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MKL1888:Panzerungen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Panzerungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Panzerungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 664
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Panzerungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 664. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Panzerungen (Version vom 17.11.2022)

[664] Panzerungen. Die zunächst zur Bekleidung von Schiffen benutzten Panzerplatten hat man in der Folge zum Schutz gegen das Artilleriefeuer auch auf Land- und Küstenbefestigungen übertragen. Für die vorgeschobenen Werke der Küstenbefestigung stellten sie sich bald als unentbehrlich heraus, da Erde und Mauerwerk gegen die Geschosse der Schiffsartillerie nicht genügenden Widerstand leisteten. Die Verwendung des Eisenpanzers ist bisher in folgender Weise geschehen: 1) als Panzer- (Scharten-) Schild an der hintern Schartenöffnung offener Erdbrustwehren; 2) als Stirnpanzer kasemattierter Batterien oder Geschützstände; 3) als kasemattierte Panzerbatterien oder Türme, Turm- oder Panzerforts (stehende Panzertürme). Letztere sind geschlossene Werke von rundem oder ovalem Grundriß, auf kasemattiertem, nicht verteidigungsfähigem Unterbau, häufig (namentlich in England) in der See und, zur möglichsten artilleristischen Ausnutzung der kostspieligen Fundamentierung, meist in zwei Stockwerken mit einem oder mehreren drehbaren Panzertürmen auf der Plattform erbaut. Da bei diesen fortifikatorischen Werken dem Gewicht des Panzers keine Grenze gesetzt ist, so sucht man die größere Widerstandsfähigkeit durch Vermehrung nicht der Plattenstärke, sondern der Plattenzahl zu erreichen, deren Zwischenräume mit Beton ausgefüllt sind. Die Platten werden durch Bolzen nach der Konstruktion des Leutnants English von 9 bis 10 cm Dicke, an jedem Ende mit einem aufgeschraubten kugelförmigen Kopf, zusammengehalten. Diese Konstruktion (cup-and-ball, Schale und Kopf) soll das Zerreißen und Abscheren der Bolzen verhindern, wenn Geschosse den Panzer treffen. Die P. finden ferner 4) bei den drehbaren Panzertürmen Anwendung. Diese sind entweder konisch, kuppelförmig oder cylindrisch um eine feste senkrechte Achse durch Hand- oder Dampfbetrieb drehbar. In der Regel sind sie für zwei Geschütze bestimmt, die auf parallel in den das Festungswerk überragenden Turm eingebauten Rahmen stehen, so daß den den ganzen Horizont beherrschenden Geschützen die Seitenrichtung durch das Drehen des Turms gegeben wird. 1865 machte Gruson (Erfinder der Hartgußgranaten) den Vorschlag, kugelförmige Panzerdrehtürme aus Hartguß herzustellen. Ein solcher Versuchsturm wurde 1869–1870 bei Berlin beschossen und nach weitern Versuchen 1874 für die deutschen Küstenwerke und einige Festungen eingeführt. Diese Konstruktion bietet den Vorteil, daß die bis 2000 Ztr. schweren Gußstücke in beliebiger Form gegossen werden können und bei ihrer Zusammensetzung keiner Niete und Bolzen bedürfen. In neuerer Zeit hat Schumann flache Panzerkuppeln für je ein Geschütz gebaut und Panzerlafetten genannt. In Frankreich sind in den vielen Sperrforts an der deutschen Grenze und bei Paris zahlreiche Panzertürme aufgestellt. Um die Geschützbedienung vor den Nieten, Bolzen, Eisensplittern etc. zu schützen, welche durch die den Panzer treffenden Geschosse in die Batterie geschleudert werden, hängt man in England zu beiden Seiten des Geschützes Taumäntel verschiebbar auf, die aus einem Flechtwerk von 3–4 cm dicken Tauen und dünnern Strängen bestehen und sich vorzüglich bewährt haben; gleichzeitig erzielt man durch sie auch Schutz gegen den Luftdruck und Feuerstrahl beim Schießen.