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MKL1888:Potter

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Potter“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 295
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Potter. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 295. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Potter (Version vom 17.09.2021)

[295] Potter, 1) Paul, holländ. Maler und Radierer, Sohn des Genre-, Landschafts- und Stilllebenmalers Pieter P., geb. 1625 zu Enkhuizen, kam mit seinem Vater 1631 nach Amsterdam, wurde 1646 in die Malergilde zu Delft und 1649 in die im Haag aufgenommen und siedelte 1653 nach Amsterdam über, wo er im Januar 1654 starb. P. war ein frühreifes Talent, das sich schon in Radierungen aus den Jahren 1643 und 1644 offenbarte. Er gilt für den größten Tiermaler der holländischen Schule. Doch gründet sich dieser Ruhm weniger auf seine Gemälde mit Figuren in naturgroßem Maßstab, unter denen der junge Stier (im Museum des Haag) und die Bärenjagd (Rijksmuseum zu Amsterdam) hervorzuheben sind, als auf seine kleinen Tierstücke, welche Rinder, Schafe, Pferde und Schweine auf der Weide, vor Gehöften und in Bauernhöfen darstellen und sich durch pastosen Farbenauftrag, sorgsame Zeichnung und ein sonniges, klares Kolorit auszeichnen. Seine Hauptwerke sind: die pissende Kuh und das Gericht der Tiere über den Jäger (Petersburg, Eremitage), Pferde vor einer Hütte und die Wiese (Paris, Louvre), die sich spiegelnde Kuh und die Wiese mit Vieh (Museum des Haag), die Hütte des Hirten, Orpheus und die Tiere und Hirten mit ihrer Herde (Amsterdam, Rijksmuseum) und Aufbruch zur Jagd im Bosch beim Haag (Berliner Museum). Die Mehrzahl seiner Bilder befindet sich in England. Vgl. T. van Westrheene, Paulus P., sa vie et ses œuvres (Haag 1867).

2) Louis Joseph Antoine de, belg. Politiker, geb. 26. April 1786 zu Brügge in Flandern, führte die heftigste Polemik gegen die katholische Geistlichkeit und die Aristokratie, unter anderm in den Schriften: „L’esprit de l’Église“ (Par. 1821, 8 Bde.), „Vie de Scipion Ricci“ (Brüssel 1825, 3 Bde.; 3. Aufl. 1857; deutsch, Stuttg. 1827) u. a., später auch gegen die Regierung, wobei er hauptsächlich von Privathaß gegen den Minister van Maanen geleitet ward. 1828 wurde er wegen mehrerer heftiger Artikel im „Courrier des Pays-Bas“ gegen das Ministerium zu einer Gefängnisstrafe von 18 Monaten und einer Geldbuße von 1000 Gulden verurteilt. Aus seinem Gefängnis richtete er aufreizende Schriften an das Volk und wirkte für eine Vereinigung der liberalen Partei mit der katholischen. Kaum freigegeben, ward er wegen revolutionärer Pamphlete 30. April 1830 zu achtjähriger Verbannung verurteilt. Nach dem Ausbruch der belgischen Revolution eilte er nach Brüssel zurück, ward hier sofort Mitglied der provisorischen Regierung und mit dem Entwurf des neuen Staatsgrundgesetzes beauftragt u. sprach sich auf dem am 10. Nov. durch ihn eröffneten Nationalkongreß offen für die republikanische Staatsform aus, zog sich aber, als seine Anträge durchfielen, 13. Nov. in das Privatleben zurück. Er starb 22. Juli 1859 in Brügge. Noch sind von seinen Schriften hervorzuheben: „Histoire du christianisme“ (Par. 1836, 8 Bde.); „Résumé de l’histoire du christianisme“ (1856, 2 Bde.); die Flugschrift „Y aura-t-il une Belgique?“ (1838); „La révolution belge de 1828 à 1839, souvenirs personnels“ (Brüssel 1838–39, 2 Bde.). Vgl. Juste, Louis de P. (Brüssel 1874).