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MKL1888:Wasserschöpfapparat

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wasserschöpfapparat“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Wasserschöpfapparat“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 19 (Supplement, 1892), Seite 975976
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Wasserschöpfapparat. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 975–976. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wassersch%C3%B6pfapparat (Version vom 18.12.2022)

[975] Wasserschöpfapparat, Vorrichtung zur Beschaffung von Wasserproben aus den Tiefen des Meeres für wissenschaftliche Zwecke. Das Hauptaugenmerk bei der Konstruktion dieser Apparate ist darauf gerichtet,

Fig. 1. Fig. 2.
Wasserschöpfer von Meyer.

daß sich das in bestimmter Tiefe geschöpfte Wasser beim Aufholen nicht mit Wasser andrer Schichten mischt. Die einfachste Vorrichtung, die aber nur für geringe Tiefen, wie in der Ostsee, genügt, besteht in einer verkorkten Flasche, die mit einem Lot in die Tiefe versenkt wird, aus welcher man eine Wasserprobe wünscht. In dieser Tiefe wird der Kork mittels an demselben befestigter Leine herausgezogen, die Flasche füllt sich mit Wasser und wird in aufrechter Lage schnell wieder heraufgezogen. Für größere Tiefen sind kompliziertere Apparate erforderlich. Die ältern Wasserschöpfer bestehen aus einem Gefäß mit Klappenventilen am Deckel und Boden, die beim Herunterlassen durch den Wasserdruck offen gehalten und beim Aufholen ebenso wieder geschlossen werden. Der neuere amerikanische Wasserschöpfer von Sigsbee beruht auf demselben Prinzip, der Verschluß der Ventile wird jedoch noch durch einen infolge des Wasserdrucks beim Aufholen sich bewegenden Schraubenflügel sichergestellt. Auf den deutschen Schiffen wird hauptsächlich der Wasserschöpfer von Meyer verwendet. Er besteht aus einem Messingcylinder B, dessen oberer und unterer Boden durch Metallplatten [976] mit konischen Randflächen aA (Fig. 1, S. 975) gebildet werden; dieselben sind durch starke Rundstäbe in festem Abstande miteinander verbunden, und auf den Rundstäben gleitet der Mantel des Cylinders auf und ab; über dieselben gestreift bildet er mit den Bodenplatten einen festen Abschluß. Ein an der untern Bodenplatte angebrachter Untersatz c soll das Einsinken in weichem Meeresgrunde verhüten, bez. das Aufstoßen auf Felsen unschädlich machen. Beim Hinablassen des Apparates ist der Cylindermantel oberhalb der Verschlußplatten aufgehängt, in der beabsichtigten Tiefe läßt man ihn über denselben hinabgleiten und schließt somit ein Wasserquantum aus der gewünschten Tiefe in den Cylinder ein. Beim Aufholen erhält sich der Cylindermantel durch sein eignes Gewicht in seiner Lage. Wenn Wasser vom Meeresgrunde geschöpft werden soll, so wird der Cylindermantel beim Niederlassen mit einer Schnur an einen Haken F (Fig. 1) gehängt. Berührt der Apparat den Grund, so läßt der Haken die Schnur, welche nun nicht mehr durch das daranhängende Gewicht des Cylinders straff gehalten wird, abgleiten, und der Cylindermantel fällt abwärts. Soll aus irgend einer andern Tiefe Wasser geschöpft werden, so wird der Cylindermantel an zwei oberhalb der Rundstäbe horizontal angebrachte kleine Stifte h (Fig. 2) mittels zweier Ösen angehängt. Eine über die Leine gestreifte elastische Gabel G greift mit ihren Enden über dieselben Stifte h an der Innenseite der Ösen. Ist der Apparat in der beabsichtigten Tiefe angekommen, so wird an der Leine ein Laufgewicht K hinabgelassen. Wenn dasselbe die Gabel trifft, so spreizt sich dieselbe auseinander, die Ösen werden von den Stiften abgeschoben und der Cylindermantel gleitet abwärts.