MKL1888:Olavīdes
[619] ✽ Olavīdes, Don Pablo Antonio José, Graf von Pilos, span. Staatsmann, geb. 1725 zu Lima in Peru von spanischen Eltern, ward mit 20 Jahren Auditor der Provinz Lima, aber auf Anklage der Klerikalen nach Madrid berufen und folgte Aranda, der als Gesandter Spaniens nach Frankreich ging, dorthin als Sekretär. Zu Paris erwarb er sich durch glückliche Handelsunternehmungen ein großes Vermögen, gab sich aber zugleich einem zügellosen Leben hin und verfaßte Opern und Theaterstücke im leichtfertigen Geschmack jener Zeit. Auf Empfehlung Arandas wurde er 1767 zum Generalintendanten von Andalusien, später von König Karl III. zum Grafen von Pilos erhoben. Die öden Gegenden der Sierra Morena in fruchtbare, bevölkerte Ländereien zu verwandeln, berief er in Verbindung mit dem Bayern Thürriegel mehr als 6000 deutsche Kolonisten, besonders aus Bayern, Schwaben und den Rheingegenden, darunter auch Protestanten, nach jenem Gebirgsland und siedelte sie in der Kolonie La Carolina an, welche aber wegen unzweckmäßigen Anordnungen nicht gedeihen wollte. Nach dem Sturz Arandas von der ihm wegen seiner freisinnigen Ideen feindselig gesinnten klerikalen Partei beim König verdächtigt, als beabsichtige er, sich in der Sierra Morena eine eigne souveräne Herrschaft zu gründen und die Ketzerei nach Spanien zu verpflanzen, ward er 1776 der Inquisition überliefert, die ihn unverhört über ein Jahr in Kerkerhaft hielt und ihn 1778 zwang, seine Ketzereien abzuschwören. Gleichwohl zu achtjähriger Gefängnisstrafe und harten Bußübungen in einem Kloster verurteilt, entkam er 1780 nach Frankreich. Hier trat beim Ausbruch der Revolution ein Umschwung in seiner Geistesrichtung ein, indem er die berühmte Schrift „El Evangelio en triumfo“ verfaßte, welche die Religion gegen den Unglauben verteidigt. Infolge dessen erhielt O. 1798 die Erlaubnis, nach seinem Vaterland zurückzukehren. Er starb 1803 in Andalusien. Seine Schöpfung in der Sierra Morena ging allmählich zu Grunde.