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MKL1888:Niëllo

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Niëllo“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Niëllo“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 164165
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Niëllo. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 164–165. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ni%C3%ABllo (Version vom 11.01.2023)

[164] Niëllo (ital., v. lat. nigellus, schwärzlich), Verzierung auf Silber, seltener auf Gold, in neuerer Zeit auch auf Kupfer und Bronze, welche in eingravierten oder durch Stahlplatten eingepreßten, mit einer Art schwarzer Farbe ausgefüllten Zeichnungen besteht. Für die schwarze Masse schreibt Cellini 1 Unze Silber, 2 Unzen Kupfer und 3 Unzen Blei vor, der ältere Theophilus 4/7 Silber, 2/7 Kupfer, 1/7 Blei. Die Menge des Schwefels wird nicht genau angegeben. Nach Plinius sollen die Ägypter diese Masse aus Silber und Schwefel zu gleichen Teilen und 1/3 Kupfer dargestellt haben. Diese Bestandteile sind wiederholt zusammenzuschmelzen, bis die beim Erkalten in Kügelchen zerfallende schwarze Masse gleichmäßiges Gefüge zeigt. Dann wird sie zerstoßen und das zu niellierende Metall, welches durch Wasser mit ein wenig Borax angefeuchtet wurde, gänzlich damit bedeckt. Über glühenden Kohlen wird nun das N. aufgeschmolzen, nach dem Erkalten aber weggeschabt, so daß bloß die vertieften Stellen der Platte noch davon erfüllt bleiben. Endlich wird das Ganze abgeschliffen und poliert. Galvanoplastisches N. erzeugt man auf die Weise, daß man die Metallgegenstände mit Ätzgrund überzieht, in letztern Zeichnungen graviert und diese durch Ätzen vertieft. Man bringt dann den Gegenstand in den galvanoplastischen Apparat, bis durch das niedergeschlagene Kupfer die Züge ausgefüllt sind, wäscht den Ätzgrund ab und schleift und poliert die Oberfläche. Das N. war besonders im Mittelalter beliebt, ein hervorragender Meister war Finiguerra (s. d.) in Florenz um 1450. Da die Goldschmiede von solchen Gravierungen Abdrücke auf Schwefel oder Papier nahmen, um den Fortschritt [165] des Ätzens zu kontrollieren, sollen die in verschiedenen Kupferstichsammlungen aufbewahrten Niellen, welche man mit der Vorgeschichte der Kupferstecherkunst (s. d.) in Verbindung bringt, auf diese Weise entstanden sein; doch sind diese Niellen meist verdächtig, und es handelt sich wohl nur um spätere Abdrücke von Kupferplatten, deren Gravierungen sich von schwarzem Grund abheben. Ein wirkliches N., eine Gravierung in Gold, war der sogen. Degenknopf Kaiser Maximilians von A. Dürer. Die Niellen sind dadurch kenntlich, daß sie Abdrücke von der Gegenseite sind. Vgl. Duchesne, Essai sur les nielles, gravures des orfèvres florentins du XV. siècle (Par. 1826). Gegenwärtig hat die Nielloarbeit ihren Hauptsitz im Innern von Rußland. Am bekanntesten sind die in Tula verfertigten silbernen Tabaksdosen, vorzüglicher aber sind die Fabrikate von Wologda und Ustjug Weliki. Eine besondere Anwendung findet das N. zur schwarzen Ausfüllung der Ziffern und Teilstriche des Minutenkreises auf metallenen Uhrzifferblättern sowie zur Emaillierung goldener Uhrgehäuse. S. auch Tafel „Ornamente IV“, Fig. 10. – Nielleur (spr. -lȫr), Niellierer, Verfertiger von Nielloarbeiten.