MKL1888:Schrapnells
[622] Schrapnells (Granatkartätschen, Kartätschgranaten), von dem englischen Obersten Shrapnel 1803 erfundene Geschosse, die in unvollkommnerer Form schon den deutschen Stückmeistern des 16. Jahrh. bekannt waren. Es sind eiserne Hohlgeschosse, mit 13–17 g schweren Bleikugeln gefüllt, welche, um bei der Rotation des Geschosses ihre Lage nicht zu verändern und dadurch Störungen in der Regelmäßigkeit der Flugbahn hervorzurufen, durch Eingießen von Schwefel oder Kolophonium festgelegt sind. Eine zentrale Höhlung enthält die Sprengladung (Gewehrpulver), welche durch den Zünder vor dem Ziel in der Luft entzündet wird und nur so groß sein soll, daß das Geschoß durch sie zertrümmert wird, die Kugeln und Sprengstücke aber möglichst wenig aus der Flugbahnrichtung fortgetrieben werden. Die Entfernung des Sprengpunktes vom Ziel, Sprengweite (Intervall), soll etwa 50 m betragen, um den Sprengteilen eine genügende Ausbreitung zu geben. Der Abstand des Sprengpunktes vom Erdboden, Sprenghöhe, beträgt je nach der Schußweite und Schußart 3–10 m. Die Herstellung von Zündern mit Brennzeit von 30–40 Sekunden hat ermöglicht, S. auch aus Mörsern zu schießen. Die englischen Segmentgranaten der gezogenen Geschütze sind gewöhnliche Granaten, deren cylindrische Höhlung vom Boden aus, der verschraubbar ist, mit eisernen Ringsegmenten derart gefüllt wird, daß in der Geschoßachse eine cylindrische Kammer zur Aufnahme der Sprengladung frei bleibt. Die Beobachtung des Schrapnellschusses ist eine schwierige. Bei richtiger Anwendung aber kann der Schrapnellschuß, namentlich gegen zerstreut fechtende Truppen, von großer Wirkung sein, weshalb derselbe in neuerer Zeit mit der Vervollkommnung des Zünders eine steigende Verwendung findet.