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MKL1888:Perlen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Perlen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 851
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Perlen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 851. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Perlen (Version vom 09.01.2023)

[851] Perlen (echte), s. Perlmuscheln.

Perlen, in der Jägersprache die kleinen Erhabenheiten an den Geweihen der Hirsche und Rehböcke.

Perlen (künstliche) werden aus den Zähnen des Dugong, aus Alabaster, Steinnuß, Korallen etc. gedreht; viel wichtiger aber sind die Glasperlen, die besonders auf Murano dargestellt werden. Man zieht das Glas zu dünnen Röhren aus und zerschneidet diese mit einer Schere in kleine Stücke, welche entweder direkt benutzt werden (Schmelzen), oder noch einer Abrundung bedürfen. Man mischt sie mit einem leicht angefeuchteten Gemisch aus Kalk- und Kohlenpulver, um die Höhlungen auszufüllen, und erhitzt sie mit Sand und Kohlenpulver in rotierenden Cylindern, bis sich die scharfen Kanten abrunden. Nach dem Erkalten werden die P. gesiebt, sortiert, durch Schütteln mit Sand geschliffen, abgesiebt und durch Schütteln mit Kleie poliert. Kaum minder wichtig sind die großen, buntfarbigen Glasperlen, welche unter anderm als Tauschartikel nach Basra und als Rosenkränze nach Palästina gingen und auch heute noch einen bedeutenden Handelsartikel bilden. Ein großer Teil der hierher gehörigen Ware, die Markasitperlen, Barockperlen, die gewickelten P. etc., sind Produkte der Glasbläserei vor der Lampe. Im Fichtelgebirge und in Böhmen fertigt man die Paterln, indem man mit einem konischen, spitz zulaufenden und mit Thon überzogenen Eisenstäbchen eine Portion flüssiges Glas herausnimmt und daraus die Perle formt, welche eckig abgeschliffen, poliert, auch wohl mit Fäden andersfarbigen Glases überzogen wird. Den Stickperlen aus Glas schließen sich die Metallperlen aus Stahl, Silber, Gold oder Kupferlegierungen an, welch letztere auch wohl vergoldet und versilbert werden. Die 1656 von Jaquin erfundenen Wachsperlen (Fischperlen), welche die echten P. am schönsten nachahmen, bestehen aus kleinen, zarten Glaskügelchen, welche man innen mit Perlenessenz (s. d.) auskleidet und dann mit Wachs füllt. Sie werden besonders in Paris, Straßburg, Schwäbisch-Gmünd; Wien, Venedig etc. dargestellt. Die roten und gelben P. füllt man mit Farben, welche mit Gummi arabikum angemacht wurden, die Spiegelperlen mit einer leichtflüssigen Legierung. Schwarze massive P. werden auch in Formen gepreßt. Vegetabilische P. (P. der Kokosnuß), welche bei den Radschas in Ostindien als Schmuckwaren sehr beliebt sind, gleichen den P. der Perlmuschel, haben eine glatte, milchweiße Oberfläche, glänzen sehr wenig und finden sich frei liegend in Höhlungen der Kokosnuß. Sie sollen im wesentlichen aus kohlensaurem Kalk mit stickstoffhaltiger Substanz bestehen.