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MKL1888:Waschmaschine

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Waschmaschine“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 408
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Waschmaschine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 408. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Waschmaschine (Version vom 16.03.2024)

[408] Waschmaschine, mechanische Vorrichtung zum Reinigen von Geweben in der Appretur und in Haushaltungen sowie von Rohmaterialien (Wolle, Lumpen) in Spinnereien und Papierfabriken als auch bei der Aufbereitung von Erzen, Steinkohlen etc., in der Zuckerfabrikation zum Waschen der Rüben und Knochenkohle, in der Brennerei zum Waschen der Kartoffeln etc. Die in Haushaltungen gebräuchliche W. zum Reinigen der Wäsche besteht entweder 1) aus einem halbcylindrischen Holzgefäß, das pendelnd aufgehängt, mit der Wäsche und den reinigenden Mitteln (Laugen) beschickt und geschüttelt wird; oder 2) aus einer durchlöcherten Trommel zur Aufnahme der Wäsche, die in einem mit Lauge versehenen Trog um die horizontale Längsachse abwechselnd links und rechts gedreht wird; oder 3) aus einem halbcylindrischen Trog mit einem eingehängten Cylinderabschnitt, der um seine Achse in Schwingung gesetzt wird und dadurch die bündelartig zusammengelegte Wäsche in dem Trog hin- und herrollt; oder 4), aber am wenigsten gebräuchlich, aus knetenden, stoßenden oder reibenden Teilen. Bei der Appretur der Gewebe benutzt

Fig. 1. Walzenwasch­maschine.

man für leichte Stoffe die Waschtrommeln, für mittelschwere die Walzenwaschmaschine, für schwere die Hammerwaschmaschine. Die Walztrommeln bilden große (2–3 m weite) hölzerne, im Wasser liegende, um horizontale Achsen drehbare Trommeln, welche zur Aufnahme der Zeuge an der Peripherie nach Art der Wasserräder mit Zellen versehen sind. Die Walzenwaschmaschinen bestehen (Fig. 1) aus zwei hölzernen, oft mit Kautschuk bekleideten Walzen AB, von denen die untere B festgelagert ist und von der Riemenscheibe 2 vermittelst der Zahnräder 1 und 3: 20–40mal in der Minute in Umdrehung versetzt wird, während die obere A in verschiebbaren Lagern liegt, um sich der wechselnden Dicke des Zeugs T anzupassen. Durch starke Federn oder Gewichte, welche auf die Lager der Oberwalze wirken, übt letztere einen regulierbaren Druck aus, der zugleich die Mitdrehung sichert. Das mit den Enden zusammengenähte Zeug T wird in der Richtung des Pfeils kontinuierlich bewegt, dabei durch die im Trog D vorhandene Lauge und durch ein im Steg e sitzendes Loch über die Leitwalze u so lange gezogen und zwischen den Walzen gepreßt, bis die Reinigung erfolgt ist. Das verunreinigte, aus dem Zeug ausgepreßte Wasser läuft in den Auffangtrog C und aus diesem durch ein Rohr ab. Diese W. behandelt das Zeug in einem durch das Loch e bewirkten zusammengefalteten Zustand und heißt Stückwaschmaschine, gegenüber der Breitwaschmaschine, bei welcher das Zeug in der ganzen Breite faltenlos das Walzenpaar

Fig. 2. Waschhammer.

passiert. Die Waschhämmer haben die ausgedehnteste Verwendung in großen Waschanstalten sowie bei der Appretur der schwersten Stoffe (Tuche) und allgemein die in Fig. 2 dargestellte Einrichtung erhalten. Zwei Seitenwände aa′ halten einen Bottich, in welchem sechs nebeneinander hängende Hämmer v um eine Achse g in bestimmtem Wechsel (d. h. 1, 3, 5 und 2, 4, 6 gemeinschaftlich) schwingen, wenn die durch die Zugstangen d mit den Hammerhebeln e und f verbundenen Kurbeln l nebst Schwungrad h durch Riemen mittels der Riemenscheibe i mit etwa 100 Touren in der Minute in Drehung versetzt werden. Die Räume mm dienen zur Aufnahme der Wäsche, welche durch die mit Deckeln oo verschließbaren Öffnungen eingelegt wird. Lauwarmes Wasser fließt aus kleinen Öffnungen der Röhren pp auf die Wäsche. Die Röhren ss dienen zum Heizen, r zum Ablassen der Lauge; k und k sind Ein- und Ausrückhebel. – Eine Abart sind die Prätschmaschinen (Pantschmaschinen), welche mehrere parallel nebeneinander liegende horizontale Klopfhölzer (Waschbleuel) enthalten, zweiarmige Hebel, deren vordere Arme (Köpfe) dick und schwer sind. Der hintere, kürzere Arm (Schwanz) eines solchen Holzes dient als Stiel, welcher, indem er von den Daumen einer Welle niedergedrückt wird, die Hebung des Kopfes veranlaßt, worauf letzterer von selbst wieder herabfällt und auf einen Tisch schlägt, auf dem die zusammengefalteten Zeuge liegen und von darauf geleitetem Wasser beständig ausgespült werden. Dieser Tisch ist entweder unbeweglich, oder wird fortwährend unter den Bleueln verschoben. Im erstern Fall ist er mit Vertiefungen versehen, in welche die Bleuel fallen, und das Zeug wird durch Walzen langsam über den Tisch fortgezogen. Zum Waschen flockiger Stoffe (Wolle, Lumpen etc.) bedient man sich holländerähnlicher Bottiche (s. Papier, S. 674) mit Rührern, welche, in großen Dimensionen ausgeführt, auch den Namen Leviathan führen.