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MKL1888:Monbuttu

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Monbuttu“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Monbuttu“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 738
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Monbuttu. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 738. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Monbuttu (Version vom 29.08.2021)

[738] Monbuttu (Mangbattu), ein zu den Nubavölkern gehöriges Volk in Zentralafrika, zwischen 3 und 4° nördl. Br., jenseit der Nilwasserscheide im obern Gebiet des Uëlle. Ihr Gebiet, das im N. an das der Niam-Niam stößt, wird als 12,000 qkm (218 QM.) groß und ihre Seelenzahl von Schweinfurth auf mindestens 1 Mill. angegeben. Es ist ein welliges, hügeliges Hochland von 800–900 m mittlerer Meereshöhe, reich bewässert und bewaldet und von Wild aller Art bevölkert. Die Hautfarbe der M. gleicht der gemahlenen Kaffees, ihre Gesichtsbildung erinnert an den semitischen Typus (s. Tafel „Afrikanische Völker“, Fig. 16); der Bartwuchs ist stärker, die Muskulatur aber schwächer als bei den Niam-Niam. Ihre Kleidung fertigen sie aus der Rinde eines Feigenbaums, welche sie färben, das Weben ist ihnen völlig unbekannt; die Frauen gehen nahezu nackt, bemalen indes den ganzen Körper. Beide Geschlechter tragen ihr Haar, das sie noch durch fremdes vermehren, in einem langen, schräg hinten hinausragenden Chignon in Cylinderform und die Männer auf diesem viereckige, mit Federn geschmückte Strohhüte. Ihre Waffen sind Schild, Speer, Bogen und Pfeil, dolchartige oder sichelförmige Messer; die Wurfmesser ihrer Nachbarn fehlen ihnen. Als Schmiede übertreffen sie fast alle andern zentralafrikanischen Völkerschaften; Eisen gewinnen sie selber, Kupfer erhalten sie aus dem Süden. Ihre Holzschnitzerei steht auf einer hohen Stufe. Sie fertigen Schilde, Trommeln, Stühle, Platten und große Boote. Noch ausgezeichneter sind ihre Töpferwaren, namentlich die Wasserflaschen. Auffallenderweise fehlen ihnen Saiteninstrumente. Ackerbau und Viehzucht werden vernachlässigt, nur Hühner und kleine Hunde zum Verspeisen werden gezüchtet. Die M. sind geschickte Köche; ihre beliebteste Speise ist aber Menschenfleisch, das sie mit einer Mehlspeise genießen. Nach Junker kommt hier kein Leichnam zur Bestattung, und man macht Kriegszüge gegen die Nachbarn zu dem alleinigen Zweck, Menschen zu erbeuten. Die Hütten sind meist rechteckig mit großem überwölbenden Dach, aber auch rund und alle sehr geschickt gebaut. König Munsas Palast umschloß Hallen von 50 m Länge, 20 m Breite und 16 m Höhe. Über die Religion der M. ist wenig bekannt; bemerkenswert ist bei dem Fehlen aller andern Verstümmelungen die allgemein zur Zeit der Mannbarkeit geübte Beschneidung. Trotz ihres Kannibalismus stehen die M. kulturell höher als ihre Nachbarn, und trotz unbeschränkter Polygamie besteht wahre Zuneigung zwischen den Ehegatten. Grundverschieden von allen Negern, halten die M. fest zusammen und scheinen ihr Vaterland wirklich zu lieben. Die Fürsten haben große Vorrechte; außer dem Monopol des Elfenbeinhandels beziehen sie einen bestimmten Teil der Bodenfrüchte. Zahlreiche Beamte und eine Leibgarde umgeben sie. Indessen hat sich das Land unter dem zersetzenden Einfluß der Araber ebenso zerklüftet wie das Nachbarland der Niam-Niam und befindet sich in einem fortdauernden Prozeß des Niedergangs. Vgl. Schweinfurth, Im Herzen von Afrika (Leipz. 1875); Junker in „Petermanns Mitteilungen“ 1881 ff.