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MKL1888:Schlettstadt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schlettstadt“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Schlettstadt“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 530531
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Schlettstadt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 530–531. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schlettstadt (Version vom 17.09.2023)

[530] Schlettstadt, Kreisstadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, an der Ill, Knotenpunkt der Eisenbahnen Straßburg-Basel, S.-Markirch und S.-Zabern, 180 m ü. M.,

Wappen von Schlettstadt.

hat 2 schöne kath. Kirchen (Münster oder St. Georgskirche und Fideskirche), eine evang. Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Lehrerinnenseminar, ein Bürgerhospital, ein Mädchenwaisenhaus, mehrere ehemalige Klöster, ein Theater, ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, eine Oberförsterei, berühmte Metallweberei (toiles métalliques), Gerberei, Ziegeleien, Säge- und Lohmühlen, starken Getreide-, Obst- u. Weinbau und (1885) mit der Garnison (ein Bataillon Infanterie Nr. 112) 9172 meist kath. Einwohner. – S. war schon zur Zeit der Merowinger ein königlicher Meierhof, späterhin eine kaiserliche Pfalz. Im 11. Jahrh. wurde der Ort dem dortigen Benediktinerkloster der heil. Fides geschenkt, dessen Propst auch in der spätern Stadt S. Schultheiß und Rat ernannte, bis der Bischof von Straßburg im 13. Jahrh. das Kloster erwarb. 1216 erhielt der Ort durch den Vogt Wölflin Mauern und unter Friedrich II. Stadtrecht. Seit Rudolf von Habsburg erwarb S. die Rechte einer freien Reichsstadt und bewahrte später die Archive des Zehn-Städtebundes. Im 15. Jahrh. begründete hier Agricola eine Gelehrtenschule, die auch Erasmus von Rotterdam besuchte. Die Reformation fand hier zahlreiche Anhänger, [531] wurde aber gewaltsam unterdrückt. 1632 eroberten die Schweden S. und traten es 1634 an Frankreich ab. Ludwig XIV. ließ die Festungswerke 1673 schleifen, durch Vauban aber 1676 wiederherstellen. 1814 und 1815 belagerten es die Verbündeten vergeblich, dagegen gewannen es 24. Okt. 1870 die Deutschen durch Kapitulation. Seitdem sind die Festungswerke abgetragen worden. Die Stadt ist Geburtsort J. Wimpfelings, des Reformators M. Butzer und des Humanisten Beatus Rhenanus (dessen Büchersammlung sich in der Stadtbibliothek befindet). Vgl. Dorlan, Notices historiques sur l’Alsace et principalement sur la ville de Schlestadt (Kolm. 1843); Wolff, Geschichte des Bombardements von S. (Berl. 1874); Naumann, Die Eroberung von S. (das. 1876).