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MKL1888:Wurzel

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wurzel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 786789
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Wiktionary: Wurzel
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Wurzel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 786–789. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wurzel (Version vom 29.06.2021)

[786] Wurzel (Radix), eins der morphologischen Grundorgane der Pflanzen und zwar, wie der Stengel, ein Achsenorgan. Sie unterscheidet sich vom Stengel durch den Mangel an Blättern und den von einem besondern Gewebe, der Wurzelhaube, umhüllten Vegetationspunkt. Der gewöhnliche ungenaue Sprachgebrauch, welcher unter W. fast alle in der Erde wachsenden Pflanzenteile, besonders auch den Wurzelstock (s. Rhizom), versteht, ist also von dem botanischen verschieden. Wurzeln kommen nur bei Pflanzen mit Fibrovasalsträngen vor, also bei den Gefäßkryptogamen und Phanerogamen, nicht bei den Moosen und Thallophyten, die nur Wurzelhaare (Rhizoiden) entwickeln. Unter den beiden erstgenannten gibt es nur wenige wurzellose Pflanzen, wie die sehr einfach gebaute Lemna arrhiza, die Rhizokarpee Salvinia, die Lykopodiacee Psilotum, unter den Orchideen Epipogum Gmelini und Corallorrhiza, von Lentibulariaceen Utricularia. Die W. besitzt an der Oberfläche stets eine deutliche Epidermis, in welcher jedoch keine Spaltöffnungen vorkommen. Das Grundgewebe wird von einer meist mächtigen, aus Parenchymzellen bestehenden Rinde gebildet. Den zentralen Teil der W. nimmt in der Regel ein einziger axialer Gefäßstrang ein, dessen Gefäßteil mehrere von der Mitte ausgehende radiale Streifen bildet, zwischen denen ebenso viele mit ihnen abwechselnde Weichbast- oder Siebteile liegen. Die Ausbildung der Gefäßbündelelemente beginnt in der W. umgekehrt wie bei den meisten Stengeln an der Peripherie und schreitet von da gegen die Mitte vor. Umgeben wird der Gefäßstrang der W. von einer welligwandigen oder sklerotischen Scheide (Endodermis), die aus der innersten Schicht des Grundgewebes hervorgeht. Zwischen der Scheide und dem Gefäßstrang liegt ein einschichtiger, selten zweischichtiger Ring von zartwandigen Zellen, das Perikambium, in welchem die Seitenwurzeln durch Zellteilung angelegt werden. Die Wurzeln holziger Pflanzen besitzen gleich den Stämmen Dickenwachstum, und ihr Holz zeigt im allgemeinen einen ähnlichen Bau. Die jüngern Wurzeln sind bei den meisten Pflanzen dicht mit Wurzelhaaren bekleidet. Dies sind schlauchförmige Haarbildungen der Epidermis, welche zwischen die kleinen Teilchen des Bodens hineinwachsen und an vielen Stellen mit denselben wirklich fest verwachsen sind, so daß, wenn man die W. mit der Erde aushebt, sie mit einem Höschen von lauter kleinen Erdteilchen umhüllt ist, welche ohne Verletzung der Wurzelhaare sich nicht entfernen lassen. Diese Organe sind hauptsächlich bei der Aufsaugung der Nahrung thätig (vgl. Ernährung der Pflanzen). In dem Maß, wie die Bildung neuer Wurzelhaare nach der Spitze hin fortschreitet, sterben am hintern Ende der Strecke die ältesten ab, und daran schließt sich dann früher oder später eine Korkbildung an der Wurzeloberfläche; solche Teile sind der Aufsaugung von Nahrung nicht mehr fähig. Auf der Spitze der meisten Wurzeln befindet sich die Wurzelhaube (Wurzelmütze, Wurzelschwämmchen), [787] d. h. eine aus parenchymatischen Zellen bestehende kappenförmige Hülle, welche den Vegetationspunkt der W. umgibt und an der äußersten Spitze in organischem Zusammenhang mit ihm steht (Fig. 1). Während der Vegetationspunkt die Fortbildung der W.

Fig. 1. Längsdurchschnitt der Wurzelspitze des Maises.
v Vegetationspunkt; hhhh die denselben bedeckende Wurzelhaube; ee Epidermis der Wurzel.

an der Spitze bewirkt, findet auch noch unmittelbar hinter dem Vegetationspunkt ein Längenwachstum durch Streckung statt. Dieses der Verlängerung fähige Stück reicht meist nur wenige Millimeter weit von der Spitze rückwärts; der ganze ältere Teil der W. ist keines Längenwachstums mehr fähig. Dort finden auch nur die Krümmungen der W. durch Geotropismus statt. Wurzeln können an sehr verschiedenen Pflanzenteilen entstehen: nicht bloß an vorhandenen Wurzeln können neue sich bilden, sondern auch sehr häufig an Stengelorganen und selbst an Blättern.

Fig. 2. p Pfahlwurzel der keimenden Bohne, n Nebenwurzeln.

Der Scheitel einer neuen W. bildet sich stets im Innern des Pflanzenteils (endogen), gewöhnlich unmittelbar im Kambium der Gefäßbündel, so daß die junge W. durch die Rinde hervorbricht. Bei den Phanerogamen bildet sich am untern Ende des Keimlings die erste W.; sie liegt in der Rückwärtsverlängerung des Stengels und wächst bei der Keimung in einer diesem gerade entgegengesetzten Richtung. Dieselbe wird Hauptwurzel (radix primaria) oder, da sie später meist am kräftigsten und in vertikal abwärts gehender Richtung sich entwickelt, Pfahlwurzel (radix palaria, Fig. 2) genannt. Alle andern nicht den embryonalen Stamm nach hinten verlängernden Wurzeln heißen Neben- oder Beiwurzeln (Adventivwurzeln). Gewöhnlich verzweigt sich die Hauptwurzel, indem an ihrer Seite neue, dünnere Wurzeln hervortreten, welche Seitenwurzeln (radicellae) heißen. Auch diese setzen meist die Verzweigung fort, und in jedem Grad werden dünnere Wurzeln gebildet; die dünnsten der letzten Verzweigungsgrade nennt man Zaserwurzeln oder Wurzelzasern (fibrillae). Die Seitenwurzeln bilden sich im Perikambium der Hauptwurzel in absteigender Folge und meist in gewisser Ordnung, indem sie in 2, 3 oder 4 Zeilen an derselben stehen, was mit der Zahl und Verteilung der Gefäßbündel der Hauptwurzel zusammenhängt. Bei manchen Dikotyledonen erhält sich die Pfahlwurzel als kräftigste W. das ganze Leben der Pflanze hindurch; oft nehmen aber früher oder später einzelne Nebenwurzeln eine gleich starke oder noch kräftigere Entwickelung an, so daß die ursprüngliche Hauptwurzel nicht mehr kenntlich ist. Pflanzen, die ein kriechendes Rhizom bilden, verlieren bald nach der Keimung die Hauptwurzel, und das Rhizom entwickelt nur Nebenwurzeln. Auch die Ausläufer und die durch Ausläufer vermehrten Pflanzen haben nur Nebenwurzeln. Endlich schlägt bei den meisten Monokotyledonen die Hauptwurzel schon bei der Keimung fehl; in ihrem Umfang entwickelt sich aus den nächst untern Knoten des Stengels ein Büschel zahlreicher, verhältnismäßig dünner Nebenwurzeln, wie z. B. an den Zwiebeln u. am Getreide zu sehen ist.

Fig. 3. Büschelwurzel des Getreides.

Solchen Pflanzen schreibt man statt der Hauptwurzel eine Faser- oder Büschelwurzel (radix fibrosa oder fascicularis, Fig. 3) zu; selbst der Stamm der Palmen ist ohne Hauptwurzel und nur auf diese Weise bewurzelt. In allen diesen Fällen, wo Nebenwurzeln an Stengeln sich bilden, entstehen dieselben am häufigsten, bei den Gräsern z. B. ausnahmslos, an den Knoten derselben; wenn die Stengel nicht senkrecht stehen, so treten die Nebenwurzeln oft hauptsächlich aus der untern Seite derselben hervor. Endlich können auch an beliebigen Pflanzenteilen ohne bestimmte Ordnung Wurzeln entstehen, z. B. an Blättern oder Zweigen, wenn man sie ins Feuchte bringt oder in Erde einschlägt (Blatt- und Zweigstecklinge). Die Hauptwurzel heißt fädlich (radix filiformis), wenn sie im Verhältnis zur Länge sehr dünn ist, cylindrisch oder walzig (r. cylindrica), wenn sie dicker, aber überall ziemlich gleich ist, spindelförmig (r. fusiformis), wenn sie nach unten allmählich dünner wird, wie bei der Möhre, kugelig (r. globosa), wenn sie in allen Durchschnitten fast kreisrund erscheint, wie beim Radieschen. Auch die Nebenwurzeln sind bisweilen knollig verdickt und werden dann als Wurzelknollen oder Knollen (tuber) bezeichnet, wie z. B. bei Spiraea filipendula, Ficaria ranunculoides und besonders bei vielen Orchideen, wo sie durch eigentümliche Formen sich auszeichnen (s. Knollen, Fig. 4 u. 5). Nach der verschiedenen physiologischen Aufgabe, welche die W. im Leben der Pflanze übernimmt, unterscheiden sich die zur Stoffaufnahme aus der Erde bestimmten Bodenwurzeln von den besonders bei tropischen [788] Orchideen und Aroideen auftretenden Luftwurzeln, welche eine eigentümliche, aus stellenweise perforierten Spiralfaserzellen gebildete Hülle (Wurzelhülle oder velamen) besitzen und die Fähigkeit haben, den Wasserdampf der Atmosphäre zu kondensieren. Ein Luftwurzelstück von Epidendron elongatum ist im stande, während eines Tags mehr als den neunten Teil seines Gewichts an Wasser aufzunehmen. Hieraus erklärt sich die Thatsache, daß manche baumbewohnende Orchideen nach Loslösung von ihrer Unterlage noch monatelang fortzuwachsen und unter Umständen auch zu blühen vermögen. Bei Angraecum globulosum nehmen die ergrünenden Luftwurzeln sogar die Funktion der Blätter an, welche bei derselben zu Schuppen verkümmert sind. Die zum Festhalten der Stämme an ihrer Unterlage dienenden Wurzeln (Haftwurzeln) des Epheus weichen ebenfalls ihrer besondern Thätigkeit entsprechend in ihrem Bau von den gewöhnlichen Wurzeln ab. Bei manchen Jussiaea-Arten sind die Wurzeln zu Schwimmorganen (Schwimmwurzeln) ausgebildet, welche angeschwollene, schwammige Körper mit sehr großen Lufträumen in der Rinde darstellen und hierdurch das Flottieren der Pflanze im Wasser ermöglichen. Auch können sich die Wurzeln einiger Palmen zu Dornen oder bei Vanilla zu Ranken umwandeln. Bei den Podostomeen nehmen sie in einzelnen Fällen die Gestalt eines breiten, der Unterlage flach aufliegenden Thallus an, der grüne Laubsprosse erzeugt. Endlich können sich Wurzeln z. B. bei Neottia und Anthurium direkt in Sprosse umbilden. Über die Saugwurzeln der Schmarotzerpflanzen s. Haustorien.

Wurzel, in der Mathematik die Zahl, welche man durch Zerlegung einer gegebenen Zahl, des Radikanden, in mehrere gleich große Faktoren erhält; die Anzahl dieser Faktoren heißt der Wurzelexponent, und nach ihr wird die W. benannt. Es ist z. B. 8 die zweite W. oder Quadratwurzel aus 64 , weil ist; 5 die dritte W. oder Kubikwurzel aus 125 , weil ist; 6 die vierte W. oder Biquadratwurzel aus 1296 , weil ist; 2 die fünfte W. aus 32 , weil ist, etc. Das Wurzelzeichen , bei längern Zahlen oben noch durch einen Horizontalstrich verlängert, ist aus dem Anfangsbuchstaben r des lateinischen Wortes radix = W. entstanden; die Wurzelexponenten, mit Ausnahme der 2, werden demselben in der angegebenen Weise beigeschrieben. Das Ausziehen der W. aus einer gegebenen Zahl, d. h. die Berechnung der W. (das Radizieren), erfolgt am raschesten mittels Logarithmen (s. Logarithmus), und bei Wurzeln höhern Grades wendet man fast immer dieses Hilfsmittel an. Nachstehend soll daher nur das Ausziehen der Quadrat- und Kubikwurzeln ohne Logarithmen erklärt werden.

Um die Quadratwurzel aus einer gegebenen ganzen Zahl, z. B. , zu ziehen, teile man

1) dieselbe von rechts nach links durch Vertikalstriche in Klassen von je 2 Ziffern: ; nur die höchste Klasse (links) erhält bei ungerader Zifferzahl bloß eine einzige Ziffer. 2) Unter den Quadratzahlen


suche man die größte, die sich von der höchsten Klasse subtrahieren läßt ; ihre Quadratwurzel ist die erste Ziffer des Resultats. Das Quadrat selbst subtrahiere man von . 3) An den Rest hänge man die Ziffern der nächsten Klasse und schreibe daneben als Divisor das Doppelte des bisher erhaltenen Resultats . 4) Man führe die Division aus, lasse aber dabei die letzte Ziffer des Dividenden unbeachtet. 5) Der Quotient ist die zweite Ziffer des Resultats und wird einesteils der ersten Ziffer , andernteils dem Divisor angehängt (vgl. die beistehende Rechnung A), worauf man von abzieht und den Rest erhält. Bei der Division muß man den Quotienten immer so wählen, daß diese Subtraktion möglich ist; man darf also in dem gegebenen Fall nicht setzen, weil sich nicht von subtrahieren läßt.

A.

6) An den bei der Subtraktion erhaltenen Rest hängt man die Ziffern der nächsten Klasse und dividiert mit dem Doppelten des Resultats , also mit , in , indem man die letzte Ziffer von vorläufig unbeachtet läßt. Der Quotient ist die nächste Ziffer des Resultats, wird aber auch an den Divisor angehängt, worauf man von subtrahiert und den Rest erhält. Mit diesem Rest und dem Resultat wiederholt man nun dasselbe Verfahren, d. h. die Operationen 3) bis 5), wodurch man noch die Ziffer des Resultats erhält, wobei die Rechnung aufgeht. Es ist also die gesuchte W. (Vgl. A, wo die an die Divisoren angehängten Quotienten durch kleinere Schrift ausgezeichnet sind.) Es gründet sich das hier erläuterte Verfahren auf die Formel ; ist der bereits bekannte Teil der Quadratwurzel, der durch Division mit in den Rest zu findende Teil. 7) Wenn bei wiederholter Ausführung der Operationen 3) bis 6) alle Klassen heruntergenommen sind, ohne daß die Rechnung aufgeht, so läßt sich die Quadratwurzel nicht genau angeben (sie ist irrational). Man kann aber durch Wiederholung der genannten Operationen, indem man statt der „2 Ziffern der nächsten Klasse“ je 2 Nullen an den Rest anhängt, beliebig viele Dezimalstellen der W. ausrechnen (vgl. die Rechnung B).

B.
C.

8) Kommt bei einer Division der Quotient Null heraus, so hänge man denselben an das Resultat und den Quotienten, nehme sodann die nächste Klasse herunter und dividiere weiter. (Vgl. die Rechnung C, wo den Quotienten gibt, worauf man erhält.) 9) Geht die Subtraktion auf, und bleiben noch eine oder mehrere Klassen übrig, die lauter Nullen enthalten, wie in C, so hängt man an das bis dahin erhaltene Resultat so viel Nullen, als noch Klassen da sind. In C ergibt sich also als W. 10) Soll man die Quadratwurzel aus einer Zahl ziehen, die mit einem Dezimalbruch behaftet ist, so beginnt man die Abteilung in Klassen von je 2 Ziffern vom Dezimalkomma aus, in den Ganzen nach links, in den Dezimalen nach rechts gehend; dabei kann man der letzten Klasse (rechts) in den Dezimalen, wenn sie nur eine einzige Ziffer enthält, eine Null anhängen. [789] Die Rechnung bleibt die oben beschriebene, nur muß im Resultat ein Komma gesetzt werden, sobald Dezimalstellen heruntergenommen werden, z. B. ; vgl. A. 11) Enthält der Radikand auf der linken Seite eine oder mehrere Klassen mit lauter Nullen, so hat die W. links ebenso viele Nullen, als die Zahl jener Klassen beträgt; z. B. , . 12) Hat man die Quadratwurzel aus einem gemeinen Bruch zu ziehen, so kann man denselben in einen Dezimalbruch verwandeln und dann die W. ausziehen, oder man zieht letztere aus Zähler und Nenner und dividiert dann. Im letztern Fall multipliziert man vor dem Radizieren Zähler und Nenner mit einer passenden Zahl, so daß der Nenner ein Quadrat wird; z. B.

Zum Ausziehen der Kubikwurzel braucht man die Kuben (s. Kubus) der einstelligen Zahlen:

Zahl: 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kubus: 1 8 27 64 125 216 343 512 729.

Soll man z. B. aus die Kubikwurzel ziehen, so teile man 1) diese Zahl durch Vertikalstriche von rechts nach links in Klassen von je 3 Ziffern: ; die höchste Klasse (links) kann auch eine oder zwei Ziffern enthalten. 2) Man suche den höchsten Kubus , der sich von der höchsten Klasse subtrahieren läßt, führe die Subtraktion aus und notiere die Kubikwurzel als erste Ziffer des Resultats (s. die folgende Rechnung). 3) An den Rest hänge man die 3 Ziffern der nächsten Klasse und setze neben die gewonnene Zahl das dreifache Quadrat des bisherigen Resultats, , als Divisor. 4) Man dividiere, lasse aber die 2 letzten Ziffern des Dividenden außer acht; der Quotient ist die zweite Ziffer des Resultats. 5) Man mache jetzt die erste Nebenrechnung: Zunächst gebe man sich das Produkt des Divisors und des erhaltenen Quotienten an, , sodann das dreifache Produkt der ersten Zahl und des Quadrats der zweiten: , endlich den Kubus der zweiten Zahl . Diese 3 Zahlen setze man untereinander, aber jede um eine Stelle weiter nach rechts gerückt als die vorhergehende, und addiere; die Summe ziehe man in der Hauptrechnung von ab. 6) An den Rest hänge man die Ziffern der nächsten Klasse , und nun verfahre man mit der Zahl und dem bisherigen Resultat genau so wie vorher mit der Zahl und dem Resultat , d. h. man dividiere mit in , schreibe den Quotienten an das Resultat als dritte Ziffer und stelle in der zweiten Nebenrechnung die Produkte , und schräg untereinander, ziehe endlich die Summe in der Hauptrechnung ab, wobei letztere aufgeht. Es ist also die gesuchte W.

Hauptrechnung

Erste Nebenrechnung

Zweite Nebenrechnung

7) Wäre die Subtraktion nicht aufgegangen, so würde man an den Rest die Ziffern der nächsten Klasse anhängen und nun mit gerade so operieren wie vorher mit u. s. f. Es gründet sich das Verfahren auf die Formel , wobei unter der bereits bekannte Teil der W. verstanden ist. 8) Geht die Subtraktion auf, und sind noch Klassen mit lauter Nullen vorhanden, so hängt man dem gewonnenen Resultat so viel Nullen an, als die Anzahl dieser Klassen beträgt. 9) Ist die Zahl, aus der man die W. ziehen soll, mit einem Dezimalbruch behaftet, so wird die Klasseneinteilung vom Dezimalkomma aus nach links und rechts ausgeführt, wobei man die äußerste Klasse (rechts), wenn nötig, durch Anhängen von Nullen auf 3 Ziffern bringt. Bei der Rechnung setzt man im Resultat das Dezimalkomma, sobald man die erste Dezimalklasse herabgenommen hat. 10) Geht eine Rechnung nicht auf, so kann man beliebig vielmal je drei Nullen herabnehmen und so immer neue Dezimalstellen der W. berechnen.

Wurzel, in der Grammatik derjenige Bestandteil eines Wortes, welcher nach Ablösung aller rein formalen Bestandteile, wie Flexions- und Ableitungsendungen etc., übrigbleibt und sich als Träger der Bedeutung desselben zu erkennen gibt. So sind z. B. die deutschen Wörter stehen, Stand, verständig, gestanden, unausstehlich etc. sämtlich von einer W. „ste“ oder „sta“ abgeleitet, welche den Begriff des Stehens ausdrückt. Der gesamte Wortschatz aller indogermanischen Sprachen läßt sich auf dieselbe Weise auf eine verhältnismäßig beschränkte Anzahl von Wurzeln zurückführen, und ebenso sind in andern Sprachstämmen alle in denselben vorkommenden Wörter aus einem kleinen Vorrat von Wurzeln allmählich entstanden. Ihrer Bedeutung nach teilt man die Wurzeln ein in Verbal- und Pronominalwurzeln; aus erstern sind die meisten Wortstämme, aus letztern die Pronomina und wahrscheinlich auch die meisten Ableitungs- und Flexionsendungen hervorgegangen. Der erste Versuch der systematischen Zurückführung einer Sprache auf ihre Wurzeln ist von den indischen Grammatikern gemacht worden, welche schon mehrere Jahrhunderte vor Christo den ganzen Wortschatz des Sanskrit auf etwa 1700 Wurzeln zurückgeführt hatten. Später leisteten die arabischen Grammatiker Bedeutendes in der Nachweisung der arabischen, die jüdischen in der Ermittelung der hebräischen Wurzeln. Die Feststellung der indogermanischen Wurzeln ist eins der hervorragendsten Ergebnisse der neuern Sprachwissenschaft. Vgl. Fick, Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen (3. Aufl., Göttingen 1874–76, 4 Bde.).