MKL1888:Zinnōber
[926] Zinnōber (Cinnabarit, Merkurblende), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, findet sich in rhomboedrischen Kristallen, gewöhnlich derb, eingesprengt, angeflogen, in körnigen, dichten und erdigen Aggregaten, ist kochenillerot, in Bleigrau und Scharlachrot verlaufend, selten durchscheinend, gewöhnlich undurchsichtig, diamantglänzend, Härte 2–2,5, spez. Gew. 8–8,2, besteht aus Schwefelquecksilber HgS mit 86,2 Proz. Quecksilber. Als Quecksilberlebererz werden Gemenge von wenig Z. mit Erde, Kohle und einem Kohlenwasserstoff (Idrialin), als Korallenerz solche von Z. mit Apatit bezeichnet. Schiefer und Sandsteine, welche mit Z. imprägniert sind, heißen Ziegelerze (vgl. Rotkupfererz). Z. kommt auf Gängen und Lagern, besonders in Schichten der Steinkohlenformation, vor. Von den deutschen Vorkommnissen (untern andern Wolfsberg und Moschellandsberg in Rheinbayern, Siegen, Olpe in Westfalen, Hartenstein in Sachsen) ist keins mehr abbauwürdig; Z. findet sich ferner bei Horzowitz in Böhmen, Rosenau und Szlana in Ungarn, Ripa und Levigliani in Toscana, Vallalta in den Venezianischen Alpen; die wichtigsten Vorkommen in Europa sind die von Idria in Krain und Almaden in Spanien, werden aber von Neualmaden bei San José in Kalifornien weitaus übertroffen. Z. ist das wichtigste Quecksilbererz. Als Farbmaterial benutzt man nur künstlich dargestellten Z. (s. Quecksilbersulfid), von welchem der auf nassem Wege gewonnene, helle, aber sehr feine und feurige speziell Vermillon heißt (mit diesem Namen bezeichnet man aber auch alle feinern hellern Sorten). Am schönsten ist der chinesische Z., von welchem man nicht sicher weiß, ob er Kunst- oder Naturprodukt ist. Z. ist die schönste und dauerhafteste hochrote Malerfarbe und wurde schon von den Alten vielfach verwendet. – Über österreichischen oder Chromzinnober (Zinnoberimitation) s. Chromsäuresalze, S. 107. Grüner Z. oder Zinnobergrün, s. Chromgrün.