MKL1888:Schrötter
[638] Schrötter, 1) Anton, Ritter von Kristelli, Chemiker, geb. 26. Nov. 1802 zu Olmütz, studierte in Wien Medizin und Chemie, wurde 1830 Supplent, 1834 Professor der Chemie und Physik am Johanneum in Graz, 1843 Professor der technischen Chemie und 1845 der allgemeinen Chemie am Polytechnikum in Wien, 1868 Direktor des Hauptmünzamtes. Er starb 15. April 1875 in Wien. Von Schrötters zahlreichen Arbeiten ist am wichtigsten die Entdeckung des amorphen Phosphors: „Über einen neuen allotropischen Zustand des Phosphors“ (Wien 1848); außerdem schrieb er: „Die Chemie nach ihrem gegenwärtigen Zustand“ (Wien 1847–49, 2 Bde.).
2) Leopold, Ritter von Kristelli, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 5. Febr. 1837 zu Graz, studierte in Wien, war 1863–69 Assistent Skodas, habilitierte sich 1867 als Privatdozent an der Wiener Universität und wurde 1870 Vorstand der neuerrichteten Klinik für Kehlkopfkrankheiten. Nach Oppolzers Tod leitete er zwei Semester (1871–72) die interne Klinik desselben, 1875 erhielt er die außerordentliche Professur für Kehlkopf- und Brustkrankheiten, 1877–1881 war er erster Arzt an der Rudolf-Stiftung, seitdem am Allgemeinen Krankenhaus; seit 1884 liest er über das ganze Gebiet der innern Medizin. Schrötters Bedeutung liegt in seinen zum Teil bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Hals- und Brustkrankheiten, in seinen überaus glücklichen und gewandten Operationen im Kehlkopf und in seinen feinen und sichern Diagnosen. Auch als klinischer Lehrer genießt er eines wohlbegründeten Rufs. Er schrieb: „Beiträge zur laryngoskopischen Chirurgie“ (1868–69, 3 Tle.); „Temperaturverhältnisse bei der kroupösen Pneumonie“ (Wien 1869); „Beitrag zur Behandlung der Larynx-Stenosen“ (das. 1876); „Die Herzkrankheiten“ (in Ziemssens „Handbuch für spezielle Pathologie und Therapie“); „Die Kehlkopfsyphilis“ (in Zeißls „Handbuch der Syphilis“); „Vorlesungen über Krankheiten des Kehlkopfes, der Luftröhre, der Nase und des Rachens“ (Wien 1887 ff.); auch ist S. Mitredakteur der „Monatsschrift für Ohrenheilkunde etc.“ (Berl.).