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MKL1888:Wasserschlangen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wasserschlangen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Wasserschlangen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 434
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Wasserschlangen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 434. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wasserschlangen (Version vom 15.09.2022)

[434] Wasserschlangen (Seeschlangen, Hydrophidae Sws.), Familie aus der Ordnung der Schlangen und der Unterordnung der Giftnattern, Reptilien mit seitlich komprimiertem Körper, im hintern Teil kielförmig zugeschärfter Bauchfläche, hohem, komprimiertem Schwanz, verhältnismäßig kleinem Kopf, meist in der Mittellinie oben zusammenstoßenden Nasenschildern, in welche die meist nach oben gerichteten Nasenlöcher münden, kleinen Giftzähnen, hinter welchen noch kleinere, leicht gerinnelte Zähne stehen, und festen Fangzähnen im Unterkiefer. Alle W. leben im Meer von Madagaskar bis Panama, besonders zwischen Südchina und Nordaustralien. Keine von den etwa 50 Arten wird 4 m lang, und so haben diese Schlangen nichts mit der fabelhaften Seeschlange (s. d.) gemein. Hierher gehören: die oberseits blau- oder grünlichgraue, unterseits weiße oder gelbe, am ganzen Leib schwarz geringelte, höchstens 1,6 m lange Zeilenschlange (Platurus fasciatus Latr.), im Chinesischen und Indischen Meer; die sehr häufige, oberseits olivengrüne, unterseits grünlichgelbe, schwarz gebänderte Streifenruderschlange (Hydrophis cyanocincta Gthr.), welche über 2 m lang wird und sich zwischen Ceylon und Japan findet; ferner die gemeinste von allen, die Plättchenschlange (Pelamis bicolor Daud.), welche oberseits braunschwarz, unterseits hellbraun oder weiß ist und am Schwanz in beiden Farben gebändert und gefleckt erscheint. Sie wird selten 1 m lang und findet sich von Madagaskar bis Panama. Alle W. leben nicht sehr fern von den Küsten, finden sich wenigstens nur selten auf hoher See; sie treten gesellig, oft in sehr großen Gesellschaften auf, schwimmen pfeilschnell, sind höchst beweglich, jähzornig und wütend und nähren sich von Fischen und Krebstieren, welche sie in größern und geringern Tiefen erbeuten. Ihr Biß ist höchst gefährlich. Die Jungen der Ruderschlange sprengen die Eischale bei ihrer Geburt und leben dann sofort selbständig. Außerhalb des Meers sterben die W. sehr schnell. Vgl. Fischer, Die Familie der Seeschlangen (in „Abhandlungen aus dem Gebiet der Naturwissenschaft“, Bd. 3, Hamb. 1856).