MKL1888:Ziegenhain
[896] Ziegenhain, 1) ehemalige deutsche Grafschaft, seit dem 12. Jahrh. im Besitz eines Zweigs der Grafen von Reichenbach, ward 1437 hessisches Lehen und fiel 1450 nach dem Aussterben der Grafen an Hessen, welches jedoch erst nach einem Prozeß mit den Grafen von Hohenlohe 1495 die Belehnung empfing. Z. gelangte bei der Teilung Hessens an Hessen-Kassel und 1866 an Preußen, wo es einen Kreis des preußischen Regierungsbezirks Kassel von 584 qkm (10,6 QM.) mit (1885) 33,078 Einw. bildet. Die gleichnamige Haupt- und Kreisstadt, an der Schwalm und der Linie Treysa-Leinefelde der Preußischen Staatsbahn, 120 m ü. M., besteht aus der sogen. Festung und der Vorstadt Weichhaus, hat eine evang. Kirche, ein altes, großes Schloß (jetzt Zuchthaus), ein Amtsgericht, Tuchschuh- und Plüschfabrikation und (1885) 1922 meist evang. Einwohner. Vgl. Heußner, Geschichte der Stadt und Festung Z. (Ziegenhain 1888). – 2) Dorf in Sachsen-Weimar, am Hausberg, 3 km östlich von Jena, mit einer alten Kirche, Bierbrauerei und 320 Einw.; wird von den Jenaer Studenten viel besucht und ist namentlich bekannt wegen der sonst sehr gebräuchlichen Ziegenhainer (knotige, fleckig gebrannte Stöcke vom Holz des Korneliuskirschbaums).