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MKL1888:Vigny

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Vigny“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Vigny“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 202
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Vigny. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 202. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Vigny (Version vom 18.10.2021)

[202] Vigny (spr. winji), Alfred Victor, Graf de, franz. Dichter, geb. 27. März 1799 auf dem Schloß Loches in Touraine, trat 1814 in Militärdienste, beteiligte sich 1823 an der Invasion in Spanien, nahm 1828 als Kapitän seinen Abschied und privatisierte fortan in Paris, wo er 17. Sept. 1863 starb. Seit 1845 war er Mitglied der Akademie. V. gehörte als Dichter zu den ersten, welche sich von den Fesseln der konventionellen französischen Dichtkunst loszumachen suchten. Er war Romantiker, jedoch ohne formlos zu sein; vielmehr bekämpfte er die dithyrambisch-zügellose Willkür der Romantiker ebenso wie die kühle und sogar frostige Manier der sogen. klassischen Schule. Ein bedeutender Anflug von Mystizismus findet sich indessen in seiner Dichtung „Éloa, ou la sœur des anges“. Seine Hauptwerke sind: „Poèmes“ (1822); „Poèmes antiques et modernes“ (1826); die Romane: „Cinq Mars“ (1826; deutsch, Leipz. 1869), ein in seiner Art klassisches Werk, der beste historische Roman der französischen Litteratur; „Stello, ou les consultations du docteur noir“ (1832), worin die üppigste Phantasie ihr freies Spiel treibt, und „Servitude et grandeur militaires“ (1835; deutsch, 2. Aufl., Norden 1883). Seine historischen Dramen: „La maréchale d’Ancre“ (1831) und „Chatterton“ (1835), denen die epochemachende Übersetzung und Aufführung von Shakespeares „Othello“ (1829) vorherging, hatten anfangs rauschenden Erfolg, sind aber nicht auf dem Repertoire geblieben. Nach seinem Tod erschienen die philosophischen Gedichte „Les destinées“ (1864), welche in stilistischer Beziehung hinter den frühern Werken zurückstehen, dagegen aber an Realität gewonnen haben und zu seinen schönsten Poesien gehören (besonders „La colère de Samson“), ferner „Œuvres posthumes“ (1864) und das „Journal d’un poète“ (hrsg. von Ratisbonne, 1867). Vignys „Œuvres complètes“ erschienen in 8 Bänden (1883–85); eine Auswahl seiner Gedichte übersetzte J. Karsten ins Deutsche (2. Aufl., Norden 1883). Vgl. France, Alfred de V. (Par. 1868); Charavay, A. de V. et Charles Baudelaire, étude (das. 1879).