MKL1888:Pasigraphīe
[753] Pasigraphīe (griech., „Allgemeinschrift“), die Kunst, sich durch eine allgemeine Schrift- und Zeichensprache allen Völkern der Erde verständlich zu machen, die jedoch, wie die Pasilalie (s. d.), noch zu erfinden ist. Die ersten Andeutungen dazu gab J. Wilkins (gest. 1672) in einem geistreichen, neuerdings von Max Müller in Bd. 2 seiner „Vorlesungen über Wissenschaft der Sprache“ näher gewürdigten „Essay towards a real character and philosophical language“ (Lond. 1668). Anderweitige, jedoch unausführbare Vorschläge machten Berger („Plan zu einer allgemeinen Rede- und Schriftsprache für alle Nationen“, Berl. 1779), Wolke („Erklärung, wie die P. möglich und ausüblich sei“, Dessau 1797), Sicard („P.“, Par. 1798), Fry („Pantographia“, Lond. 1799), J. M. Schmidt („Versuche“, Wien 1818) u. a. Vgl. Damm, Praktische P. (Leipz. 1876). Mit diesen ganz aussichtslosen Bestrebungen nicht zu verwechseln sind die Versuche, ein allgemeines, natürliches Alphabet zu begründen, durch das sich alle in irgend einer Sprache vorkommenden Laute ausdrücken lassen. Man hat dafür gewöhnlich die lateinische Schrift gewählt, mit Beifügung verschiedener Accente und anderer Zeichen oder mit Anwendung der Kursivschrift zur Bezeichnung der bei der üblichen Aussprache der lateinischen Buchstaben nicht vorkommenden Laute. Vgl. Lepsius, Das allgemeine linguistische Alphabet (Berl. 1855), wo sich auch eine Anzahl von Alphabeten von Sprachen aller Weltteile in das Lepsiussche System umgeschrieben finden. Einfacher ist das von Max Müller in „Proposals for a missionary alphabet“ (1854) und dann im 2. Band seiner „Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache“ vorgeschlagene Alphabet.