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MKL1888:Urämīe

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Urämīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Urämīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 1
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Urämīe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 1. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ur%C3%A4m%C4%ABe (Version vom 15.04.2023)

[1] Urämīe (griech.), die Vergiftung des Bluts mit Urin, resp. dem wichtigsten Bestandteil desselben, nämlich Harnstoff, tritt ein, wenn die Abscheidung des Harns durch die Nieren unterbrochen ist und die durch den Harn ausscheidenden Stoffe im Blut zurückbleiben. Namentlich geschieht dies bei der Brightschen Nierenkrankheit (vgl. Nierenentzündung) und bei akuten Infektionskrankheiten. Außer der verminderten oder gänzlich unterdrückten Ab- und Ausscheidung des Harns, welcher, wenn vorhanden, stets stark eiweißhaltig ist, äußert sich die U. auch noch durch die nach Harn riechenden Absonderungen, namentlich durch den urinösen Schweiß, welcher, wenn er auf der Haut eintrocknet, einen pulverförmigen, weißlichen Belag zurückläßt (Uridrosis). Das Gehirn ist bei der U. stets schwer affiziert, denn Kopfweh, Schwindel, Angst und Unruhe, später Schlafsucht, lähmungsartige Zustände, tiefe Betäubung (sogen. urämisches Koma) sind konstante Symptome der U. Gewöhnlich ist auch heftiges Fieber vorhanden. Die Krankheit tritt fast immer ziemlich plötzlich ein in Form von urämischen Krampfanfällen, welche oft eine große Ähnlichkeit mit epileptischen Anfällen darbieten können, sich jedoch dadurch unterscheiden, daß sie vorher gesunde, nicht erblich belastete oder an Epilepsie leidende Personen befallen, daß sie nicht so plötzlich enden, sondern in längere komatöse Perioden übergehen, und daß man wohl immer durch den stark eiweißhaltigen Harn ein Nierenleiden feststellen kann. Leichtere Grade der U. gehen vorüber, können sich aber je nach der zu Grunde liegenden Ursache leicht wiederholen und deuten auf schwere, nicht selten unheilbare Nierenaffektionen hin. Die urämischen Anfälle, welche bei Schwangern durch den Druck des Uterus auf die Harnleiter mitunter zu stande kommen, gestatten die günstigste Vorhersage, da mit der Entfernung des Kindes auch die Ursache der U. beseitigt wird. Tritt U. bei lange bestandenem Nierenleiden ein, wenn etwa schon Wassersucht und allgemeine Blutarmut besteht, so ist sie von übelster Bedeutung und geht häufig unmittelbar in den Tod über. Die Behandlung fällt zusammen mit der Behandlung der Nierenkrankheit, besteht vornehmlich in schweißtreibenden Mitteln, besonders Einhüllung in wollene Decken, Dampfbädern, Abführmitteln. Vgl. Leube, Die Behandlung der U. (Wiesb. 1883); Landois, Die Krampferscheinungen bei U. (Wien 1889).