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MKL1888:Reuleaux

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Reuleaux“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Reuleaux“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 755
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Reuleaux. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 755. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Reuleaux (Version vom 11.04.2021)

[755] Reuleaux (spr. rölo), Franz, Techniker, geb. 30. Sept. 1829 zu Eschweiler bei Aachen, lernte 1845–1846 in einer kleinen Maschinenfabrik in Koblenz und ging 1846 nach Eschweiler zurück, um sich in der an seinen Onkel übergegangenen väterlichen Maschinenfabrik für das Maschinenfach weiter auszubilden. 1850 bezog er die polytechnische Schule in Karlsruhe, wo besonders Redtenbacher großen Einfluß auf ihn gewann, studierte dann 1852 in Berlin, 1853 in Bonn, war 1854–55 Vorsteher einer Maschinenfabrik in Köln, hierauf kurze Zeit Zivilingenieur und folgte 1856 einem Ruf als Professor der Maschinenbaukunde nach Zürich. 1864 ging er nach Berlin als Mitglied der technischen Deputation für Gewerbe und Dozent am Gewerbeinstitut, und 1868 übernahm er die Direktion dieser Anstalt (seit 1865 Gewerbeakademie). Schon 1854 hatte er mit Moll eine „Konstruktionslehre für den Maschinenbau“ begonnen und später selbständig fortgesetzt, doch blieb das Werk unvollendet (Bd. 1, Braunschw. 1854–62). Er gab auch eine neue Bearbeitung von Scholls „Führer des Maschinisten“ (Braunschw. 1855 u. öfter) und „Konstruktion und Berechnung der für den Maschinenbau wichtigsten Federarten“ (Winterth. 1857) heraus. Für den praktischen Gebrauch schrieb er in Zusammenfassung der positiven Resultate seines ersten Werkes den „Konstrukteur“ (4. Aufl., Braunschw. 1882 ff.), und gleichzeitig begann er seine kinematischen Studien, durch welche die Kinematik erst eine für den Maschinenbau voll verwertbare Form gewonnen hat. In Berlin begründete er eine großartige Mustersammlung kinematischer Modelle, welche als unbedingt maßgebendes Vorbild für derartige Sammlungen betrachtet wird, und vollendete seine „Theoretische Kinematik“ (Braunschw. 1875), ein bahnbrechendes Werk, das alsbald, wie der „Konstrukteur“, in mehrere fremde Sprachen übersetzt wurde. R. entfaltete eine sehr erfolgreiche Lehrthätigkeit, auch beteiligte er sich lebhaft an den Bestrebungen zur Wiederbelebung des Kunstgewerbes, die in der Errichtung des Gewerbemuseums einen nächsten Zielpunkt hatten. Von 1867 bis 1876 redigierte er die „Verhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß“. Auf der Weltausstellung zu Philadelphia (1876) war er zuerst als Vorsitzender der deutschen Jury, später als Vertreter des Deutschen Reichs thätig. Die Beobachtungen und Vergleiche, welche sich ihm dort aufdrängten, veranlaßten ihn zu Berichten („Briefe aus Philadelphia“, Braunschw. 1876), welche durch die Offenheit, mit der er die damaligen Schäden der deutschen Industrie („billig und schlecht“) besprach, großes Aufsehen erregten. Auf den Ausstellungen in Sydney und Melbourne 1879–81 leitete er als Reichskommissar die deutsche Beteiligung. Eine Frucht seiner Weltreise ist das Buch „Eine Reise quer durch Indien“ (2. Aufl., Berl. 1885).