MKL1888:Xenĭen
[797] Xenĭen (griech. Xenia), eigentlich Geschenke für Gastfreunde bei den Alten, kommt schon bei Martial als Überschrift für das 13. Buch seiner Epigramme vor, weil dasselbe größtenteils von solchen Gegenständen handelt, welche gewöhnlich als Gastgeschenke verteilt wurden. Großes Aufsehen machten in neuerer Zeit die unter dem Titel: „X.“ von Schiller zuerst im „Musenalmanach“ für 1797 bekannt gemachten, aus mehr als 400 Distichen bestehenden Sinngedichte, welche in geistreicher, aber beißender Weise litterarische und menschliche Thorheiten angriffen und dabei auch feine und treffende Bemerkungen über Kunst, Litteratur und Leben enthielten. Aus dem Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe ergibt sich, daß beide die Verfasser waren. Sie wurden von Ad. Stern (Leipz. 1872) neu herausgegeben. Vgl. Boas, Goethe und Schiller im Xenienkampf (Stuttg. 1851, 2 Bde.); Saupe, Die Schiller-Goetheschen X. (Leipz. 1852). Goethe gab später in seiner Sammlung von Gedichten eine Reihe epigrammatischer Gedichte unter dem Titel: „Zahme X.“