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MKL1888:Phantasmagorīe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Phantasmagorīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Phantasmagorīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 985
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Phantasmagorīe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 985. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Phantasmagor%C4%ABe (Version vom 01.02.2022)

[985] Phantasmagorīe (griech.), die Darstellung von gespensterartigen Gestalten u. dgl. mit Hilfe optischer Vorrichtungen. Die ersten Vorstellungen solcher Art setzte Robertson in Paris 1798 in Szene, wobei er sich einer Laterna magica bediente. Gleichzeitig produzierte Enslen in Berlin ähnliche Phantasmagorien; doch benutzte er statt der Glasmalereien der Zauberlaterne körperliche Objekte und lebende Personen, von denen ein Sammelglas oder ein Hohlspiegel ein verkleinertes optisches Bild für die Linse der Zauberlaterne bot. In neuester Zeit sind diese Schaustellungen weit übertroffen worden durch die Spiegelbilder sehr großer geschliffener, unbelegter Glasscheiben, welche einen Teil der Bühne von den Zuschauern trennen. Die Gegenstände sowie die lebenden Personen werden in einer offenen, vom Publikum nicht wahrnehmbaren Versenkung kräftigst durch Magnesium-, Drummondsches oder elektrisches Licht beleuchtet; die von ihnen ausgehenden Lichtstrahlen fallen auf eine reine, recht hohe und sehr breite Glasscheibe, werden von derselben zum großen Teil in den Zuschauerraum regelmäßig zurückgeworfen und bewirken in den Augen des Publikums subjektive Spiegelbilder. Die Glasscheibe ist selbst dem Eingeweihten kaum sichtbar und wird von dem überraschten Zuschauer gar nicht bemerkt. Der Schauspieler auf der Bühne, welchem die Gespenster erscheinen sollen, erblickt von denselben durchaus nichts.