MKL1888:Nachtfrost
[969] Nachtfrost, das Sinken der Lufttemperatur während der Nacht bis unter die Temperatur des schmelzenden Schnees. Das Eintreten eines Nachtfrostes ist bei klarem Himmel wahrscheinlicher als bei bezogenem und läßt sich mit ziemlicher Gewißheit vorhersagen, wenn der Taupunkt (s. d.) unter 0° liegt. Häufig stellen sich Nachtfröste an tief gelegenen, feuchten Orten ein und sind dann eine Folge der Verdunstungskälte; wenn sie aber auf hoch und frei gelegenen Orten auftreten, so sind sie durch die Wärmestrahlung oder durch kalte Winde hervorgebracht. Zuweilen lassen sich die im Frühjahr oft verderblichen Nachtfröste unschädlich machen, wenn man die zu schützenden Gewächse mit einer Wolke von Rauch bedeckt. Zu diesem Ende werden in vielen Gegenden pro Hektar etwa 20 Feuerstellen durch Anhäufen von stark rauchgebenden Substanzen, wie Gras, Heu, Gasteer etc., vorbereitet. Diese Massen werden entzündet, sobald die Temperatur dem Gefrierpunkt nahekommt. Der Luftzug bedeckt dann die zu schützenden Felder mit Rauch, und dieser verhindert die namentlich in klaren Nächten durch Wärmeausstrahlung bewirkte Erkaltung der Pflanzen. Im allgemeinen hat man bisher das rechtzeitige Anzünden der Feuer Wächtern überlassen, welche durch Thermometerbeobachtungen sich vom Herannahen der Gefahr überzeugen müssen. Sicherer ist es aber, das Thermometer selbst durch eine automatische Einrichtung zum Anzünden der Feuer zu befähigen. Das ist die Grundidee des Thermomètre automoteur von Bouziat, welches in einem langen, quer über das Feld gehenden Eisen- oder Zinkdraht von 2 mm Stärke besteht. Derselbe ist über eine Rolle gewickelt, die bei abnehmender Temperatur gedreht wird und, wenn der Nullpunkt beinahe erreicht ist, einen Mechanismus löst, durch welchen die Entzündung der Feuerstellen bewirkt wird.