Zum Inhalt springen

MKL1888:Signorelli

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Signorelli“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Signorelli“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 963
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Luca Signorelli
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Signorelli. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 963. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Signorelli (Version vom 17.04.2021)

[963] Signorelli (spr. ssinjo-), Luca, ital. Maler, Hauptmeister der florentinischen Schule, geboren wahrscheinlich 1441 zu Cortona, war Schüler des Pietro dei Franceschi in Arezzo, bei welchem er besonders die Perspektive und die Darstellung des Nackten lernte, und bildete sich dann nach den Meistern in Florenz, wo er eine Zeitlang thätig war und unter anderm für Lorenzo de’ Medici Pan unter den Hirten, ausgezeichnet in der Behandlung der nackten Körper (jetzt im Museum zu Berlin), und ein Madonnenbild (jetzt in den Uffizien zu Florenz) malte. Von 1482 bis 1484 war er in Rom, wo er in der Sixtinischen Kapelle ein Fresko zur Geschichte des Moses ausführte. Um dieselbe Zeit etwa malte er in Loreto die achteckige Sakristei an der Kirche mit Figuren von Engeln, Aposteln, Evangelisten etc. aus. Im Kloster Mont’ Oliveto zu Siena malte er um 1498 den Freskencyklus aus der Legende vom heil. Benedikt. 1499 verweilte S. in Orvieto und schmückte hier die Cappella della Madonna im Dom mit weltberühmten Wandmalereien, die letzten Dinge mit dem Jüngsten Gericht darstellend, welch letzteres auf Michelangelo von Einfluß wurde. Kurzen Aufenthalt nahm S. 1508 und 1512 in Florenz, 1508 und 1517 in Rom. Er starb 1523 in Cortona. Berlin besitzt außer dem genannten Bild noch zwei schöne Altarflügel, die Nationalgalerie zu London ein auf Leinwand übertragenes Fresko: der Triumph der Keuschheit mit der Züchtigung Amors, der Dom zu Perugia eine thronende Madonna mit Heiligen, die Kirche San Domenico zu Citta di Castello ein Martyrium des heil. Sebastian (1496), die Akademie zu Florenz eine unter der Dreifaltigkeit thronende Madonna mit Heiligen etc. und der Dom zu Cortona ein Abendmahl. Mit Originalität und Größe der Erfindung und Kühnheit der Phantasie verband S. Herbheit und Strenge der Formengebung. In der oft gewaltsamen Bewegung seiner Figuren war S. ein Vorläufer Michelangelos. Vgl. R. Vischer, Luca S. (Leipz. 1879).