MKL1888:Mykōsis
[951] Mykōsis (v. griech. mykos, Schwamm, Pilz), ursprünglich nach Virchow Kollektivbezeichnung für alle diejenigen Erkrankungen einzelner Gewebe (Haut, Schleimhäute, Knochenmark etc.), welche direkt durch das parasitäre Wachstum niederer Pilzspezies hervorgebracht werden. Da der Name M. zu einer Zeit entstand (Anfang der 50er Jahre), zu welcher über die niedrigsten Pilzformen, die Schizomyceten, überhaupt nur sehr wenig, über ihre Bedeutung als Krankheitserreger gar nichts bekannt war, so hat man bei den frühern Autoren (bis etwa 1868) unter Mykosen immer nur Erkrankungen zu verstehen, denen als Ursache Ansiedelungen von Schimmelpilzen zu Grunde liegen; da diese Pilze niemals allgemeine Krankheiten verursachen, so schließt der ältere Begriff schon an sich mit ein, daß unter M. nur ein örtliches Leiden gemeint sein kann. Hierher gehören die Schwämmchen (s. d.), der Erbgrind, die Flechte (Herpes tonsurans), der Madurafuß u. a. Später wurde dann der Name erweitert und auf eine große Zahl der sogen. Infektionskrankheiten, auf Cholera, Wochenbettfieber, Herzklappenentzündungen, Wundfieber, Milzbrand, Verschwärungen der Hornhaut, kurz, auf alle diejenigen Allgemein- oder Lokalaffektionen ausgedehnt, für deren Entstehung als erste Quelle das Contagium vivum einer Spaltpilzart (Mikrokokken, Bakterien, Monaden, Monadinen, Coccobacteria etc.) nachgewiesen worden ist. Vgl. Nägeli, Die niedern Pilze in ihren Beziehungen zu den Infektionskrankheiten etc. (Münch. 1877); de Bary, Übersicht über die parasitischen Bakterien (Straßb. 1885); Flügge, Die Mikroorganismen (2. Aufl., Leipz. 1886).