Zum Inhalt springen

MKL1888:Polysynthĕtismus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Polysynthĕtismus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Polysynthĕtismus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 211
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Polysynthĕtismus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 211. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Polysynth%C4%95tismus (Version vom 05.03.2023)

[211] Polysynthĕtismus (griech.), das einverleibende Prinzip des Sprachenbaues. Hiermit bezeichnet man seit W. v. Humboldt und Pott die Eigentümlichkeit gewisser Sprachen (namentlich derjenigen der amerikanischen Eingebornen), den Unterschied zwischen Wort und Satz aufzuheben, indem sie Subjekt, Objekt und adverbiale Bestimmungen mit dem Verbum zu einem Wort verschmelzen. So sagt der Mexikaner mit Einem Wort: „Ich-Fleisch-esse“, statt: „Ich esse Fleisch“; in der Sprache der Indianer von Massachusetts wird aus dem ganzen Satz: „Er fiel auf die Kniee nieder und betete ihn an“ ebenfalls ein einziges Wort, das freilich aus elf Silben besteht; im Odschibwä kann ein Verbum 200,000 Modifikationen erfahren, wodurch es die verschiedensten Bedeutungen erhalten kann, welche in neuern Sprachen nur durch Beifügung andrer Wörter sich wiedergeben lassen. Von den Sprachen andrer Weltteile ist namentlich im Baskischen der P. herrschend. Vgl. Sprache und Sprachwissenschaft.