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Magdalena (Gemälde der Dresdener Gallerie)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: Magdalena
Untertitel: Von Girolamo Battoni
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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Magdelena.

[294]
Magdalena.
Von Girolamo Battoni.

Girolamo Pompejo Battoni oder Batoni erscheint uns in einer Zeit des tiefsten Verfalls italienischer Kunst als der letzte Epigone der großen Meister. Er ward zu Lucca 1708 geboren und beschloß, neunundsiebzig Jahr alt, sein Leben in Rom. Weniger seinen allerdings vortrefflichen Lehrern Masucci und S. Canca, als dem Studium der Natur und der Werke Raphaels von Urbino mit ihrer ewigen Schönheit verdankt Battoni die glänzenden Erfolge, welche er errang und den Ruf des größten Malers seiner Zeit, den er in Rom über dreißig Jahre lang behauptete. Battoni begann seine Laufbahn unter sehr trüben Umständen, die ihn der Bildnißmalerei zuführten, worin er sich aber durch Correctheit der Zeichnung, graziöse Anordnung, charakteristische Auffassung und ein Colorit Ruf erwarb, das zwar nicht den harmonischen Schmelz und die Lebenswärme der alten, großen Farbenzauberer besaß, indeß durch Lebhaftigkeit und eine gewisse Kräftigkeit anzog. Nachdem er bereits eine große Menge Portraits gemalt hatte, öffnete sich für ihn durch die von ihm erworbenen Gönner ein höherer Weg in der Kunst. Er malte Madonnen und Heilige für Kirchen und Klöster, und stellte bald heilige Familien und biblische Stoffe dar, denen er in Anordnung und Auffassung immer etwas Neues zu verleihen wußte. Ein berühmtes Bild wird aus dieser seiner ersten bedeutenden Periode genannt: Simon der Zauberer im Tempel vor den Aposteln, welches Stück man würdig genug hielt, um nach demselben im Petersdome eine Mosaik anfertigen zu lassen, was jedoch nicht zu Stande kam. Bald sah Battoni Fürsten und vornehme Adelige bei sich Bestellungen machen; namentlich nach Petersburg an den Hof der Kaiserin Katharina gingen mehre höchst bedeutende Bilder, so der Centaur Chiron, wie er den Achilles seiner Mutter Thetis zurückgiebt u. s. w. Auch das von allen vier Welttheilen angebetete heilige Herz Jesu, nach Lissabon für die Königin gearbeitet, und der Plafond für die Gallerie Colonna verdienen hier genannt zu werden.

Es dürfte aber kein Werk Battoni’s allgemeiner bekannt geworden sein, als die büßende Magdalena, in einer Felsenschlucht hingestreckt, wie sie, einen Todtenkopf neben sich, in schwärmerischer [295] Versunkenheit in einem Gebetbuche liest. Dies Bild zeigt die reine Zeichnung des Meisters und giebt Zeugniß für sein bedeutendes Talent, seinen Figuren eine graziöse Natürlichkeit zu verleihen. Idealisirt ist hier, wie es Battoni überhaupt vermeidet, wenig oder gar nicht; die Magdalena könnte sehr wohl ein Portrait im höhern Sinne sein. Denselben Gegenstand hat Battoni, jedoch anders aufgefaßt, für die kaiserliche Eremitage in Petersburg gemalt. In seiner letzten Zeit brach sich Anton Raphael Mengs in Rom Bahn und seine Kunsttheorien stellten den alten Meister bald in Schatten, obwohl Mengs als ausübender Maler ihm unbedingt nachstand. Battoni überlebte seinen großen Nebenbuhler und nahm den Ruf mit sich, mit bedeutender Kraft der Reinheit des Styls der großen Italiener wiederum Geltung verschafft und die Wiedergeburt der Kunst mit bedeutendem Erfolge angebahnt zu haben.