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MKL1888:Naturforscherversammlungen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Naturforscherversammlungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Naturforscherversammlungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 1011
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Naturforscherversammlungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 10–11. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Naturforscherversammlungen (Version vom 02.04.2022)

[10] Naturforscherversammlungen,[WS 1] jährliche Versammlungen deutscher Naturforscher und Ärzte. Oken forderte in seiner Zeitschrift „Isis“ im J. 1821 auf, die Naturforscher möchten sich alljährlich zum Zweck geselligen und wissenschaftlichen Verkehrs und Austausches einmal versammeln, nachdem Graf Sternberg schon 1815 solche Kongresse der Botaniker vorgeschlagen und ein Kapital dafür gestiftet hatte. Am 18. Sept. 1822 fand zu Leipzig die Eröffnung der ersten Versammlung statt. Graf Sternberg war es auch, der A. v. Humboldt und den Minister v. Altenstein für diese durch Okens Auftreten einigermaßen diskreditierten Versammlungen gewann und sowohl die erste großdeutsche Naturforscherversammlung in Berlin (1826) als in Wien (1832) zu stande brachte. Damit waren die politischen Vorurteile überwunden, und seitdem hat mit wenigen durch Seuchen oder Kriege veranlaßten Ausnahmen alljährlich vom 18. bis 25. Sept. eine solche Versammlung stattgefunden, und diese Einrichtung ist auch von andern Kulturvölkern adoptiert sowie von andern Fachkreisen nachgeahmt worden. Aus den Statuten ist von allgemeinerm Interesse nur das Folgende: Zutritt zu den [11] Versammlungen hat jeder, der sich wissenschaftlich mit irgend einem Zweig der Naturwissenschaft und der Medizin beschäftigt hat; aber stimmberechtigtes Mitglied ist nur ein solcher, der sich, abgesehen von der Inauguraldissertation, noch als naturwissenschaftlicher Schriftsteller bekannt gemacht hat. Die Versammlung hatte bis 1887 kein Vermögen, keinen bleibenden Vorstand, keinen festen Wohnsitz; doch sind für die Zukunft Abänderungen geplant. Der Ort der Versammlung und die Geschäftsführer derselben werden jedesmal für das folgende Jahr im voraus erwählt. Es finden öffentliche Sitzungen und Sitzungen der Sektionen statt, deren Zahl bei der zweiten Berliner Versammlung (1886) bereits auf 30 gestiegen war. In neuerer Zeit haben sich die Vertreter mehrerer Disziplinen, wie z. B. die Meteorologen, Anthropologen u. a., zur Abhaltung besonderer Jahresversammlungen vereinigt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch Naturforscherversammlung mit Bericht über die Versammlung 1890 in Bremen (Band 18) und Naturforschergesellschaft über die Versammlung 1891 in Halle (Band 19)