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MKL1888:Seeschwalbe

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Seeschwalbe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Seeschwalbe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 813814
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Seeschwalbe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 813–814. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Seeschwalbe (Version vom 14.11.2022)

[813] Seeschwalbe (Sterna L.), Gattung aus der Ordnung der Schwimmvögel und der Familie der Möwen (Laridae), mittelgroße oder kleine, schlank gebaute Vögel mit kopflangem, geradem, auf der Firste sanft gebogenem Schnabel, kleinen, niedrigen, vierzehigen [814] Füßen, kurzen, oft tief angeschnittenen Schwimmhäuten, ziemlich scharfen Krallen, sehr langen, schmalen, spitzigen Flügeln und mittellangem, gegabeltem Schwanz. Die Raubseeschwalbe (Wimmermöwe, S. [Sylochelidon] caspica Pall., s. Tafel „Schwimmvögel II“), 52 cm lang, 130 cm breit, mit starkem, langem Schnabel, glänzend weiß, auf dem Oberkopf schwarz, auf dem Mantel hell graublau, mit braunen Augen, rotem Schnabel und schwarzen Füßen, im Winterkleid mit schwarz und weißem Kopf, ist weit verbreitet in Mittelasien, Südeuropa und Afrika, bewohnt namentlich die Küsten oder größere fischreiche Ströme und Seen, brütet ausnahmsweise auch auf Sylt und an der pommerschen Küste, weilt auf Sylt von Ende April bis August, schweift dann umher, erscheint im Winter in Nordafrika und geht, dem Lauf der Ströme folgend, bis ins Innere des Weltteils. Sie nährt sich hauptsächlich von Fischen, jagt aber auch auf Strand- und Wasservögel und frißt die Eier der am Strand brütenden Vögel. Sie ist vorsichtig und scheu, habgierig, kampflustig, fliegt vortrefflich, ruht in Gesellschaft unbeweglich auf dem Land, nistet in Scharen nahe dem Wasser und legt im Mai in eine Vertiefung im Sand 2–3 gelbliche, grau gefleckte und gezeichnete Eier, welche ihres Wohlgeschmacks halber von den Küstenbewohnern gesammelt werden. Die Flußschwalbe (Rohrschwalbe, S. fluviatilis L.), 40 cm lang, 82 cm breit, mit dünnem, etwas bogenförmigem, ziemlich kurzem Schnabel, sehr niedrigen, kurzzehigen Füßen und tief gegabeltem Schwanz, ist der vorigen ähnlich gefärbt, aber auf der Unterseite grau und an den Füßen rot, findet sich in Europa, einem großen Teil Asiens und Nordamerikas an Flüssen und Seen, bei uns von April oder Mai bis Juli oder August, in der Winterherberge auch häufig an Küsten bis Südafrika, fliegt ungemein schnell, nährt sich von kleinen Fischen, Fröschen und niedern Tieren, brütet auf niedrigen Inseln oder Uferbänken, auch an der Küste und hier gesellig und legt in eine Vertiefung im Kies Ende Mai 2–3 braungelbe, violett oder schwarzbraun gefleckte Eier, welche von beiden Geschlechtern in 16–17 Tagen ausgebrütet, in den Mittagsstunden aber der Sonnenwärme überlassen werden. Zwergseeschwalbe (S. minuta), 22 cm lang, 50 cm breit, mit verhältnismäßig starkem, etwas kurzem, wachsgelbem, an der Spitze schwarzem Schnabel und seicht gegabeltem Schwanz, an Stirn, Unterseite und Steuerfedern weiß, Oberkopf und Nacken schwarz, Mantel und Flügelfedern aschgrau, mit braunem Auge und gelbem Fuß, bewohnt süße Gewässer, besonders größere Ströme, aber auch die Küste, zwischen 58 und 24° nördl. Br. der ganzen Erde, weilt in Norddeutschland von Mai bis August, in Süddeutschland viel länger, ist ungemein lebhaft und schnell, nährt sich von kleinen Fischen etc. und nistet auf kiesigen Stellen in kleinen Vertiefungen ohne Auskleidung und legt 2–3 rostgelbe, grau, violett und tiefbraun gezeichnete Eier (s. Tafel „Eier II“), welche beide Geschlechter in 14–15 Tagen ausbrüten.