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MKL1888:U

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „U“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 961
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U. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 961. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:U (Version vom 20.05.2021)

[961] U, u, lat. U, u, der dumpfste und tiefste der Vokale, entsteht dadurch, daß bei der Aussprache die ganze Zunge nach hinten gezogen und in ihrem hintern Teil zum Gaumen emporgehoben wird, während die Lippen sich bis auf eine kleine kreisförmige Öffnung zusammenziehen und gleichzeitig etwas vorgeschoben werden. Es bildet sich dadurch ein ziemlich großer Resonanzraum mit kleiner runder Ausflußöffnung von der Gestalt einer bauchigen Flasche ohne Hals; solche Flaschen geben die tiefsten Töne. Daher ist es bei musikalischen Kompositionen eine Regel, auf ein u keinen hohen Ton zu setzen, weil derselbe nicht gesungen werden kann. In der Sprachgeschichte zeigt das u vielfach die Tendenz, in das hellere v, namentlich aber in das noch hellere ü überzugehen. So wird das französische u schon im Altfranzösischen wie ü gesprochen; hieraus ist das englische u = ju, z. B. in hue (spr. hjuh), entstanden, während das kurze englische u meist wie ö gesprochen wird. Auch das griechische Zeichen υ, von dem unser u abstammt, nahm früh die Bedeutung eines ü an, während der einfache Laut u durch die zwei Buchstaben ου ausgedrückt wurde. Als die Römer ihr Alphabet von den unteritalischen Griechen übernahmen, hatte u oder v noch den Lautwert eines u; sie gaben ihm aber die Doppelbedeutung eines u und eines w. Erst im Mittelalter begann man zwischen u (u) und v (v) auch in der Schrift den noch jetzt bestehenden Unterschied zu machen; dazu kam dann ein neues Zeichen für w (s. W). Noch jetzt ist das u Vertreter des w in der deutschen und englischen Aussprache des qu, worin q für k steht. Das deutsche ü, der Umlaut von u, tritt ebenso wie das u der Kurrentschrift mit u-Häubchen (u-Strich) erst im spätern Mittelalter auf; ersteres stammt von einem u mit darübergeschriebenem e, letzteres von u mit darübergesetztem o ab.

Abkürzungen.

Als Abkürzung bezeichnet U bei den Römern unter anderm Urbs („Stadt“, nämlich Rom), insbesondere u. c. bei chronologischen Angaben urbis conditae (urbe condita), d. h. von der Erbauung der Stadt (Rom) an gerechnet. In der Chemie ist U Zeichen für Uran; in den Blaufarbenwerken für Kobaltblau (s. d.).

u. = Ultimo (s. d.).
u. A. w. g. = um Antwort wird gebeten.
u. c., in der Musik = una corda (s. Corda).
u. i. = ut infra (lat.), wie unten.
u. j. d. = utriusque juris doctor (lat.), Doktor beider Rechte.
U. K. = United Kingdom, Vereinigtes Königreich (Großbritannien).
U. L. F. = Unsre Liebe Frau, d. h. die Jungfrau Maria.
ü. M. = über dem Meeresspiegel (bei Höhenangaben).
u. s. = ut supra (lat.), wie oben.
U. S. oder U. S. A. (Am.) = United States (of America), Vereinigte Staaten von (Nord-) Amerika; vgl. Uncle Sam“.
U. S. A. = United States Army, Armee der Verein. Staaten.
U. S. N. = United States Navy, Marine der Verein. Staat.
U. S. S. = United States Ship, Schiff der Ver. Staat.-Marine.
U. T. = Utah Territory.