MKL1888:Wasserfall
[418] Wasserfall, der durch den Widerstand der obersten Gesteinsschichten auf einer Strecke verursachte Fall fließenden Wassers über eine Felswand in die Tiefe. Verwittert das Gestein am Fuß des Falles leichter als das obere, so wird die Felswand im Lauf der Zeit überhängend; wenn die überhängenden Teile hinabstürzen, beginnt die Unterwaschung am Fuß der Felsen von neuem, und der W. bewegt sich so langsam thalaufwärts. Der Niagarafall hat z. B. auf diese Weise 12 km aufwärts zurückgelegt. Sind dagegen die obern Gesteinsschichten weniger hart, so werden sie sich allmählich abschleifen und der W. sich bei regelmäßigem Flußbett in eine Stromschnelle verwandeln. Der Fall geschieht häufig in mehreren aufeinander folgenden Abstürzen. Von der Größe der Wassermasse und der Großartigkeit der Umgebung hängt die Schönheit des Wasserfalls ab. Die berühmtesten Fälle finden sich in den Alpen, wie Gießbachfall (300 m), Staubbachfall (287 m), Tosafall (150 m), Reichenbachfälle (oberster 90 m), Pissevache (84 m), Handeckfall (60 m), Krimmler Fall (350 m), Schwarzbachfälle bei Golling (82 m), Gasteiner Fälle (80 m), ferner im Norden der Alpen der Rheinfall (21 m); in Norwegen Rjukanfoß (245 m), Feigumfoß (200 m), Vöringsfoß (145 m), Sarpfoß (20 m); in Schweden Trollhättafälle (33 m) und Elfkarlebyfall (15 m); in Italien Fall des Teverone (96 m), des Velino (27 m); in Amerika sind die berühmtesten von allen die Niagarafälle (50 und 48 m), ferner Montmorencyfall (Kanada, 82 m), die Großen Fälle des Missouri (26 m), Yosemitefälle (Kalifornien); die Sieben Wasserfälle des Paraná (17 m), die Wasserfälle des Sipotuba (132 m) und des San Francisco (80 m), sämtlich in Südamerika; in Afrika die Victoriafälle des Sambesi. Künstliche Wasserfälle finden sich zu Marly bei Versailles und zu St.-Cloud, bei dem Lustschloß Loo in Geldern, auf Wilhelmshöhe bei Kassel u. a. O. Vgl. auch Fluß, S. 410.