MKL1888:Saffĭan
[167] Saffĭan (von der Stadt Saffi in Marokko, Maroquin), lohgares, aus Bock- und Ziegenfellen bereitetes, sehr feines und weiches, auf der Narbenseite gefärbtes Leder, welches vielfach ersetzt wird durch ähnlich zubereitetes Schaf- und Kalbleder (unechter S.) für Buchbinder- und Portefeuillearbeiten. Die Darstellung des echten Saffians erfordert eine sehr sorgfältige Vorbereitung der Felle, welche durch Kalk enthaart, mit dem Streicheisen behandelt, im Walkfaß gewalkt, durch umsichtiges Beizen und Schwellen vom Kalk befreit und dann in der Regel mit Sumach gegerbt werden. Dabei bringt man die Felle unter fortwährender Bewegung in immer stärkere Brühen oder näht sie zu Beuteln zusammen, füllt diese mit Sumachbrühe und bringt sie in einen Kessel, der mit solcher Brühe gefüllt ist. Das gare Leder wird dann gefärbt (nur das rote färbt man vor dem Gerben), nach dem Trocknen auf der Narbenseite mit etwas Leinöl eingerieben, auf der Glänzmaschine bearbeitet und schließlich mit künstlicher Narbe versehen. Die Fabrikation des Saffians war schon den alten Ägyptern bekannt, sie blieb auch lange Zeit eine dem Orient eigentümliche Gerbmethode, und noch jetzt werden in Marokko, in der Türkei, in Ägypten und Persien beträchtliche Mengen davon angefertigt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde die erste Saffianfabrik in Paris angelegt, und seitdem hat sich diese Industrie in England, Deutschland und Frankreich zu hoher Blüte entwickelt. Aus dem Orient wird nur noch gegerbtes Leder (Meschinleder) nach Europa gebracht, um hier gefärbt und appretiert zu werden. Für die europäische Fabrikation liefert namentlich die Schweiz gute Felle. Im Orient dient der S. hauptsächlich zu feinerm Schuhwerk.