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MKL1888:Verkürzung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Verkürzung“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Verkürzung“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 137
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Verkürzung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 137. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Verk%C3%BCrzung (Version vom 05.08.2022)

[137] Verkürzung, in den zeichnenden Künsten diejenige Darstellung der Körper, welche nicht nach den Verhältnissen der Glieder an sich, sondern nach deren perspektivischer Ansicht auf einem bestimmten Standpunkt entworfen wird. Solche Verkürzungen sind schwierig und setzen eine genaue Beobachtung der Natur voraus. Unter den ältern Meistern versuchten sich in Verkürzungen zuerst mit Glück Melozzo da Forli und Luca Signorelli; weiter ging Michelangelo, bis endlich durch Correggio bei Kuppelgemälden die vollkommene Untensicht („di sotto in su“) eingeführt wurde. In seinen Bahnen bewegten sich die Meister der Folgezeit, namentlich die italienischen und französischen Barock- und Rokokomaler, welche bei den Dekorationen von Decken in gewagtesten Verkürzungen schwelgten. Seit Mengs begann man wieder die Decken ohne V. zu behandeln, und diese Art der Dekoration, welche dem Staffeleibild entspricht, blieb bis in die neueste Zeit herrschend, wo man wieder auf Verkürzungen, aber mit strenger Berücksichtigung der perspektivischen Gesetze, zurückgegriffen hat. – In der Musik bedeutet V. (Verkleinerung, Diminution) die Beschränkung der Notenwerte eines Themas auf die Hälfte oder den vierten Teil, welche in der Fuge zur Ermöglichung von Engführungen (s. d.) häufig vorgenommen wird, aber auch bei freier Komposition eine Rolle spielt.