Zum Inhalt springen

MKL1888:Wendehals

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wendehals“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Wendehals“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 529530
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Wendehals (Vogel)
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Wendehals. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 529–530. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wendehals (Version vom 04.02.2023)

[529] Wendehals (Iynx L.), einzige Gattung aus der Vogelfamilie der Wendehälse (Iyngidae) und der Ordnung der Spechtvögel, gestreckt gebaute Vögel mit langem Hals, ziemlich kleinem Kopf, kurzen und stumpfen Flügeln, in denen die dritte Schwinge am längsten ist, mittellangem, breitem, weichfederigem Schwanz, kurzem, geradem, spitzem, kegelförmigem Schnabel, sehr stark ausstreckbarer, fadenförmiger Zunge ohne Widerhaken an der Spitze und ziemlich starken, vier- und paarzehigen Füßen. Der W. (Drehhals, Natterwendel, Iynx torquilla L.) ist 18 cm lang, 29 cm breit, auf der Oberseite licht aschgrau mit dunklern Wellen und Punkten, auf der Unterseite weiß, mit wenigen dunkeln, dreieckigen Flecken gezeichnet; Kehle und Unterhals sind auf gelbem Grund quer gewellt, vom Scheitel zieht sich ein schwärzlicher Längsstreifen bis zum Unterrücken herab; im übrigen ist der Oberkörper mit schwärzlichen, rost- [530] und hellbraunen Flecken gezeichnet; die Schwingen sind rot- und schwarzbraun gebändert, die Schwanzfedern fein schwarz gesprenkelt und mit fünf schmalen Bogenbändern gezeichnet; die Augen sind gelbbraun, Schnabel und Beine grüngelb. Der W. bewohnt Mitteleuropa und Mittelasien, vorzüglich Baumpflanzungen und Vorhölzer, weilt bei uns von Ende April bis Anfang August und im Winter in Griechenland, Ägypten, Nubien und im Ostsudân. Er sitzt meist träge auf einem Baum, ist auf dem Boden wenig geschickt, klettert und fliegt ungern, macht aber in der Erregung und, um Feinde zu schrecken, eigne Gebärden, verdreht Hals und Kopf, verbeugt sich, breitet den Schwanz aus, verdreht die Augen, sträubt die Kopffedern etc. Er sucht seine Nahrung, welche vorzüglich aus Ameisen besteht, auf der Erde und erbeutet die Tiere mit der Zunge. Gelegentlich frißt er auch Raupen, Larven und Puppen. Er nistet jährlich nur einmal und legt Mitte Mai in Baumhöhlen, auch wohl in Starkasten 7–12 glänzend weiße Eier (s. Tafel „Eier I“, Fig. 22), welche das Weibchen fast allein ausbrütet. Das Nest wird höchst unreinlich gehalten. In der Gefangenschaft wird er leicht zahm und ist durch sein eigentümliches Benehmen sehr unterhaltend. Die Alten deuteten letzteres als Verliebtheit, schrieben ihm liebeweckende Kraft zu und benutzten ihn zu allerlei Zaubermitteln.