MKL1888:Typhon
[955] Typhon, Wirbelsturm, s. Teifun.
Typhon (Typhoeus, Typhaon, Typhos), in der griech. Mythologie ein Ungeheuer, Personifikation des wilden Sturms, besonders des Glutwindes, der aus feuerspeienden Bergen hervorbricht. Er liegt nach Homer im Arimerland (Kilikien?), welches von Zeus mit Blitzen gegeißelt wird. Nach Hesiod sind Typhaon und Typhoeus verschiedene Wesen. Ersterer ist der Sohn des letztern und zeugt mit der Echidna den Hund Orthros, den Kerberos, die lernäische Hydra und die Chimära; Typhoeus ist der jüngste Sohn des Tartaros und der Gäa und hat 100 Drachenhäupter. Er sucht die Herrschaft über Götter und Menschen zu gewinnen, aber Zeus bezwingt ihn mit dem Blitz. Seine Söhne sind die Winde, mit Ausnahme der wohlthätigen (Notos, Boreas, Zephyros etc.). Ebenso ist T. bei Äschylos und Pindar ein 100köpfiger Sohn der Erde, der die kilikischen Höhlen bewohnt. – In Ägypten war T. (Seth oder Set, auch Tebha genannt) in alter Zeit ein hoch angesehener Gott, ein Sohn des Seb (Kronos) und der Nut (Rhea). Hier war er der Gott des Kriegs. Die Könige Seti der 19. Dynastie führten von ihm den Namen. Eine besondere Kultusstätte des Set war die Stadt Ombos; allgemeiner jedoch war seine Verehrung in Unterägypten, namentlich unter den dort ansässigen Fremden.
Seth. | |
Am Ende der 21. Dynastie wurde dieser Gott aus Oberägypten verstoßen; er galt seitdem als Gott der Feinde Ägyptens und wurde allmählich vollständig zum Prinzip alles Bösen umgebildet. Nach der Sage hat er seinen Bruder Osiris umgebracht, dessen Sohn Horos sich dann an ihm in siegreichen Schlachten rächte. Er wird unter der Gestalt eines fabelhaften, eselähnlichen Tiers dargestellt oder doch mit dem Kopf desselben (vgl. Abbildung). Einigemal, wo er in menschlicher Form erscheint, trägt er ein Hörnerpaar. Vgl. E. Meyer, Set-T. (Leipz. 1875).