MKL1888:Zeitball
[845] Zeitball, schwarzer Ballon aus Korbgeflecht von etwa 1–2 m Durchmesser, der, an einer weit sichtbaren Stelle aufgezogen, zu einer bestimmten, der geographischen Länge des Ortes entsprechenden Zeit infolge elektromagnetischer, durch eine Normaluhr automatisch besorgter Auslösung eines Sperrhakens an einem Mast herabgleitet. Der Apparat steht immer mit einer Sternwarte, gewöhnlich auf elektrischem Weg, in Verbindung und dient den Seeleuten zur Korrektur ihrer Chronometer. Der erste Z. wurde 1833 auf der Greenwicher Sternwarte angewandt, und seitdem hat sich diese Einrichtung in England über alle bedeutenden Seeplätze verbreitet. [846] In Deutschland trat der erste Z. 1875 zu Kuxhaven ins Leben, und einige weitere sind seitdem gefolgt. Der deutsche Ball besteht aus einem mit geöltem Segeltuch überzogenen eisernen Gerippe von 1,5 m Durchmesser und gleitet an drei Stangen herab, die durch ihn hindurchgehen. Die Auslösung erfolgt auch hier auf elektrischem Weg, aber durch Vermittelung eines Telegraphenbeamten in Kuxhaven, welcher genau um 12 Uhr mittags Greenwicher Zeit den Auslösungsstrom mit Hilfe einer einfachen Morse-Taste durch eine kurze oberirdische Leitung zum Zeitballapparat sendet. Als Norm für die Auslösung dient eine astronomische Pendeluhr in Kuxhaven, deren Gang in Zwischenräumen von 2–3 Tagen durch die Sternwarte zu Hamburg mittels elektrischer Signale kontrolliert wird. An den deutschen Küsten befinden sich Zeitbälle in Wilhelmshaven (mittlerer Mittag zu Wilhelmshaven und mittl. M. zu Greenwich), Bremerhaven (mittl. M. zu Bremerhaven und mittl. M. zu Greenwich), Kuxhaven (mittl. M. zu Kuxhaven und mittl. M. zu Greenwich), Hamburg (mittl. M. zu Greenwich), Kiel (mittl. M. zu Kiel und mittl. M. zu Greenwich), Swinemünde (mittl. M. zu Kiel und mittl. M. zu Greenwich), Neufahrwasser (mittl. M. zu Neufahrwasser und mittl. M. zu Greenwich).