester folgen,
Die mit ängstlich süßen Blicken,
Mit dem feinen Angesichtchen
Und der dunkelblonden Haarfluth.
Ach, und erst mein kleiner Tolpatsch,
Meine Jüngste, meine Dümmste,
Mit dem selbstbewußten Lächeln,
Mit den dicken Wackelbeinchen
Wackelt nach den ältern Schwestern
Voller Fürwitz, bis sie daliegt
Auf dem allerliebsten Näschen,
Oder rückwärts gar sich hinsetzt,
Wie sich große Leute setzen.
Meine süßen kleinen Lämmer,
Euer Spiel ist Euer Alles,
Aber wenn der Vater heimkommt,
Wie so schnell ist’s doch vergessen!
Ihm entgegen jauchzt das Völkchen,
Streckt nach ihm die lieben Händchen,
Schmiegt an ihn sich um die Wette,
Schaut ihn fragend an und sinnend
Mit den großen Kinderaugen.
Aber meinen kleinen Tolpatsch,
Meine Jüngste, meine Dümmste
Nehm’ ich selber auf die Kniee,
Und sie schlingt die runden Aermchen
Um den Hals mir fest und fester -
Ach, so lieb hat sie den Vater!
Meine kleinen süßen Lämmer,
Theurer, als der Erde Schätze
Eurem Vater, Eurem Hirten!
Könnt’ er doch die Güter alle
Eures Paradieses wahren,
Eurer Wange lichte Rosen,
Eure Taubenunschuld hüten,
Daß Ihr wachset, frisch und fröhlich,
Schön an Leib, am Geiste schöner!
Könnt’ er fern von Euch das Böse,
Wie das Leid des Lebens wenden,
Daß kein Schmerzenshauch die holden
Ahnungslosen Züge trübte!
Daß, wenn einst der Stab des Führers
Gleitet aus den müden Händen,
Wenn der Erde letzte Schatten
Weh’n um Eures Vaters Stirne,
Eure lichten Bilder treten
Zwischen ihn und alle Schrecken,
Sanfter sich die Seele löse
In der ruhigen Gewißheit
Eures Friedens, Eures Glückes,
Meine süßen kleinen Lämmer!