MKL1888:Wendische Sprache
[531] Wendische Sprache, die Sprache derjenigen Wenden, auch Sorben oder Sorbenwenden genannt, welche in der Ober- und Niederlausitz wohnen. Sie bildet den letzten Überrest des slawischen Sprachtums in Innerdeutschland und ist am nächsten mit dem in südlicher Richtung nicht weit entfernten Tschechischen verwandt (vgl. Slawische Sprachen). Noch gegen Ende des 16. Jahrh. war ihr Gebiet fast doppelt so groß als heutzutage, wo namentlich die Städte (Bautzen, Kottbus u. a.) ganz germanisiert sind; auch die im 17. Jahrh. nicht ganz unbedeutende Litteratur ist ungeachtet einer 1847 gegründeten Gesellschaft zur Pflege des Wendischen (Mácica serbska) in stetem Rückgang begriffen, ihr ältestes Denkmal ist ein katholisches Gebetbuch von 1512. Man unterscheidet zwei Dialekte, den ober- und untersorbischen. Grammatiken lieferten A. Seiler (Bautzen 1830), Jordan (Prag 1841), F. Schneider (Bautzen 1853), Pfuhl (das. 1867) und Liebsch („Syntax der wendischen Sprache“, das. 1884), wendisch-deutsche Wörterbücher K. Bose (Grimma 1840) und Zwahr (Spremb. 1847), ein deutsch-wendisches Schmaler (Bautzen 1843), der auch „Volkslieder der Wenden“ (Grimma 1843, 2 Bde.) herausgab. Den „Brief des Jakobus“ aus einer wendischen Übersetzung von 1548 gab R. Lotze heraus (Leipz. 1867). Vgl. Pypin, Das sorbisch-wendische Schrifttum in der Oberlausitz (deutsch von Pech, Leipz. 1884); weiteres im Art. Wenden.