Zum Inhalt springen

MKL1888:Zeugdruckerei

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Zeugdruckerei“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Zeugdruckerei“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 885887
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Zeugdruckerei
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Zeugdruckerei. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 885–887. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Zeugdruckerei (Version vom 14.03.2024)

[885] Zeugdruckerei (Stoffdruckerei), die Kunst, farbige Muster (Dessins) auf Geweben durch Druck zu erzeugen. Die Z. beruht auf denselben Prinzipien wie die Färberei, doch werden die Muster auf sehr verschiedene Weise hervorgebracht. Zum Auftragen der Farben oder Beizen dient im einfachsten Fall der viereckige Holzblock, auf welchem das Muster en relief angebracht ist. Man schneidet dasselbe entweder direkt in das harte Holz des Blockes, oder gibt die Umrisse der Figuren, da das Holz sich leicht abnutzt, durch eingeschlagene Drahtstifte und Blechstreifen an und füllt die Flächen zwischen den Konturen, welche ebenfalls Farbe annehmen sollen, mit Filz oder Tuch aus. Häufig arbeitet man auch mit einem Abguß des Holzschnitts in Stereotypmetall. Das passend zugerichtete Gewebe wird auf einem mit Tuch überzogenen Tisch ausgebreitet, die Druckform auf das im Streichkasten (Chassis) befindliche Tuch, welches stets gleichmäßig mit Farbe versehen werden muß, gesetzt und dann auf das Zeug gebracht. Ein Schlag mit einem hölzernen Hammer auf die Rückseite des Blockes bewirkt, daß die Farbe auf das Zeug übergeht. Um bei wiederholtem Aufsetzen des Blockes den richtigen Anschluß des Musters zu erreichen, sind zwei kleine Stifte vorhanden, welche zwei Löcher in das Zeug stechen, und der Drucker setzt den Stift an seiner linken Seite in das Loch, welches beim letzten Aufsetzen des Blockes der Stift an seiner rechten Seite gemacht hat. Die Streichkasten sind häufig so konstruiert, daß sie gleichzeitig mehrere voneinander getrennte Farben aufnehmen und an den Block abgeben können; statt des Holzblockes aber benutzt man auch hölzerne Walzen, auf denen die Muster in ähnlicher Weise erhaben angebracht sind. Die Druckvorrichtungen mit derartigen Walzen (Plombinen), welche die Farben von einem Tuch aufnehmen, werden durch Maschinen in Bewegung gesetzt und arbeiten daher viel schneller als der Handdruck. In neuerer Zeit hat man die Walze wieder aufgegeben und wendet flache Druckformen auf der Perrotine an. Auf 3–4 hölzernen Platten sind die aus Metalllegierung hergestellten Druckformen befestigt, welche abwechselnd mit mäßigem Federdruck gegen das Zeug schlagen, nachdem sie vorher durch Farbewalzen mit Farbe gespeist sind, während das Gewebe jedesmal um die Breite einer Form vorrückt. Gegenwärtig sind alle Druckvorrichtungen mit erhaben geschnittenen Mustern durch die Walzendruckmaschine verdrängt, in deren kupferne Walzen das Muster eingepreßt ist. Die Walzen werden durch andre, tuchüberzogene Walzen mit Farbe gespeist und durch elastische Stahlschneiden (Abstreichmesser), welche sich dicht an die Walzen anlegen, von aller an deren Oberfläche haftender Farbe befreit, so daß nur die in den das Muster bildenden Vertiefungen haftende Farbe durch starken Druck auf das Zeug übertragen wird. Man baut derartige Maschinen, welche 3, 4, aber auch 20 Farben mit ebenso vielen Walzen drucken; doch ist die genaue Regulierung der Bewegung aller Teile solcher Maschinen, durch welche das Erscheinen sämtlicher Farben an richtiger Stelle gesichert wird, mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Die aufzudruckenden Farben und Beizen müssen eine gewisse Konsistenz besitzen, damit sie an der Form hinreichend haften und auf dem Gewebe nicht verlaufen, und werden deshalb mit einem Verdickungsmittel, wie Mehl, Stärkemehl, Dextrin, Gummi, Tragant, Salep, Leim, Pfeifenerde, schwefelsaurem Bleioxyd etc., versetzt. Im einfachsten Fall druckt man Körperfarben, wie Ultramarin, Chromgelb, Chromgrün, Scherwolle, Metallpulver etc., mit einem Bindemittel, wie Eiweiß, Firnis etc., auf und befestigt also die Farben ganz mechanisch auf der Faser. Bei Anwendung von Eiweiß wird das bedruckte Gewebe gedämpft, um das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen und dadurch auf der Faser zu fixieren. Beim Argentindruck wird feines Zinnpulver mit ammoniakalischer Kaseinlösung aufgedruckt und nach dem Trocknen das graue Metallpulver auf der Glättmaschine mit silberähnlichem Glanz versehen. Die Körperfarben gehören zu den Tafel- oder Applikationsfarben (topischen Farben), welche sämtlich schon fertig gebildet auf das Zeug gedruckt werden. Man benutzt aber neben den unlöslichen Körperfarben auch lösliche, welche auf der Faser unlöslich werden und sich dabei mit derselben fest verbinden, so daß sie wie die aufgedruckten Körperfarben dem Waschen widerstehen. So versetzt man eine Rotholzabkochung mit einem Zinnpräparat, aus welchem sich Zinnoxyd abscheidet, welches sich auf der Faser fixiert und den Farbstoff aufnimmt. Häufig befestigt man die Tafelfarben auf den Geweben durch Einwirkung von Dampf (Dampffarben). Die Zeuge werden wie in der Färberei gebeizt, mit den verdickten Farben bedruckt und dann gedämpft, oder man trägt Farbstoff und Beize gemeinschaftlich auf und setzt einen Körper zu, welcher den Farblack (den der Farbstoff mit der Beize bildet) gelöst enthält oder die Bildung dieses Lackes bis zu der Operation des Dämpfens verhindert. Die Fixierung erfolgt z. B. in der Weise, daß durch das Dämpfen Essigsäure ausgetrieben oder Zinnchlorid unter Verflüchtigung von Chlorwasserstoff und Niederschlagung von Zinnoxyd (mit welchem sich der Farbstoff verbindet) auf die Faser zersetzt wird. Bisweilen setzt man auch einen oxydierend wirkenden Körper, wie chromsaures [886] Kali etc., zu, um durch diesen beim Dämpfen die Fixierung zu erreichen. Behufs des Dämpfens hängt man die Gewebe in großen geschlossenen Räumen in der Art auf, daß sich die bedruckten Stellen nicht berühren, und leitet Hochdruckdampf ein, weil durch feuchten Dampf die Farben zerfließen würden.

Sehr viele Farben werden in der Z. in der Art hervorgebracht, daß man die weißen Gewebe mit der Beize bedruckt, diese nach den Prinzipien der Färberei fixiert, trocknet und das Gewebe dann in die Farbebrühe bringt. Der Farbstoff schlägt sich nur auf die bedruckten Stellen nieder, während der Grund weiß bleibt oder so wenig Farbe aufnimmt, daß er durch ein Seifen- oder Kleienbad oder durch schwaches Bleichen (Buntbleiche) vollständig wieder gereinigt werden kann (Kesselfarben, Krappfarben). Man kann aber auch das Gewebe auf der Klotz- oder Grundiermaschine seiner ganzen Fläche nach mit Beize imprägnieren und, nachdem dieselbe getrocknet ist, verschiedene Farben aufdrucken, oder man färbt das ganze Gewebe aus, um einen farbigen Grund zu erhalten, auf welchem man durch Aufdrucken von Beizen und Ausfärben oder auf andre Weise Muster erzeugt (Klotzdruck). Die Klotzmaschine besteht aus zwei mit dicken Lagen von Baumwollenstoff umwickelten Messingwalzen. Das Gewebe passiert zweimal einen Trog, welcher die Beize enthält, und ebenso oft die Walzen, zwischen denen es sehr gleichmäßig mit der Beize imprägniert und von überschüssiger Flüssigkeit befreit wird. Mittels besonderer Vorrichtungen wird es dann möglichst schnell und gleichmäßig getrocknet.

Um auf farbigem Grund weiße Muster zu erhalten, bedeckt man das Gewebe vor dem Färben mit Reservagen (Schutz-, Deckpappen), welche die Aufnahme des Farbstoffs hindern. Als Reservagen kann man Wachs-, Harz-, Talg- und Paraffinmischungen, auch emulsionsähnliche Flüssigkeiten aus Talg, Palmöl und Gummischleim anwenden. Oder man druckt Kupfervitriol- oder Grünspanlösung mit Pfeifenthon und Gummi (Weißpappe) auf und färbt dann in der Indigküpe. Das Indigblau wird nur an den nicht bedruckten Stellen auf der Faser fixiert, und nach dem Auswaschen erscheint das mit dem Kupfersalz gedruckte Muster weiß. Mischt man der Reservage Beize für einen Farbstoff bei, so kann man das Muster, nachdem das Gewebe die Indigküpe passiert hat, z. B. im Krapp- oder Waubad, färben (Lapisdruck). Weiße Muster auf farbigem Grund kann man auch durch Ätzbeizen oder Enlevagen erhalten. Erstere wirken auf die Beizen, letztere auf den Farbstoff. Die Ätzbeizen verbinden sich mit der Base der Beize und lösen dieselbe von der Faser ab. Hierzu eignen sich Weinsäure, Zitronen-, Phosphor-, Arsensäure etc., auch Zinnchlorid und Zinnchlorür. Man druckt sie hinreichend verdickt auf das Gewebe, beizt letzteres auf der Klotzmaschine und färbt es aus. Das mit der Ätzbeize gedruckte Muster bleibt weiß. Häufig kombiniert man auch Ätzbeizen mit gewöhnlichen Beizen. Man klotzt z. B. Eisenbeize auf und bedruckt dann mit einem Gemisch von Zitronensaft und Rotbeize, um die Eisenbeize stellenweise zu entfernen und durch Rotbeize zu ersetzen. Druckt man dann noch reine Ätzbeize auf, trocknet und färbt im Krappbad, so erhält man ein weißes und rotes Muster auf violettem Grund. Als Enlevage benutzt man für Indigo Chromsäure oder Eisenchlorid oder ein Gemenge von rotem Blutlaugensalz mit Ätznatron (Mercers Flüssigkeit), für Türkischrot Chlor. Man bedruckt z. B. die türkischrot gefärbten Gewebe mit Weinsäure und passiert sie dann durch eine Chlorkalklösung. Das an den bedruckten sauren Stellen sich entwickelnde Chlor zerstört den roten Farbstoff. Die Enlevagen können auch Beizen enthalten, damit man die entfärbten Stellen anderweitig färben kann. Vor Anwendung der genannten Enlevagen für Indigo benutzte man zur Erzeugung blauer Figuren auf weißem Grund häufig den Fayencedruck. Man druckte gemahlenen Indigo mit Eisenvitriol auf das weiße Gewebe und bewirkte durch abwechselnde Behandlung desselben mit Eisenvitriollösung und Kalkwasser die Reduktion des Indigblaus zu Indigweiß und die Lösung des letztern in Kalkwasser. Diese Lösung dringt in das Gewebe ein, und bei Einwirkung der Luft fixiert sich dann neugebildetes Indigblau auf der Faser (Fayenceblau, Englisch-, Chinesisch-, Porzellanblau). Ähnlich ist das Schilderblau (Kasten-, Pinselblau), zu dessen Erzeugung man eine sehr konzentrierte Küpe aus Auripigment und Ätznatron mit Gummi verdickt aufdruckt. Auf Türkischrot werden weiße Muster auch durch Bandanendruck hervorgebracht. Man legt das Gewebe in 12- bis 14facher Lage zwischen zwei Bleiplatten, die an vielen dem Muster entsprechenden Stellen durchbohrt oder durchschnitten sind, preßt die Platten stark gegeneinander und läßt dann eine mit Schwefelsäure angesäuerte Chlorkalklösung hindurchsickern, welche sich nur in den den Ausschnitten entsprechenden Bahnen bewegt und hier den Farbstoff zerstört. Schließlich wäscht man noch unter dem Druck aus. Läßt man nach dem Waschen eine Lösung von essigsaurem Bleioxyd und dann eine solche von chromsaurem Kali hindurchsickern, so erhält man infolge der Bildung von Chromgelb gelbe Muster auf rotem Grund.

Die angegebenen Methoden gelten zunächst für den Kattundruck. Das Bedrucken von Leinwand beschränkt sich in der Regel auf Darstellung indigblauer Tücher mit hellblauen oder weißen Mustern oder ähnlicher einfacher Artikel. Beim Wolldruck werden hauptsächlich Tafel- und Dampffarben angewandt. Der Golgasdruck ist dem Bandanendruck ähnlich, nur wird die Wolle zunächst gebeizt und dann zwischen die durchbrochenen Platten gebracht. Beim Berilldruck erzeugt man farbige erhabene Muster auf Wolle, indem man mit Stärke verdickte Tafelfarben heiß aufdruckt und das Verdickungsmittel nicht entfernt. Die Seidendruckerei gleicht im allgemeinen der Kattundruckerei. Man druckt Tafelfarben auf, die man mit Wasserdämpfen befestigt, oder man druckt verschiedene Beizen auf und färbt in der Farbebrühe. Beim Mandarinendruck bedruckt man die mit Indigo gefärbte Seide mit einer Reservage aus Harz und Fett, taucht sie dann 2–3 Minuten in verdünnte Salpetersäure von 50° und wäscht und kocht in einer mit Pottasche versetzten Seifenlösung. Die nicht reservierten Stellen werden durch die Salpetersäure intensiv gelb gefärbt.

Eine besondere Stellung nimmt der Druck mit Teerfarben ein. Man druckt auf Kattun die verdickte Beize auf, befestigt sie und färbt aus, oder man klotzt die Beize auf oder mischt sie mit dem Farbstoff, verdickt, druckt die Mischung auf, trocknet und dämpft. Als Beize benutzt man Eiweiß, Kleber und Kaseinpräparate, Leim, gerbsauren Leim, Tannin, fette Öle, Olein- und Palmitinschwefelsäure, Schellacklösung etc. Nach einem andern Verfahren fällt man den Teerfarbstoff aus seiner Lösung mit Gerbsäure, löst den ausgewaschenen Niederschlag in Essigsäure, Alkohol oder Holzgeist, druckt die verdickte Lösung auf das gebeizte Zeug, dämpft und wäscht. Man kann [887] auch mit zinnsaurem Natron beizen, eine mit Gummi verdickte Galläpfelabkochung aufdrucken, dämpfen, die Beize in einem gewöhnlichen Fixierungsbad befestigen und nun in einer essigsauren Lösung des Farbstoffs ausfärben. Schließlich gibt man noch ein Bad mit angesäuertem Wasser oder ein Seifen- oder Kleienbad. Über die Erzeugung von Anilinschwarz auf Geweben s. Anilin, S. 592.

Der Farbendruck wird auch auf Garne angewandt (Garndruck). Namentlich bedruckt man die Kette (Kettendruck) und zwar mit hölzernen Formen, welche den Kattundruckformen gleichen. Diese Arbeit wird während des Aufbäumens oder später vorgenommen, und man bedient sich dazu einer Vorrichtung zum richtigen Aufspannen der Kette (Kettendruckmaschine), bei welcher das schnelle Trocknen der Farbe durch ein Windrad oder durch Dampfheizung bewirkt wird. Der Kettendruck findet namentlich bei der Herstellung chinierter Zeuge und bei Teppichen Anwendung. Litteratur s. bei Färberei.