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MKL1888:Vespasiānus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Vespasiānus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Vespasiānus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 172173
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Vespasiānus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 172–173. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Vespasi%C4%81nus (Version vom 23.01.2025)

[172] Vespasiānus, Titus Flavius, röm. Kaiser, geb. 9 n. Chr. auf einem Landgut bei Reate, ward unter Caligula Kriegstribun in Thrakien, dann Quästor, Ädil, Prätor und endlich, nachdem er sich in Britannien als Anführer einer Legion besonders ausgezeichnet hatte, 51 Konsul. Er wurde 66 von Nero zum Oberbefehlshaber im jüdischen Krieg ernannt und führte diesen Krieg 67–69 mit glücklichem Erfolg, so daß im Sommer 69 das ganze Land mit Ausnahme der Hauptstadt Jerusalem unterworfen war. Nachdem im Sommer 68 Nero gestürzt worden, hatte V. sein Heer erst Galba, dann Otho und endlich auch Vitellius Treue schwören lassen. Aber 1. Juli 69 wurde er selbst von den Legionen in Ägypten, sodann 3. Juli von seinen eignen Legionen zum Kaiser ausgerufen, denen sich hierauf die Legionen in Syrien unter Mucianus und die in Pannonien und Mösien anschlossen. V. begab sich nun, die Belagerung Jerusalems seinem Sohn Titus überlassend, nach Ägypten, um von da zur See nach Italien überzusetzen, während Mucianus das Heer zu Land ebendahin führte. Ehe aber der eine oder der andre [173] am Ziel ankam, hatte Antonius Primus an der Spitze der pannonischen und mösischen Legionen die Vitellianer bei Cremona geschlagen und Rom erobert, wobei Vitellius selbst umkam, so daß V. der Einzug in Rom offen stand. Er bewahrte sich auch als Kaiser dieselbe Einfachheit und Verachtung des äußern Scheins, die ihn als Privatmann vor seinen Standesgenossen ausgezeichnet hatte, und war fortwährend angelegentlich bemüht, durch Herstellung der Zucht im Heer, durch Erhaltung des Friedens und durch Regulierung der Verwaltung, insbesondere der Finanzen, die Wunden zu heilen, welche die Bürgerkriege dem Reiche geschlagen hatten. Seine Regierung war daher durch keine Kriege ausgezeichnet, den im fernen Britannien ausgenommen, den ihm seine Vorgänger hinterlassen hatten; er schloß vielmehr 71 den Janustempel und hielt ihn während seiner ganzen Regierung geschlossen; dagegen verlieh er ungeachtet seiner Sparsamkeit, die ihm sogar den Vorwurf des Geizes zuzog, durch großartige Bauten, insbesondere durch den Tempel des Friedens, der 75 vollendet wurde, und durch das Amphitheatrum Flavium, das später so genannte und noch jetzt in seinen Trümmern bewunderte Kolosseum, seinem Namen einen besondern Glanz. Er starb 23. Juni 79.