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MKL1888:Säge

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Säge“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 171173
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Säge. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 171–173. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:S%C3%A4ge (Version vom 18.05.2024)

[171] Säge, Werkzeug zum Zerschneiden von Holz, Metall, Stein etc., aus Stahl von der Form eines Blattes (Sägeblattes), gehärtet, gelb oder blau angelassen und am Rand mit meißelförmigen Zähnen (Sägezähnen) versehen, welche gewöhnlich mit dem Durchschnitt, bei kleinen Sägen auch durch Einfeilen oder Einhauen des Sägerandes hervorgebracht werden. Vielfach hat das Blatt die Gestalt eines Bandes ohne Ende (Bandsägeblatt) od. einer kreisrunden Scheibe (Kreissäge). Zwischen den Zähnen befinden sich Zwischenräume (Zahnlücken), welche die beim Durchgang der Sägezähne durch das Arbeitsstück zur Bildung des Sägeschnittes abgehobenen Späne so

Fig. 1–8. Formen der Sägezähne.

lange beherbergen, bis die Zähne aus dem Arbeitsstück heraustreten und die Späne fallen lassen. Bei Metallsägen ist die Gestalt der Zähne stets ein Dreieck (Fig. 1); sämtliche Zähne stoßen an der Linie aa (Sägerandlinie) zusammen und bilden daher auch dreieckige Lücken. Da die abzunehmenden Metallspäne nur dünn sind, so genügt eine kleine Zahnlücke, und es kommen daher viele Zähne auf eine Längeneinheit: durchschnittlich 5–10 auf 1 cm Blattlänge, was 1–2 mm Abstand ergibt. Bei Holzsägen ist die Grundform der Zähne zwar auch ein Dreieck, die Weichheit des Holzes gestattet aber die Wegnahme voluminöser Späne. Darum müssen Holzsägen große Lücken haben, was im allgemeinen auch einen großen Abstand (Teilung) der Zähne (von 2–50 mm) bedingt. Um diesen zu erhalten, werden die Zähne vielfach auseinander gerückt (Fig. 2 a). Weil aber die S. um so wirksamer ist, je näher die Zähne zusammenstehen, so sucht man letzteres, namentlich bei größern Sägen, durch Vergrößerung der Lücken über der Randlinie zu erreichen (Wolfszähne, Fig. 3 aa). Sägen mit der Verzahnung Fig. 1 u. 2 greifen selbstredend nur in einer Bewegungsrichtung an, will man aber die Sägearbeit auf beide Bewegungsrichtungen verteilen, so wendet man oft die Form des spitzwinkelig gleichschenkeligen Dreiecks (Fig. 4) an, oder man stellt abwechselnd zwei Zähne einander gegenüber (M-Zähne, Stockzähne, Fig. 5). Man benutzt auch die Wolfszähne als Grundform (Fig. 6) oder reiht Wolfszähne und Stockzähne aneinander (Fig. 7). Einige Sägen wirken dadurch in beiden Richtungen, daß man (Fig. 8) die gewöhnlichen Zähne in zwei Gruppen in entgegengesetzter Stellung anordnet. Bei sehr großen Sägeblättern, besonders Kreissägen, werden die Zähne auch wohl als besondere Teile (Meißel) eingesetzt. [172] Dann hat das Blatt (Fig. 9) einen rautenförmigen Einschnitt abc mit keilförmigem Rand, in welchem der als kleine Platte gebildete Zahn z durch einen Stift s festgehalten wird, während das Loch u zum Ausschieben des Zahns behufs Anschleifens

Fig. 9. Sägeblatt mit auszuwechselnden Zähnen.

dient. Damit die S. sich nicht festklemmt, muß der Sägeschnitt etwas breiter ausfallen als die Dicke des Blattes. Das erreicht man dadurch, daß man


Fig. 10. Sägeblatt und geschränkte Zähne.
Fig. 11. Schränk­eisen.

(Fig. 10) das Blatt r an der Zahnlinie dicker macht als am Rücken, oder indem man die Zähne abwechselnd nach rechts und links (Fig. 10, d und a) aus der Blattebene herausbiegt, und endlich, indem man durch Stauchen die Zähne an der Schneide verbreitert. Die erste und dritte Methode benutzt man bei Metall- und Holzsägen, die zweite ausschließlich bei letztern. Dies Schränken oder Aussetzen wird mittels eines Werkzeugs (Schränkeisen) ausgeführt, welches in der einfachsten u. gewöhnlichsten Form (Fig. 11) aus einer dickern Stahlplatte a mit dem Griff b besteht, die bei e, e, e verschiedene Einschnitte hat. Mit einem passenden Einschnitt wird der Zahn gefaßt und nach außen gebogen, während ein verstellbarer Anschlag ss1 das Maß des Ausbiegens (Schrank) bestimmt, indem derselbe mit der Nase s1 gegen das Blatt stößt.

Das Sägeblatt ist im allgemeinen zu dünn und biegsam, um ohne weiteres gebraucht werden zu können, und muß daher in der Regel künstlich gespannt


Fig. 12. Schrotsäge.

werden. Ungespannte Sägen kommen nur unter Holzsägen vor, und zwar sind folgende die wichtigsten: 1) Schrotsäge (Brettsäge, Dielensäge, Fig. 12, das Blatt B), etwa 1,6 m lang, oben 16, unten 10 cm breit, auf 25 mm ein Zahn, zum Zerschneiden von Balken in der Länge, für zwei Arbeiter, welche die S. an Quergriffen fassen, und wovon der eine auf einem Sägegerüst steht. 2) Bauchsäge (Quersäge), horizontal von zwei Mann geführt, zum Querabsägen, mit Griffen in Ösen. Länge etwa 1,5 m; gewöhnlich M-Zähne mit 12–20 mm Zwischenraum. Die Sägerandlinie ist wegen der wiegenden Bewegung und Ausgleichung der Abnutzung gekrümmt. Die Quersäge dient zum Fällen der Bäume, daher auch Waldsäge oder Bauernsäge genannt. 3) Fuchsschwanz, ohne und mit Rücken (Rückensäge). 4) Stichsäge (Spitzsäge, Lochsäge), zum Ausschneiden von Löchern, daher besonders schmal, aber an der Zahnreihe dick und ohne Schränkung. Zu den Spannsägen gehören zunächst 1) die Metallsägen, weil das Blatt in dem sogen. Gestell von der Form ] aus Schmiedeeisen gebogen, durch Schrauben festgehalten und angezogen wird (Sägebogen, Bogensäge). Kleine Bogensägen heißen Laubsägen, weil sie hauptsächlich dazu gebraucht werden, Laubarbeiten (Schweifungen) auszuschneiden; damit diese S. auch kleinen Krümmungen folgen könne, muß das Blatt sehr schmal (0,6–2,0 mm breit) sein. Die größten Metallsägeblätter besitzen 350 mm Länge und 20 mm Breite. 2) Die Klobsäge (Furniersäge), zum Zerschneiden (Trennen) großer Stücke in der Längenrichtung, ist 1,3–1,5 m lang, 10 cm breit, sehr dünn, mit ungleichseitig dreieckigen oder Wolfszähnen, von denen 80–160 auf 1 m Länge stehen, hat einen vierseitigen hölzernen Rahmen zum Gestell, wird senkrecht geführt und schneidet beim Niedergehen. 3) Die Örtersäge, zum Zuschneiden der Arbeitsbestandteile, hat ein 78–85 cm langes, 48–55 mm breites, sehr dünnes Blatt, das Zähne auf 1 cm Länge enthält. Das Gestell besteht aus einem Stock von der Länge des Blattes, ist mit diesem parallel und trägt an seinem Ende zwei kürzere verschiebbare Querhölzer, die an der einen Seite durch eine mehrfache Schnur, an der andern durch das Sägeblatt miteinander verbunden sind. Durch einen Knebel wird die Schnur zusammengedreht und das Blatt gespannt. Das Blatt wird an beiden Enden mittels zweier Angeln an zwei Knöpfen befestigt, welche sich in den Armen drehen lassen, um das Sägeblatt zu richten. Zu den Örtersägen gehört die Handsäge mit nur 22 cm langem und die Schweifsäge mit nur 3–4 mm breitem Blatt zum Schneiden in Krümmungen. Für besondere Arbeiten dienen noch: die Gratsäge, mit 17 cm langem Blatt und drei Zähnen auf 1 cm Länge, welche schneiden, wenn man die S. gegen sich hinzieht, dient dazu, um Einschnitte (Grate) an breiten Flächen zu machen; die Zapfensäge, kleine S., an einem Holzstück so befestigt, daß sie mit der Fläche aufliegt, um kleine Vorsprünge, Zapfen, in der Ebene der Arbeitsfläche abzuschneiden; Einstreichsäge, zum Einschneiden der Schlitze in Metallschraubenköpfen; Drahtsägen, aus drei seilartig zusammengedrehten dünnen Drähten bestehend, wendet man zum Schneiden des Gipses oder ähnlicher Mineralien an. Von großer Wichtigkeit ist das Schärfen der S., weil davon die Wirkung abhängt. Es geschieht mittels Feilen (Sägefeilen), welche

Fig. 13. Schärfen der Sägen.
Fig. 14. Hinterlochte Säge.

die Form der Zahnlücken besitzen, oder durch schnell rotierende Schmirgelscheiben. Um eine gehörige Schneide zu erhalten, ist die S. schräg gegen xx nach den Linien ab und cd (Fig. 13) zu führen; dadurch gewinnt eine geschränkte S. das in ad ad gezeichnete Ansehen. Eine wesentliche Erleichterung beim Schärfen gewähren die sogen. hinterlochten Sägen (Fig. 14), bei welchen unmittelbar hinter den Zahnlücken Löcher im [173] Sägeblatt angebracht sind, welche die Größe und Form der Zahnlücken haben, wodurch sich die letztern stets ohne Zuthun des Sägeschärfers in vollkommen richtiger Weise erneuern, sobald beim Schärfen die Feile das Loch erreicht. Zugleich dienen diese in 3–6 Reihen parallel den Zähnen ausgestoßenen Löcher zu einer Kühlung der Sägen. Vgl. Exner, Die Handsägen und Sägemaschinen (Weim. 1878–1880, 2 Bde.); Walleneg, Laubsägerei (2. Aufl., das. 1885); H. Fischer, Die Holzsäge (Berl. 1879).