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MKL1888:Nürnberg

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Nürnberg“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Nürnberg“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 282285
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Nürnberg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 282–285. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:N%C3%BCrnberg (Version vom 17.02.2025)

[282] Nürnberg (hierzu der Stadtplan), zweite Haupt- u. bedeutendste Handelsstadt des Königreichs Bayern,

Wappen von Nürnberg.

ehemalige deutsche Reichsstadt, liegt im Regierungsbezirk Mittelfranken, in flacher, gut angebauter Gegend und wird durch die Pegnitz in zwei ziemlich gleiche Hälften, die Sebalder und die Lorenzer Seite, geteilt. Die Pegnitz bildet 4 Inseln (die größte „Schütt“ genannt) und hat 7 steinerne Brücken, darunter die aus einem einzigen Bogen von 32 m Spannung bestehende Fleischbrücke und die 1824 erbaute Kettenbrücke. Die Stadt ist ringsum mit einem 30 m breiten Graben, starken Doppelmauern mit zahlreichen Türmen und Basteien umgeben. In neuester Zeit wurde diese Umwallung an mehreren Stellen durchbrochen. Der Umfang der innern Stadt beträgt etwa 4 km. Sie hat 4 große und 3 kleinere Thore (neuerdings sind 5 niedergelegt worden), erstere mit großen, runden Türmen versehen, die 1552–57 errichtet wurden. Vorstädte sind: Wöhrd, Gostenhof, St. Johannis, St. Peter mit Tafelhof und Galgenhof, Marienvorstadt, Maxvorstadt, Steinbühl, Rennweg. Die Wohnhäuser sind meist altertümlichen Ansehens und nach altdeutscher Weise mit nach der Straße zugekehrten Giebeln und Erkern versehen. Mit Trinkwasser wird die Stadt durch 6 Wasserwerke versorgt, in neuester Zeit durch die große Ursprungswasserleitung.

Unter den merkwürdigen Gebäuden Nürnbergs nehmen die Kirchen die erste Stelle ein. Die St. Lorenzkirche, ein Prachtbau im gotischen Stil, 1274–1477 errichtet und in neuerer Zeit gründlich renoviert, mit zwei 71 m hohen Türmen, schönem figurenreichen Portal und prachtvoller Fensterrose von 9 m Durchmesser, ist 101 m lang, 34 m breit, hat drei Schiffe, von denen das gewaltige Mittelschiff 25 m hoch ist, und enthält von Kunstwerken das berühmte Sakramentshäuschen von Ad. Krafft, eine zierliche, 19 m hohe Pyramide mit der Darstellung der Leidensgeschichte Christi, den Englischen Gruß von Veit Stoß, ein figurenreiches Holzschnitzwerk, eine neue Kanzel mit reichen Skulpturen, mehrere Altäre mit wertvollen Bildern, schöne Glasmalereien etc. Die zweite berühmte Kirche ist die St. Sebalduskirche, eins der schönsten gotischen Bauwerke in Deutschland, dessen ältere Teile aus der ersten Hälfte des 13. Jahrh. herrühren, während Chor und die beiden Türme dem 14. Jahrh. angehören; vollendet wurde sie 1377. Sie ist 94 m lang und 32 m breit; 20 Säulen von 26 m Höhe tragen das Gewölbe. Das Innere birgt wertvolle Kunstwerke, darunter das berühmte, fast 5 m hohe Grabmal des heil. Sebaldus von P. Vischer (1508–1519 gefertigt) mit den Statuetten der zwölf Apostel und mehrerer Kirchenväter nebst zahlreichen andern Figuren (s. Tafel „Bildhauerkunst VI“, auf welcher eine Anzahl der vorzüglichsten Werke der Nürnberger Bildnerei dargestellt ist), einen schönen Hauptaltar, alte Glasgemälde etc.; außen an der nordöstlichen Seite der Kirche befindet sich auch das Schreyersche Grabmal in Stein von 1492, ein Hauptwerk Ad. Kraffts. Die Kirche wird gegenwärtig unter der Leitung Hauberrissers restauriert. Die Marien- oder Frauenkirche, 1355–61 im gotischen Stil erbaut und neuerdings von Essenwein restauriert, hat ein großartiges Portal mit reichen Skulpturen, treffliche Glasmalereien, Ölgemälde von Wolgemut u. a. und ist 1816 für den katholischen Gottesdienst eingerichtet worden. Die Ägidienkirche, 1711–18 an Stelle der alten, 1696 abgebrannten Kirche in italienischem Stil erbaut, mit der altromanischen Euchariuskapelle und einem trefflichen Altarblatt von van Dyck. In der 1850 restaurierten Kirche zum Heiligen Geist (Spitalkirche), 1333–41 erbaut, wurden seit 1424 die Reichskleinodien aufbewahrt, die sich jetzt in Wien befinden. Die St. Jakobskirche, 1283 erbaut, ward 1824–25 unter Heideloffs Leitung renoviert. Die St. Johanniskirche ist von einem berühmten Kirchhof (s. unten) umgeben. Die großartig angelegte Deutschherrenkirche mit Kuppel ist in neuerer Zeit zum katholischen

[Beilage]

[Ξ]

NÜRNBERG
Maßstab 1 : 12 500
[Ξ]
Namen-Register zum ‚Plan von Nürnberg‘.
Die Buchstaben und Zahlen zwischen den Linien (C1) bezeichnen die Felder der Karte.
Adam Krafts Haus C1
Adlers-Straße C3
Ägidien-Kirche D1
Ägidii-Platz D1
Agnes-Gasse C1
Albrecht-Dürer-Platz C1
Albrecht-Dürer-Str. C1
Albrecht Dürers Haus C1
August-Straße C2
Bad-Straße E3
Bahnhof, Fürther A3
Bahnhof-Platz D4
Bahnhof-Straße D4
Bank C3
Bank-Gasse C3
Bärenschanze A2
Bärenschanz-Straße A3
Bauern-Gasse A4
Bauhof, Der D3
Baireuther Straße E1
Beckschlag-Gasse, Hintere D2
— Vordere D2
Bei den 7 Zeilen D1
Bergauer Platz D2,3
Berg-Straße C1
Bibliothek C1
Binder-Gasse CD2
Bleich-Straße A3
Blumen-Straße DE3
Breite Gasse BC3
Brunnen-Gasse C3
Burg, Königliche C1
Burgschmiet-Gasse B1
Burg-Straße C1
Campe-Straße B1
Clara-Gasse C3
Contumaz-Garten B2
Cramer-Klett-Str. E2
Denner-Straße A3
Deutschhaus-Kaserne B3
Deutschhaus-Kirche B3
Deutschherrn-Str. A2
Deutschherrn-Wiese A2
Eilgut-Straße CD4
Enderlein-Straße D3
Engelhardts-Gasse B3,4
Erzgießerei B1
Exerzier-Platz A2
Fabrik-Straße E2
Färbers-Straße C3,B4
Färber-Thor B4
Feld-Gasse, Untere E1
Feuerweg AB4
Findel-Gasse C3
Fischer-Gasse D2
Flaschenhof-Straße E3
Fleisch-Brücke C2
Frauen-Kirche C2
Frauen-Thor D4
Frauenthor-Graben B–D4
Füll-Straße C2
Fürther Straße A3
Fürth-Nürnberger Eisenbahn A3
Gänsemännchen C2
Garten-Straße AB4
Gaswerk A4
Geiers-Berg B2
German. Museum C4
Gleisbühl-Straße D3,4
Gostenhof, Vorstadt AB4
Grasers-Gasse, Obere C3,4
— Untere C3,4
Großweidenmühl-Str. A1
Grübels-Straße D2
Güterhalle E4
Hädermühle E3
Häfner-Platz C3
Hall-Platz C3
Haller Thor B2
— Wiese B2
Hans-Sachs-Gasse CD2
Hans Sachs’ Haus D2
Harmonie E1
Harmonie-Straße E1
Haupt-Markt C2
Haupt-Straße A4
Heilige-Geist-Kirche D2
Heilige-Kreuz-Kirche B1
Henker-Steg C2
Herren-Markt C2
Hertel-Straße E3,4
Heu-Brücke D2
Heu-Gäßl D2
Heuß-Straße E3,4
Himpfels Hof A2
Hirschel-Gasse D1
Hopfen-Straße C3
Imhof-Straße A3,4
Irrer-Gasse C2
Jakobs-Kirche B3
Jakobs-Platz B3
Jakobs-Straße BC3
Johannis-Felder AB1
Johannis-Gasse AB1 u. D3
Johannis-Kirche A1
Johannis-Kirchhof A1
Josephs-Platz BC3
Juden-Gasse D2
Justiz-Palast C2
Kaiser-Straße C2
Karls-Brücke C2
Karls-Straße C2
Karolinen-Straße C3
Kartäuser-Gasse, Hintere BC4
— Vordere C3,4
Kaserne B3
Katharinen-Gasse D3
Katharinen-Kloster D3
Kavallerie-Kaserne A3
Keßlers-Gasse E2
Ketten-Steg B2
Kieselberg, Am A3
Klara-Kirche D3
Kletts Garten E2
Kohlen-Gasse C3
Köhn-Straße E4
Königs-Straße C3,D3,4
Königs-Thor D4
Königsthor-Graben D3,4
Korn-Markt C3
Kramers-Gasse, Obere C1
Krankenhaus, Allgem. C4
Kreuz-Gasse, Mittlere B2
— Obere B2
— Untere B2
Kühberg C1
Kultur-Vereine B4
Kunst-Ausstellung C2
Kunstgewerbe-Schule D1
Lamms-Gasse C1,2
Landau-Gasse, Vordere D1
— Hintere D1
Lange Gasse D1
Laufer-Gasse, Äußere D1
— Innere D2
Laufer-Thor E1
— Am E1
Lauferthor-Graben E2
Laufer-Platz, Innerer D1
Leder-Gasse, Hintere BC3
— Vordere B3
Loge B2 u. 3
Lorenzer-Gasse D3
Lorenzer-Platz C3
Lorenzer-Seite DC3
Lorenzo-Kirche C3
Ludwigs-Bahnhof A4
Ludwigs-Straße B3
Maien-Gasse B3
Marien-Platz DE3,4
Marien-Straße DE3
Marien-Thor D3
Marienthor-Graben D3
Marien-Vorstadt DE3
Max-Brücke BC2
Maximilians-Platz BC2
Max-Thor D1
Maxthor-Graben DE1
Melanchthon-Gymn. D1
Merks Garten B2
Mohren-Gasse B2
Moritz-Kapelle C2
Most-Gasse B3
Mühl-Gasse B1,B3
Münz-Gasse D1,2
Museums-Brücke C2
Museums-Gesellschaft C2
Nadlers-Gasse B3
Nägeleins-Gäßl BC3
Nassauer Hof C3
Neu-Brücke D2
Neudörfer-Straße E3,4
Neue Gasse D2
Neuhausen A3
Neu-Thor B1
Neuthor-Gasse B1
Neuthor-Graben B1
Nonnenbach DE3
Nonnen-Garten D3
Nünnenbeck-Straße E1
Nürnberger Maschinen-Fabrik E2
Ölberg C1
— Auf dem C1
Obst-Markt C2
Otto-Straße B3
Palms Haus C2
Panier-Platz u. -Gasse CD1
Peller-Haus D1
Peter-Vischers-Gasse D3
Peter Vischers Haus D3
Peunt-Gasse D3
Pfannenschmiedts-Gasse C3
Pfarr-Gäßl CD3
Plerrer A3,4
Post D4,D1,C2,B4
Prater B3
Prater-Straße B2
Rathaus C2
Rathaus-Gasse C2
Rathaus-Platz C2
Reformierte Kirche D3
Reindel-Straße E3
Rochus-Kirchhof A4
Rosenau A3
Rosenau-Straße A3
Rosen-Gasse u. -Thal D2
Rotenburger Straße A4
Sand, Auf dem D2
Sand-Gasse BC4
Sankt Johannis, Vorstadt AB1
Schieß-Graben D2
Schild-Gasse CD1
Schlehen-Gasse B3
Schloß-Zwinger C1
Schlotfeger-Gasse B3
Schmausen-Gasse D2
Schmidt-Gasse C1
Schöner Brunnen C2
Schrannen-Platz C3
Schreyer-Straße A4
Schuster-Gasse C2
Schütt-Insel D2
Schwimm-Anstalt E3
Sebalder-Seite CD2
Sebaldus-Kirche C2
Sieben Zeilen, Bei den D1
Spital C2
Spital-Brücke C2
Spital-Gasse D2
Spital-Platz D2
Spittler-Thor B4
Spittler Thor-Graben B3
Spitzenberg E2
Staats-Bahnhof D4
Steinbühler-Straße B4
Stern-Gasse C3,4
Sulzbacher Straße E1
Synagoge D2
Tafelhof C4
Telegraphen-Büreau D4,C2
Tezel-Gasse D1
Thal-Gasse, Obere D2
— Untere D2
Theater D3
Theater-Gasse D3
Theater-Platz D3
Theresien-Platz D2
Theresien-Straße CD2
Tiergärtner-Thor C1
Treib-Berg D1
Trödel-Markt C2
Tuchers Garten E2
Tuchers-Straße D2
Tuch-Gasse C2
Tugend-Brunnen C3
Turnhalle A2
Turn-Straße, Untere A2
— Obere AB3
Unschlitt-Markt B2
Vestner-Thor C1
Vestnerthor-Graben CD1
Wag-Gasse C2
Waisenhaus-Straße CD2,3
Waizen-Gasse B3
Waizen-Straße B2,3
Weber-Platz D1
Wehrt-Straße, Obere C2
— Untere C2
Weidenmühle, Große AB1
— Kleine A2
Wein-Markt C2
Weißgerber-Gasse BC2
Westthor-Graben B2
Winklers-Straße C2
Wiß-Haus A3
Wöhrder Thor E2
Wöhrder-Wiese E3
Wolfs-Gasse D1
Zeughaus C3
Zirkelschmied-Gasse B3
Zollamt C3
Zufuhr-Straße B4




[283] Gottesdienst eingerichtet und als St. Elisabethkirche 1885 eingeweiht worden. Die Synagoge wurde 1869 bis 1874 von Baurat Wolf erbaut.

Unter den weltlichen Gebäuden nimmt das alte Kaiserschloß, die Burg genannt, den ersten Rang ein. Dieselbe wurde wahrscheinlich schon unter Kaiser Konrad II. erbaut und erhielt unter Friedrich Barbarossa ihre jetzige Gestalt. Bemerkenswerte Teile dieses Baues sind der sogen. Heidenturm, 2 Kapellen übereinander (Margareten- und Ottmars- oder Kaiserkapelle) und die 1854–56 geschmackvoll eingerichteten Gemächer der königlichen Familie mit trefflichen Holzschnitzereien von Veit Stoß, Gemälden von L. Cranach, Burgkmaier, H. Schäuffelin u. a. Der große Lindenbaum im innern Burghof soll 800 Jahre alt sein. Das Schloß der Burggrafen, welches sich nahe der Kaiserburg befand, besteht nicht mehr. Es wurde 1420 niedergebrannt und an seiner Stelle von der Stadt ein Kornhaus, die sogen. Kaiserstallung, erbaut, welches zwischen dem fünfeckigen Turm, dem ältesten Gebäude der Stadt, und dem „Luginsland“ liegt und militärischen Zwecken diente. Das Rathaus, 1616–1622 in italienischem Stil erbaut, hat eine 89 m lange Fassade von 2 Stockwerken, 3 große Portale, im Hof einen schönen bronzenen Brunnen von Pankraz Labenwolf und mehrere Säle, worunter der sogen. große, durch zwei Stockwerke gehende, mit Wandgemälden nach A. Dürers Entwürfen geschmückte Saal. Der nordöstliche Teil des Rathauses wurde in neuester Zeit nach den Plänen des Direktors Essenwein umgebaut, wobei besonders der schöne gotische Hof und der gegen den Fünferplatz gelegene Turm bemerkenswert sind. Außerdem sind zu erwähnen: das Theater (1827–33 erbaut), das große Heilige-Geisthospital (wovon ein Teil auf zwei Bogen über der Pegnitz erbaut), das 1845 erbaute große städtische Krankenhaus vor dem Frauenthor, das Gebäude der Museumsgesellschaft, das königliche Bahnhofsgebäude. Von den ältern Privatgebäuden sind zu bemerken: das Nassauer Haus (Schüsselfeldersches Stiftungshaus) von 1350 mit dem Brunnenstandbild König Adolfs von Nassau; das Grundherrsche Haus, worin 1356 die Goldene Bulle zum Teil abgefaßt wurde; das Tuchersche Haus, das Haus Albrecht Dürers und gegenüber das sogen. Pilatushaus; das Haus des Dichters Hans Sachs und das des Volksdichters Grübel; das Pfarreigebäude von St. Sebald, mit gotischem Erker (einst Wohnung Melchior Pfintzings, des Verfassers des „Theuerdank“); das Pellersche Haus, 1605 in venezianischem Stil erbaut, und das Petersensche (ehemals Topplersche) Haus, das Kraftsche Haus, das höchst bemerkenswerte Ruprechtsche Haus, das Herdegensche Haus u. a.; unter den neuern: das Bankgebäude, der Lorenzer Pfarrhof, der Justizpalast, das Bergauschlößchen u. a. m. Unter den öffentlichen Denkmälern sind hervorzuheben: der sogen. „schöne Brunnen“ am Markt, eine äußerst zierlich gearbeitete, figurenreiche, 19,5 m hohe, aus drei Abteilungen bestehende Steinspitzsäule (1385–96 unter dem Stadtbaumeister Friedr. Pfintzing vom Meister Heinrich dem „Balier“ erbaut und zuletzt 1822–24 restauriert); der zierliche, unter dem Namen des „Gänsemännchens“ bekannte eherne Brunnen hinter der Frauenkirche (von Pankr. Labenwolf); das Standbild A. Dürers auf dem gleichnamigen Platz (von Rauch entworfen und von Burgschmiet gegossen); das des Meistersängers Hans Sachs auf dem Spitalplatz (von Kraußer modelliert und von Lenz gegossen); das Steindenkmal Melanchthons auf dem Platz vor dem Gymnasium; das 1876 errichtete Kriegerdenkmal (Viktoria) in der Adlerstraße (nach Wanderers Entwurf) und der 1881 nach Wanderers Entwurf errichtete Grübelsbrunnen mit der Statuette des Volksdichters Grübel. Die „sieben Stationen“ sind sieben vom Pilatushaus bis zum Johanniskirchhof aufgestellte steinerne Säulen mit Reliefs aus der Leidensgeschichte Jesu von A. Krafft. Der St. Johanniskirchhof, 1 km vor der Stadt, enthält die Grabmäler A. Dürers, Veit Stoß’, Sandrarts, Wilibald Pirkheimers, Lazarus Spenglers, des Volksdichters Grübel etc., der Kirchhof zu St. Rochus das Grabmal Peter Vischers. Die Einwohnerzahl, 1818 erst 26,854, betrug 1885: 115,980 Seelen mit Einschluß der Garnison (darunter 24,213 Katholiken und 3738 Juden). Die Garnison besteht aus dem Stab der 3. Division, der 6. Infanterie- und 3. Kavalleriebrigade, dem 14. Infanterieregiment, 1. Chevaulegers-Regiment und 1 Batterie Artillerie.

Der Kunstfleiß und die Gewerb- und Fabrikthätigkeit Nürnbergs sind weltberühmt und liefern die unter dem Namen „Nürnberger Waren“ bekannten Spielzeuge, Kurzwaren, Messing- und Stahlwaren, Uhren, Bleistifte (diese, außer mehreren Fabriken in N. selbst, namentlich die seit 1761 bestehende Fabersche Fabrik in dem nahen Ort Stein), Blattgold, chemische Produkte, Farben (namentlich die große Ultramarinfabrik von Zeltner), Pinsel, Bürsten, Nachtlichte, Siegellack, Honig- und Lebkuchen, Tabak und Zigarren, Spielkarten, Zündhütchen, Haken u. Ösen, Filzschuhe, Maschinen, Eisenbahnwagen, Erzguß, elektrische Fabrikate und Fernsprecher; ferner hat N. mehrere Schriftgießereien, zahlreiche Buchdruckereien, Buch- und Kunsthandlungen, Bierbrauereien, Mühlen etc. Insgesamt zählte man 1886: 175 Fabriken. Der Handel erstreckt sich vornehmlich auf die Produkte der Industrie, daneben auf Kolonialwaren (Einfuhr aus den Niederlanden), Hopfen (Ausfuhr nach Amerika), Getreide und Mehl, Petroleum, Briefmarken. Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten betrug 1886: 51/2 Mill. Dollar. Mit der Eisenbahn kamen 1886: 450,074 Ton. Güter an, während 128,994 T. abgingen; auf dem Donau-Mainkanal angekommen 47,383 T., abgegangen 5540 T. Endlich ist der Geld- und Wechselverkehr Nürnbergs äußerst lebhaft, und zu dessen Förderung tragen eine Reichsbankstelle, die 1786 gegründete Königliche Hauptbank, eine Hopfenbörse, Handelskammer, mehrere auf Aktien gegründete Industrieanstalten, der Hafen des an der Stadt vorüberführenden Donau-Mainkanals, die direkte Eisenbahnverbindung nach allen Richtungen (von N. gehen allein 8 Eisenbahnlinien aus) und mehrere gut besuchte Messen etc. bedeutend bei.

An höhern Bildungsanstalten hat N.: ein Gymnasium (im ehemaligen Ägidienkloster, 1526 von Phil. Melanchthon eingerichtet, ein zweites wird gegenwärtig gebaut), eine Industrie- und Kreisrealschule, ein Realgymnasium, eine berühmte Kunstgewerbeschule, eine Handelsschule, eine Kreis-Landwirtschaftsschule, eine Baugewerkschule, ein Taubstummen- und ein Blindeninstitut. N. ist reich an Kunstsammlungen, unter denen das 1852 vom Freih. v. Aufseß gegründete Germanische Museum (s. d.) in dem 1382 erbauten Kartäuserkloster obenan steht. Das 1871 gegründete Bayrische Gewerbemuseum enthält reiche Mustersammlungen für das Kunstgewerbe. Nächstdem verdienen Erwähnung: die Stadtbibliothek im ehemaligen Dominikanerkloster mit 70,000 Bänden, vielen Inkunabeln, seltenen Handschriften etc.; die mit der Kunstschule verbundene Sammlung von Skulpturen und Gipsabgüssen; die städtische Gemäldegalerie, [284] die sich besonders durch treffliche Bilder aus der altdeutschen Schule auszeichnet; die Bildersammlung der Moritzkapelle wurde 1882 dem Germanischen Museum überwiesen, und die Kapelle dient nun zu religiösen Versammlungen. Unter den zahlreichen Privatsammlungen sind die bedeutendsten: die Pickertsche Antiquitätensammlung und die Merkelsche Familiensammlung (jetzt im Germanischen Museum aufbewahrt). Der Albrecht Dürer-Verein veranstaltet permanente Gemäldeausstellungen. An Wohlthätigkeits- und sonstigen gemeinnützigen Anstalten bestehen: ein allgemeines Krankenhaus, eine Heil- (Maximilians-) Anstalt für Augenkranke, ein Waisenhaus, 2 Pfründnerhäuser, eine Zentralbibelgesellschaft und zahlreiche Vereine. Zu erwähnen sind noch: der 1644 gestiftete, noch jetzt bestehende pegnesische Blumenorden (s. Pegnitzorden), ein Industrie- und Kulturverein, die Naturhistorische Gesellschaft sowie der Verein für Geschichte der Stadt N. N. ist Sitz eines Oberlandes- und Landgerichts (letzteres für die acht Amtsgerichte zu Altdorf, Gräfenberg, Hersbruck, Hilpoltstein, Lauf, N., Roth und Schwabach), eines Bezirks- und eines Hauptzollamtes, eines Oberpostamtes etc. Um die Wälle ziehen sich schattenreiche Alleen. Besuchte Vergnügungsorte sind: der auf dem alten „Judenbühl“, seit 1855 „Maxfeld“ genannt, gelegene Stadtpark, die Rosenau, eine liebliche Anlage bei der Wißschen Villa, der Schellmanns- und Köchertzwinger und in der Umgegend der Dutzendteich, der Schmaußenbuck und die Alte Feste, letztere bekannt durch die Schlacht von 1632. Das Wappen der Stadt (s. Abbild., S. 282) ist ein halber schwarzer Adler in goldenem Felde, das in der andern Hälfte sechsmal rot- u. silbergestreift ist. Auch führt die Stadt einen goldenen gekrönten Jungfernadler (Harpyie) in Blau und einen schwarzen Adler in rotem Feld.

[Geschichte.] Urkundlich kommt N. zuerst 1050 vor, wird aber schon 1062 als Stadt bezeichnet. Heinrich III. hat ihr Marktfreiheit, Zoll- und Münzrecht verliehen. 1105 soll die Stadt von Heinrich V. erobert und zerstört sein, scheint jedoch bald wieder aufgebaut worden zu sein, denn 1127 wurde sie von Kaiser Lothar eingenommen und Heinrich dem Stolzen übergeben; Konrad III. nahm sie wieder für das Reich in Besitz. Friedrich II. verlieh ihr 1219 die Reichsfreiheit. Die Burggrafschaft N., die zuerst 1105 erwähnt wird, ging 1191 an die Grafen von Zollern über. Von ihr unabhängig entwickelte sich die Verfassung der Stadt, an deren Spitze schon 1236 Konsuln standen. Daneben gab es einen Rat und schon seit König Philipps Zeit einen Reichsschultheißen für die Gerichtsbarkeit. Als seit dem 15. Jahrh. der größte Teil des Reichsguts in den Besitz der Stadt überging, wurden auch der Butigler (für die Finanzen) und der Reichsforstmeister städtische Beamte. 1349 hing ein Teil der Bürger Günther von Schwarzburg an und erregte einen Aufstand; aber Karl. IV. erschien mit einem Heer und setzte den Rat wieder ein. Von nun an war Nürnbergs Wohlstand in stetem Wachsen, und es ward einer der ersten Handelsplätze in Europa, indem es die von Italien ihm zugeführten Waren nach dem Norden vertrieb. Doch betrug seine Bevölkerung im 15. Jahrh. nur 20,000 und stieg zu Anfang des 17. Jahrh. nur auf 40,000 Seelen. Erst durch den veränderten Weg des ostindischen Handels verlor es mehr und mehr von seinem Wohlstand. Von 1073 bis zum Ende des 16. Jahrh. sind viele Reichstage in N. gehalten worden; zu den wichtigsten gehört der 25. Nov. 1355 eröffnete, auf dem die Goldene Bulle entstand. Die Reichskleinodien wurden 1424 nach N. gebracht und blieben bis 1806 daselbst. 1427 kaufte der Rat von dem Burggrafen Friedrich VI. die Burg samt allem Zubehör um 120,000 Gulden. Doch ward dieser Kauf Veranlassung zu vielen Zwistigkeiten mit den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Schon 1449 brach eine Fehde mit dem Markgrafen Albrecht Achilles aus, in welcher eine Menge Dörfer und Weiler der beiden Parteien zerstört wurde, bis es endlich 1450 zum Vergleich kam. Als 1552 der Streit von neuem ausbrach, gelang es Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach nicht, die Stadt zu erobern. Während des bayrisch-pfälzischen Erbfolgekriegs glückte die Erwerbung mehrerer Ämter in der Oberpfalz, wie Lauf, Hersbruck, Altdorf, Betzenstein, Velden. Dadurch wurde das der Stadt gehörige ehemalige Reichsgebiet zwischen Regnitz, Schwarzach und Schwabach erheblich vergrößert. Die Reformation wurde 1524 eingeführt und N. bald eine Vorkämpferin der neuen Lehre. Am 23. Juli 1532 wurde der Nürnberger Friede (erster Religionsfriede) zwischen den Protestanten und Katholiken und 10. Juni 1538 der Nürnberger Bund zwischen Kaiser Karl V. und den katholischen Ständen gegen die Protestanten hier geschlossen. Während des Schmalkaldischen Kriegs hielt sich N. neutral. Am 10. Mai 1609 trat es der protestantischen Union bei. Im Dreißigjährigen Krieg stellte sich die Stadt 1631 unter den Schutz Gustav Adolfs und wurde von diesem gegen Tilly und besonders gegen Wallenstein kräftig verteidigt. Nach der für die Schweden unglücklichen Schlacht bei Nördlingen, und nachdem der Kurfürst von Sachsen sich mit dem Kaiser verglichen hatte, war auch N. genötigt, dem Vergleich beizutreten. Infolge des französischen Revolutionskriegs geriet die Stadt in eine so mißliche Lage, daß sie dem König von Preußen 1796 zu freiwilliger Unterwerfung sich erbot, was aber nicht angenommen wurde. Beim Reichsdeputationshauptschluß von 1803 behielt N. die Reichsfreiheit, geriet aber mit dem König von Preußen als Burggrafen der Stadt in Zwistigkeiten, infolge deren Preußen einen Teil des Nürnberger Stadtgebiets förmlich in Besitz nahm. 1806 kam die Stadt mit einem Gebiet von 1266 qkm (23 QM.) und 80,000 Einw., aber auch mit einer Schuldenlast von fast 9 Mill. Gulden an die Krone Bayern. Am Schluß des Kriegs von 1866 (1. Aug.) wurde N. von einem preußischen Reservekorps unter dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin besetzt. N. ist Geburts- oder Aufenthaltsort nicht weniger berühmter Männer, als Martin Behaims, A. Dürers, Eoban Hesses, Melchior Pfintzings, Joachim Sandrarts, Wilibald Pirkheimers, Hans Sachs’, Ad. Krafts, Peter Vischers, J. Grübels u. a. Mehrere der wichtigsten Erfindungen wurden in N. gemacht, wie die der Taschenuhren, der Windbüchse, der Klarinette, des Messings, des Globus, des Feuerschlosses, des Pedals u. a. Vgl. „Nürnbergische Chroniken“ (hrsg. von Hegel, Leipz. 1862–74, Bd. 1–5); v. Stillfried-Rattonitz, Die Burggrafen von N. im 12. Jahrhundert (Görl. 1843); Riedel, Ursprung und Natur der Burggrafschaft N. (Berl. 1854); Soden, Kriegs- und Sittengeschichte der Reichsstadt N. (Erlang. 1860); Roth, Geschichte des Nürnberger Handels (Leipz. 1800); J. Voigt, Blicke in das kunst- und gewerbliche Leben der Stadt N. im 16. Jahrhundert (Berl. 1862); Priem, Nürnberger Sagen und Geschichten (Nürnb. 1874); Derselbe, Geschichte der Stadt N. (das. 1874); Kleinschmidt, Augsburg, N. und ihre Handelsfürsten im 15. und 16. Jahrhundert (Kassel 1881); Stockbauer, Nürnbergisches Handwerksrecht des [285] 16. Jahrhunderts (Nürnb. 1879); Roth, Die Einführung der Reformation in N. (Würzb. 1884); Lochner, N. und seine Merkwürdigkeiten (4. Aufl., Nürnb. 1873); „N., Führer durch die Stadt“ (8. Aufl., das. 1883).