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MKL1888:Numidĭen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Numidĭen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Numidĭen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 279280
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Numidĭen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 279–280. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Numid%C4%ADen (Version vom 16.02.2025)

[279] Numidĭen, im Altertum ein Reich in Nordafrika, das heutige Algerien begreifend, grenzte gegen Norden an das Mittelmeer, gegen O. an die römische Provinz Afrika, das frühere Gebiet von Karthago, von dem es durch den Fluß Tusca (Wadi el Berber) getrennt wurde, gegen W. an Mauretanien, durch den Fluß Muluchath (Muluja) davon geschieden, und gegen S. an die Ketten des Großen Atlas, welche es von dem Lande der Gätuler und dem innern Libyen trennten. Die Einwohner, Numidier (vom griechischen Wort Nomaden, ihrer Lebensweise wegen), als Reiter ausgezeichnet, zerfielen in die Massäsylier und die Massylier, jene im westlichen, diese im östlichen Teil des Reichs; der Ampsaga (jetzt Wadi el Kibir) bildete die Grenze zwischen ihnen. Zur Zeit des zweiten Punischen Kriegs stand das westliche N., der bei weitem größere Teil, unter der Herrschaft des Syphax, das östliche unter der des Masinissa, Sohns des Gala, der mit Hilfe der Karthager sich des ihm widerrechtlich entzogenen Throns bemächtigt hatte und daher deren Verbündeter war. [280] Syphax dagegen stand auf seiten der Römer, mit denen er 207 v. Chr. ein Bündnis schloß. Als er aber infolge seiner Verheiratung mit Sophonisbe, der Tochter Hasdrubals, auf die Seite der Karthager herübergezogen wurde und Masinissa vertrieb, suchte dieser Hilfe bei den Römern, welche 204 unter Scipio in Afrika landeten. Syphax wurde 203 wiederholt besiegt u. endlich gefangen genommen, sein Reich aber 201 Masinissa übertragen, welchem die Karthager von ihrem Gebiet alles herausgeben mußten, was einst zu N. gehört hatte. Masinissas Söhne und Nachfolger waren Micipsa, Gulussa und Manastabal, die sich in das Reich teilten. Nach dem Tode der beiden letztern ward Micipsa wieder Herr des ganzen Reichs, welches er 119 unter seine Söhne Adherbal und Hiempsal und seinen Neffen, den Sohn Manastabals, Jugurtha, teilte. Nach Jugurthas Vernichtung 106 gaben die Römer den Westen an Mauretanien, den Osten verteilten sie unter die noch übrigen Glieder der königlichen Familie, deren eins, Juba I., Hiempsals Sohn, sich im Bürgerkrieg zwischen Pompejus und Cäsar als treuen Anhänger des erstern bewies. Nach der Besiegung Jubas in der Schlacht bei Thapsos (46) wurde N. unter dem Namen Numidia propria römische Provinz und erhielt den Geschichtschreiber Sallustius als Präfekten. Augustus gab den westlichen Teil, vom Fluß Ampsaga an, mit Mauretanien an Juba II., während der östliche Teil, das eigentliche N., unter der unmittelbaren Botmäßigkeit Roms blieb und die Provinz Nova Africa bildete. Die bedeutendsten Städte darin waren: Hippo, Rusucurrum, Zama, Lambese und Cirta (Constantina). Bei der Teilung des römischen Reichs unter Theodosius kam N. an das weströmische Reich, darauf an die Vandalen, nach deren Vernichtung im 6. Jahrh. an das byzantinische Reich und im 7. Jahrh. an die Araber. Vgl. Vivien de Saint-Martin, Le Nord de l’Afrique dans l’antiquité (Par. 1863); Boissière, L’Algérie romaine (2. Aufl., das. 1883); Tissot, Géographie comparée de la province romaine de l’Afrique (das. 1884).