MKL1888:Phokĭon
[2] Phokĭon, athen. Feldherr, geboren um 402 v. Chr., war ein Schüler Platons und Freund des Xenokrates, nahm früh an den Feldzügen des Chabrias teil und befehligte in der Schlacht bei Naxos (376 v. Chr.) den siegreichen linken Flügel der athenischen Flotte. Von Chabrias hierauf beauftragt, von den Bundesgenossen die Geldbeiträge einzutreiben, erwarb er sich durch seine Mäßigung und seinen rechtlichen Sinn deren volles Vertrauen. 351 führte er die karischen Hilfstruppen für Artaxerxes gegen Cypern; 350 wurde er Eretria gegen Philipp von Makedonien zu Hilfe gesandt und erfocht über denselben bei Tamynä einen Sieg. 341 vertrieb er die kleinen Tyrannen in den Städten Euböas, die sich an Philipp verkauft hatten, und stellte den athenischen Einfluß auf der Insel wieder her. Hierauf nach Athen zurückgekehrt, lebte er hier in Zurückgezogenheit von dem Ertrag eines kleinen Grundstücks, das er selbst bebaute. 339 schützte er Byzantion gegen Philipp und leistete sodann den Megarern gegen die Thebaner Hilfe. Indes war er durchaus kein Gegner Makedoniens; vielmehr hielt er, von der Unfähigkeit des Volkes für die Freiheit überzeugt, die Herrschaft Philipps zur Herstellung von Zucht und Ordnung für das Beste und riet daher nach der Schlacht von Chäroneia 338 zur Unterwerfung. Ebenso stimmte er 335 ungeachtet des Unwillens der Versammlung für die von Alexander verlangte Vertreibung der Volksredner. Auch nach Alexanders Tod widerriet er den Abfall von Makedonien, führte aber sodann doch ein Heer gegen den makedonischen Feldherrn Mikion, als dieser infolge eines Seesiegs über die Athener 323 bei Rhamnus in Attika landete, und schlug die Feinde zurück. Nach der Schlacht bei Krannon (322) ward er als Friedensvermittler an Antipatros gesandt, vermochte aber keine milden Bedingungen auszuwirken. Nach der neuen aristokratischen Einrichtung des Staats traten P. und Demades an die Spitze der Geschäfte. Weil er 319 die Verbindung mit Polysperchon, der die Wiederherstellung der alten demokratischen Verfassung verheißen hatte, widerriet, ward er, als Polysperchons Sohn Alexander mit einem Heer in Attika gelandet war, der Verräterei angeklagt und mußte 317, 80 Jahre alt, den Giftbecher trinken. Bald bereute man in Athen seine Verurteilung und errichtete ihm eine eherne Bildsäule. P. war ein ehrenwerter, tüchtiger Charakter, hochgebildet, begabt und pflichtgetreu, aber nüchtern, ohne alle Wärme und Begeisterung, ohne ein Ziel, für das er kämpfte, ohne Freude an seinen Erfolgen, die er für unnütz, ja schädlich hielt. Sein Leben beschrieben Nepos und Plutarch. Vgl. Bernays, P. und seine neuern Beurteiler (Berl. 1881).