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MKL1888:Quartett

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Quartett“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Quartett“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 497
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Quartett. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 497. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Quartett (Version vom 10.02.2024)

[497] Quartett (Quatuor, ital. Quartetto), eine Komposition für vier Instrumente oder Singstimmen. Da der vierstimmige Satz sich bereits seit dem 15. Jahrh. als derjenige herausgestellt hat, welcher Einfachheit der Faktur und Leichtigkeit der Exekution mit harmonischer Vollstimmigkeit und Deutlichkeit bestens vereinigt, so ist das Q. auf vokalem wie instrumentalem Gebiet eine bevorzugte Kunstform geworden. Die Mehrzahl der Meisterwerke der Kontrapunktik des 16. Jahrh. ist vierstimmig geschrieben, sowohl die Messen und Motetten eines Josquin als die deutschen Lieder eines Heinr. Isaak sowie die französischen Chansons und die italienischen Kanzonetten (nur die Madrigale sind überwiegend fünfstimmig); auch die Tanzstücke des 16. Jahrh. sind zumeist vierstimmig gehalten. Die sich im 17. Jahrh. etwa gleichzeitig nebeneinander entwickelnde vielstimmige (doppelchörige) Setzweise des a cappella-Stils der venezianischen und römischen Schule einerseits und die begleitende Monodie (stilo rappresentativo) anderseits drängte allerdings zeitweilig den vierstimmigen Satz in den Hintergrund; doch gelangte zu Ende des vorigen Jahrhunderts das instrumentale Q., besonders das Streichquartett (Grétry, Gossec, van Malder, Sammartini, Haydn, Boccherini), u. in unserm Jahrhundert das vierstimmige Chorlied (Männerquartett, gemischtes Q.) wieder zu allgemeiner Beliebtheit. Das Streichquartett erhielt durch Haydn seine vollständige Ausbildung und eigne Stilart (reiche Polyphonie, Teilnehmen aller Stimmen an der Melodieführung), welche Mozart und besonders Beethoven nur vertiefen konnten. Von neuern Quartettkomponisten sind besonders Spohr, Schubert, Onslow, Mendelssohn, Schumann, Brahms hervorzuheben. Eine Abart des Streichquartetts ist das für eine solistisch behandelte Violine geschriebene, der gegenüber die andern Instrumente nur begleitend auftreten (Soloquartett). Es gibt Quartette verschiedenartigster Besetzung, z. B. Hornquartette (4 Hörner); Klavierquartette (meist für Klavier, Violine, Bratsche und Cello), Flötenquartette (meist Flöte, Violine, Bratsche und Cello, doch auch andre Zusammenstellungen). Begleitete Gesangstücke heißen Q., wenn, abgesehen von den Instrumenten, vier Stimmen beteiligt sind.